
Dresden – Dresdens erstes und bis 1945 einziges Hochhaus steht am – Albertplatz. Der elfgeschossige und 37 Meter hohe Stahlbetonskelettbau wurde 1929 nach einem Entwurf des Architekten Hermann Paulick für die damalige Sächsische Staatsbank errichtet, die das Gebäude bis Kriegsende als Verwaltungsbau nutzte. Die Bauzeit betrug nur sieben Monate; eine ingenieurtechnische Meisterleistung –dank des Betonfachmannes Benno Löser, der mit frühhochfestem Zement ein Geschoss pro Woche vollendete. An der Nordseite des Albertplatzes gelegen, zeigt das Hochhaus Elemente der Neuen Sachlichkeit und des Neoklassizismus. Ursprünglich wegen seiner Höhe umstritten, gehört es heute zu den wenigen erhaltenen Bauten der Dresdner Vorkriegsmoderne.
Ältere Dresdner erinnern sich, dass während des Zweiten Weltkrieges ein 2-cm-Flakvierling der Luftwaffe zur Abwehr von Tieffliegern auf dem Dach des Gebäudes stationiert war. Am 13. Februar 1945 wurde hier ein amerikanisches Flugzeug abgeschossen, dessen Trümmer noch tagelang auf dem Albertplatz und in der angrenzenden Antonstadt herumlagen. Der robuste Bau überstand den Bombenangriff. Nach dem Krieg fanden alsbald die Dresdner Verkehrsbetriebe im „DVB-Hochhaus“ ein neues Domizil. In den 80er Jahren wurde der Bau unter Denkmalschutz gestellt, nach 1996 stand er 20 Jahre leer.
30 Millionen Euro investierte die Simmel Dresden Gmbh als neuer Eigentümer, um das Haus ab 2013 zu sanieren und mit Anbauten für ein angrenzendes Shoppingcenter zu erweitern. Anfang Juli 2015 eröffneten Simmel-Edeka, Aldi und Rossmann, später dann der Elektronikmarkt Medimax und ein origineller Imbiss „@ petit station“. Seit November vorigen Jahres findet sich ein Tee- und Gewürzladen des Sternekochs Alfons Schuhbeck im Erdgeschoss. Die Tiefgarage des Areals bietet 360 kostenfreie Parkplätze.
Verantwortlicher Architekt ist der Dresdner Stephan Hänel. Verdienstvoll ist, dass nach 2 Jahrzehnten Stillstand wieder urbanes Leben im und um den Hochhauskomplex pulsiert. Dennoch steht der rekonstruierte Bau auch nach einem Jahr merkwürdig beziehungslos an dem sensiblen Ort, seiner 2015 abgetragenen Seitenflügel beraubt, was auch die neu hinzugekommenen Kuben des Einkaufszentrums mit ihren eigentümlichen Stabfassaden nicht wettmachen. Selbst das trauliche Brunnenhäuschen mit Spitzdach muss, auf immer hinter ein Fallgitter gezwängt, ausharren, dass es einem wehtut.
Trotz allem Bemühen und beträchtlichen Investitionen zeigt sich auch am Albertplatz, 70 Jahre nach Kriegsende, was unsere Stadt verloren hat. Nicht allein durch Flugzeuge und Bomben, auch durch unser und unserer Vorgänger Unvermögen, der einmal zerborstenen Form wieder einen gültigen Ausdruck zu verleihen. Und doch ist dieser vitale Platz mit seinem wiedererstandenen Hochhaus weit mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt. Und vielleicht sind es gerade auch die Brüche im Gesamtbild, die den Dresdnern vor Augen führen, dass es unverzichtbar ist, historisch Überliefertes zu schätzen und zu schützen!
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