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Zur Erinnerung an Sachsens „Vater August“ (1526-1586)

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Kurfürst August von Sachsen. Lithographie von Fr. Zimmermann (um 1840)

Dresden – Am 31. Juli ist es 490 Jahre her, dass Sachsens späterer Kurfürst August als jüngster Sohn von Herzog Heinrich dem Frommen und der Katharina von Mecklenburg in Freiberg geboren wurde. Als Erzieher fungierte der Schulreformator Johannes Rivius, mit dem der junge Prinz nach Leipzig ging, um Vorlesungen an der Universität zu hören. Am Hof in Wien schloss August eine lebenslange Freundschaft mit dem gleichaltrigen Königssohn Maximilian, dem späteren Kaiser Maximilan II., und empfing nachhaltige Impulse für eine habsburgfreundliche Reichspolitik.

Von seinem älteren Bruder Moritz bekam er 1544 die Verwaltung des Hochstifts Merseburg übertragen und wurde gelegentlich zu Regierungshandlungen herangezogen. Aus Anlass seiner ersten Ehe mit Anna Prinzessin von Dänemark (1548), aus der 15 Kinder hervorgingen, erhielt das Paar eine eigene Hofhaltung in Dresden. Nachdem Moritz 1553 überraschend starb, bestieg Kurfürst August den Thron der albertinischen Wettiner.

Als echter Landesvater sah dieser seinen Ehrgeiz in einer guten Verwaltung des Landes und dem Wohle seiner Bewohner. Mit den ernestinischen Verwandten, denen er große Teile Thüringens überließ, suchte der Kurfürst den Ausgleich, erzielte später aber in den „Grumbachschen Händeln“ mit harter Hand auch territoriale Zugewinne. Eine bedeutende Vergrößerung seines Staatsgebietes erreichte August durch Kauf (1569 sächsisches Vogtland), Tausch (1559 Amt Stolpen) und geschicktes politisches Taktieren (Einverleibung der Hochstifte Merseburg, Naumburg und Meißen).

Durch den Erwerb von adligen Grundherrschaften und deren Umwandlung in landesherrliche Ämter suchte der Kurfürst die Macht des Adels zurückzudrängen. Er stärkte die Regierungsbehörden, errichtete 1574 den Geheimen Rat als oberste Landesverwaltungsbehörde und ließ das Finanz- und Justizwesen reformieren. Mit den Konstitutionen von 1572 entstand ein umfassendes Gesetzbuch auf neuzeitlichen Grundlagen, eine Kirchen- und Schulordnung brachte landesweiten Fortschritt.

Zahllose Neuerungen erfolgten auf wirtschaftlichem Gebiet (Berg-, Münz- und Forstordnungen). Schlossbauten (Augustusburg, Annaburg, Lichtenburg), und anspruchsvolle Bauprojekte in Dresden (Umbau des Residenzschlosses, Zeug- und Kanzleihaus) verbanden Machtanspruch und Repräsentationsbedürfnis eines selbstbewussten Landesfürsten. Seinem Nachfolger hinterließ der sparsam haushaltende Landesherr einen Staatsschatz von nahezu zwei Millionen Gulden.

Unduldsam zeigte sich August, ein frommer Lutheraner, bei der Unterdrückung calvinistischer Strömungen, während er der katholischen Partei versöhnend und ausgleichend entgegentrat. Das Verhandlungsgeschick des stets auf die Erhaltung des Friedens orientierten Wettiners wurde selbst von ausländischen Mächten gern in Anspruch genommen.

Mit der 1560 gegründeten Kunstkammer legte August den Grundstein für die kunst- und naturwissenschaftlichen Sammlungen des Dresdner Hofes. Im Laufe seines Lebens sammelte er hier an die 100.000 Objekte: Instrumente, Skulpturen, Gemälde, Bücher. Der Katalog der kurfürstlichen Bibliothek auf der Annaburg erfasst einen Bestand von 1.722 Bänden und gilt als ältester Katalog der heutigen SLUB Dresden.

Im Bestreben, den Obstbau im Kurfürstentum zu fördern, erließ August 1577 ein Gesetz, wonach alle Ehepaare vor der Hochzeit zur Pflanzung von zwei gepfropften Bäumen auf der Allmendefläche ihrer Gemeinde verpflichtet waren. Maßlosigkeit bewies der Kurfürst hingegen in seiner Jagdleidenschaft. So hatte er 1556 ein ganzes Dorf, Kreyern bei Dresden, abreißen und die Bauern umsiedeln lassen, da ihm deren Felder ein Hindernis für die Jagd darstellten.

Karlheinz Blaschke nennt den ganz aufs Praktische orientierten August in seinem fulminanten „Fürstenzug zu Dresden“ (Leipzig/Jena/Berlin 1991) einen „rechten Sachsen“, der in den 33 Jahren seiner Regierungszeit seinem Lande jene innere Ausgestaltung ermöglichte, die dem Kurfürstentum für zweieinhalb Jahrhunderte seine charakteristische Form verschaffen sollte. Sachsen wurde demnach „ein Land des Fleißes, der Ordnung, des allgemeinen Wohlstandes, für Bildung und Kultur aufgeschlossen und allen politischen und militärischen Abenteuern abhold“.

Nachdem seine Gemahlin und kongeniale Partnerin, die sich mit Obst- und Weinbau sowie Tierzucht, Medizin und Pharmazie beschäftigende Kurfürstin Anna, am 1. Oktober 1585 an der Pest verstorben war, ging August mit der dreizehnjährigen Agnes Hedwig von Anhalt-Dessau eine neue Ehe ein. Kurz darauf, am 11. Februar 1586, starb er im sechzigsten Lebensjahr an einem Schlaganfall in Dresden. In der Begräbniskapelle des Freiberger Domes St. Marien fand das vom Volk als „Vater August“ und „Mutter Anna“ verehrte Fürstenpaar seine letzte Ruhe.

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