
Meißen – Die historische Altstadt ist wunderschön und in ihrer Geschlossenheit einzigartig. Hier haben große Bauepochen ihre Spuren hinterlassen: Renaissance, Barock, Klassizismus, Gründerzeit und Jugendstil. Liebevoll restauriert, erscheint Meißen mit seinen Gassen und Winkeln als Inbegriff einer alten deutschen Stadt. Am Heinrichplatz, vor der ehemaligen Franziskanerklosterkirche (die das Stadtmuseum birgt), hat an diesem Sonnabend (1.9.) das „Trojanische Pferd“ des Vereins „Pro Mitsprache e. V.“ um den Dresdner Rene Jahn Station gemacht.
Die 5 Meter hohe Monumentalskulptur aus Styropor sorgte bereits in Dresden und Pirna für Aufsehen und soll heute ein „Gesprächsangebot“ für die Meißner Bürger initiieren helfen, die in wenigen Tagen, am 9. September, einen neuen Oberbürgermeister wählen. Die Parallele vom Mythos des hölzernen Pferdes, mit dem die Griechen einst das antike Troja durch ein List in die Knie zwangen, zu einer als „besorgniserregend“ empfundenen Gegenwart, liegt nahe und wird in den Redebeiträgen von Birgit Kutscher, Thomas Kirste, Elmar Gehrke, Johannes Zeller und Yvonne Hensel immer wieder bemüht.
Darin geht es um den Dilettantismus mancher Politiker, fehlende demokratische Mitbestimmung und notwendige Reformen, Entsetzen über ansteigenden Gewalttaten und den Umgang der Medien mit öffentlichen Kritikern, aber auch Stolz - auf die eigene Heimat und den Zusammenhalt der Sachsen. Erwartungsgemäß gibt ein Wort das andere, kommen Passanten wie Protagonisten im lauschigen Rund um Heinrichbrunnen und Fußgängerzone schnell ins Gespräch. Die fünf OB-Kandidaten aber schlagen diese Möglichkeit aus, allein Frank Richter, der frühere Bürgerrechtler, schlendert einmal über das Areal, mag aber nicht in Erscheinung treten.
Gegenüber, im Obergeschoß eines Hauses der Elbstraße, prangt, über ganze sechs Fenster verteilt, die Losung „AfD: Trojanisches Pferd für rechte Gewalt“. Doch wer auch immer sich hinter dieser Parole versteckt, der will nicht diskutieren, sondern konfrontieren und ausgrenzen. Beunruhigend nur, daß unter jenen martialischen Großbuchstaben ausgerechnet Frank Richters Wahlplakate hängen, der sich darauf lächelnd mit dem Slogan „Zeit für den Wechsel“ empfiehlt. Inwieweit dies zusammengeht, werden die Meißner Bürger zu bedenken haben, derweil das Riesenpferd aus Dresden fast auf dem Weg ins Brandenburgische ist, wo schon neue Aufgaben warten.

Quelle: Bert Wawrzinek
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