
Kutno – 3. August 1750. Am frühen Abend waren die Königlichen Hoheiten auf ihrer Reise nach Dresden in Kutno eingetroffen, um sich nach einem Abendessen alsbald in ihre Gemächer zurückzuziehen. Derweil hatte Wackerbarth ganze Arbeit geleistet und alles Notwendige veranlaßt. Allein die Unterbringung des Hofstaats hatte ein Vermögen verschlungen und jene aus Dresden mitgebrachten Musici probten seit Tagen von früh bis spät, was manchen Lakaien allmählich mit stummer Verzweiflung erfüllte. Außerdem hatte man sämtliche Eiskeller der Region requirieren müssen, da eine ungewöhnlich langanhaltende Hitze die Bemühungen der königlichen Küche zunichte zu machen drohte. Und irgendwann war selbst der unermüdliche Wackerbarth in einen traumlosen Schlaf gesunken ...
Am andern Morgen war ganz Kutno auf den Beinen, als August III. und Maria Josepha nach dem Besuch der heiligen Messe in einem Sechsspänner dem Festgelände vor dem Postpalais zustrebten. Dort auf dem Markt hatten sich der Bürgermeister und die Honoratioren der Stadt versammelt, deren Begrüßung der König auf Polnisch erwiderte. Pauken und Trompeten erklangen, Wackerbarth geleitete das Königspaar zur Tafel, derweil Postknechte und berittene Garden die Schaulustigen zurückdrängten, die sich schnell im Trubel eines Volksfests verloren, das mit Gauklern, Theater- und Handelsleuten am Rande abgehalten ward. Es war bekannt, daß sich der König nur ungern in der Öffentlichkeit bewegte, doch sollte, mit dem anstehenden Empfang jenes Grafen Mescinski, dessen Oheim einst bei Augustens sel. Vater zu reüssieren gesucht, doch etwas wie ein Versprechen eingelöst werden.
Erwartungsgemäß verfehlte Mescinskis jugendliche Gemahlin ihre Wirkung auf den Monarchen nicht, der gute Miene machte, während der Graf überschwänglich das sächsisch-polnische Bündnis beschwor. Dann aber kam dieser unverblümt auf sein wirkliches Anliegen, die Geschehnisse im nahgelegenen Malina, dem neuerbauten Mescinski-Schloß. Seit Monaten war es dort immer wieder zu Gewalttaten gekommen, die recht eigentlich ihm und seiner Familie gegolten haben müßten. Am Ende seiner Schilderung warf sich der Graf vor Augusts Füße, um demütig dessen Hilfe zu erbitten. Wackerbarth aber winkte Bargrit, einen vierschrötigen Sergeanten des Leibregiments, heran, ein zwielichtiger Bursche, doch gerissen genug, um bisher jeden Auftrag seines königlichen Herrn meistern zu können.
Bargrit wurde mit einer Kompanie des Festungsregiments Czestochowa in Marsch gesetzt und kehrte anderntags mit einem Gefangenen aus Malina zurück. Wie sich durch Einvernahme der Dorfbevölkerung herausgestellt hatte, steckte hinter den Missetaten die berüchtigte Räuberbande des Maciej Symansky, der dabei ein Dienstmädchens des Grafen auf seiner Seite wußte. Noch in der Nacht hatte es ein Scharmützel gegeben, wobei ein braver Grenadier aus Czestochowa sein Leben verlor. Ebenso starben fünf Übeltäter, während der Rest der Bande das Weite suchte. Symansky selbst hatte sich auf dem Dachboden von Schloß Malina versteckt und war - von seiner Geliebten verraten – gefangen worden, um einer verdienten Strafe entgegenzusehen. Und während man in Malina dankbar und erleichtert den beschaulichen Spätsommer genoß, konnten auch der König und die Königin mit dem getreuen Wackerbarth ihre (fiktive) Reise fortsetzen, wo sie eine Woche später in der Residenzstadt Dresden schon erwartet wurden. Fortsetzung folgt.
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