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Das Moritzmonument an der Brühlschen Terrasse

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Das Dresdner Moritzmonument von Wilhelm Walter (1555)

Dresden – Dresdens ältestes erhaltenes Denkmal – ist das Wilhelm Walter (1526-1586) zugeschriebene Moritzmonument aus dem Jahre 1555. Nachdem Kurfürst Moritz von Sachsen (1521-1553), ohne männliche Erben zu hinterlassen, in der Schlacht von Sievershausen den Soldatentod gefunden hatte, trat sein Bruder August (1626-1586) dessen Nachfolge an. Während dieser Zeit waren die Festungsanlagen Dresdens ausgebaut worden, und so ließ August an der Spitze der Hasenberg-Bastei – zwischen dem früheren Pirnaischen und Ziegeltor – seinem Bruder ein imposantes Denkmal setzen.

Der Überlieferung nach hatte der Verstorbene bis zu diesem Punkte die Befestigungsarbeiten vorantreiben können, von dort an habe Kurfürst August diese weiterführen lassen. Nach Schleifung der Festungswerke bildete das Moritzmonument den Eckpunkt zweier, nach den beiden steinernen Kurfürsten erst benannten Promenaden: der am Pirnaischen Platz beginnenden Moritz- und der nach der Brühlschen Terrasse einmündenden Augustusallee. 1895 bekam es durch den Oberlandbaumeister Temper seinen heutigen Platz an der Nordostecke der Befestigungsanlagen, der Außenmauer der Jungfernbastei am östlichen Ende der Brühlschen Terrasse. 

Der Hauptteil des sechs Meter hohen und drei Meter breiten Denkmals bildet ein in dorischer Ordnung ausgeführter Erker von Pirnaischem Sandstein. Darin in Hochrelief fünf überlebensgroße Figuren: Kurfürst Moritz (vom Betrachter links), dem der Knochenmann mit einem Stundenglas die ablaufende Zeit vorhält, übergibt seinem Bruder August das Kurschwert. Im Hintergrund beider Gemahlinnen: Moritz' Agnes von Hessen in Witwentracht, mit einem das Gesicht verdeckenden Schleier; hinter August, die später als „Mutter Anna“ verehrte Kurfürstin Anna von Dänemark. Darüber, die Handlung gleichsam bestätigend, die Trinitas von Gottvater, Christus und Heiligem Geist (als herabfliegender Taube). 

Unter dem Bau kündet eine Inschrift von den durch Kurfürst Christian I. (1590) und König Friedrich August I. (1818) veranlassten Restaurierungen, eine kleine Tafel darunter erinnert an weitere in den Jahren 1871, 1895 und 2000. Zu beiden Seiten des Denkmals prangen (seit 1678) zwei große, mit Gesims bedeckte Steintafeln, deren linke die Lebensdaten von Kurfürst Moritz und Kurfürstin Agnes trägt, die rechte eine Würdigung Moritzens und die Nachricht, dass Anna sich 1548 mit Kurfürst August verehelicht habe. Nach Gurlitt waren über diesen Tafeln einst zwei weitere angebracht (bis 1822). Überhaupt muss das Monument ursprünglich weit großartiger angelegt gewesen sein, wie ein späterer Holzstich (bei Schäfer) mit pompöser Attika, Balustrade und Fresken eindrucksvoll veranschaulicht. 

Das Moritzmonument im 16. Jahrhundert. Holzstich (1858) | Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek
Das Moritzmonument im 16. Jahrhundert. Holzstich (1858)
Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek



Jene Zeichnung mag auf ein Aquarell von Zacharias Wehme (1591) zurückgehen, das Gurlitt als „Entwurf für die Erweiterung“ des Denkmals abtat, da er keine Darstellung kannte, die derartige „Bereicherungen“ hätte bestätigen können. Eine solche findet sich indes bei Löffler (S. 48), wo G. da Tola mit einer Zeichnung um 1570 die frühere Pracht doch erahnen lässt. Im Jahr 2000 wurde das Denkmal durch eine Nachbildung ersetzt. Das Original ist seither in den Kasematten unterhalb der Brühlschen Terrasse, dem Museum Festung Dresden. zu bewundern. 

Soweit die Fakten, doch – nicht anders als heute – machte sich das gemeine Volk höchst eigene Gedanken zur verordneten Gedenkkultur, und so entstand eine weitere, populäre Auslegung der in Stein gehauenen Allegorie. Denn mit dem Moritzmonument hat sich – neben dem Brückenmännchen (siehe:www.sachsen-depesche.de/kultur/dresden-das-br%C3%Bcckenm%C3%A4nnchen-an-der-augustusbr%C3%Bccke.html)– auch eines der ältesten Dresdner Wahrzeichen erhalten. Nach Schäfer wurde es im Volksmund gewöhnlich „die Horche“ genannt, woran vor allem die markante Gestalt der Kurfürstin-Witwe Agnes und der neben Moritz lauernde Knochenmann Anteil haben, welche die Phantasie der Dresdner besonders anzuregen vermochten. 

Demnach soll Moritz seinem Bruder unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein Geheimnis anvertraut haben, worauf dieser aufs Schwert habe schwören müssen. Der Knochenmann sei erschienen, um August anzudeuten, dass ein nicht gehaltener Eid den Tod nach sich ziehe. Die beiden Kurfürstinnen aber hätten ihre Männer „behorcht“. Agnes habe das Geheimnis ausgeplaudert und dafür eine lebenslang zu tragende „Maulbinde“ erhalten, während Anna dasselbe bewahrt hätte. So jedenfalls mag man vor langer Zeit das Geschehen interpretiert haben, was der Bekanntheit von Dresdens ältestem Denkmal entschieden keinen Abbruch tat – und heutige Besucher vielleicht erst richtig neugierig werden lässt.

 

Literatur:

Cornelius Gurlitt: Die Kunstdenkmäler Dresdens. Zweites Heft, Dresden 1901. 
Janus (Hermann Meynert): Charaktergemälde von Dresden, grau in grau; für Alle, welche die Elbresidenz bewohnen oder kennenzulernen wünschen, Pößneck 1833. 
Fritz Löffler: Das alte Dresden. Geschichte seiner Bauten, Dresden 1981. 
Wilhelm Schäfer: Deutsche Städtewahrzeichen. Ihre Entstehung, Geschichte und Deutung. Erster Band, Leipzig 1858.

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    Sind die Sachsen ein Volk?

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    Der bayerische und der Meißner Löwe

    Dresden – Eine Volksabstimmung über den Austritts Bayerns aus der Bundesrepublik Deutschland sei unzulässig, befanden kürzlich die Richter des Bundesverfassungsgerichtes (BVerfG) und wiesen die Klage eines Bürgers ab, der Ende vergangenen Jahres deshalb nach Karlsruhe gezogen war. Darüber berichtete unlängst die BAYERN DEPESCHE: http://www.bayern-depesche.de/politik/bvg-entscheidung-„bayxit“-wäre-verfassungswidrig-–-bayern-bleibt-teil-der-bundesrepublik.html.

    In der vierzeiligen Begründung heißt es, dass das Grundgesetz für Sezessionsbestrebungen einzelner Bundesländer, die gegen die verfassungsmäßige Ordnung verstoßen würden, keinen Raum biete. Die Bayernpartei (BP) zeigt sich indes von der Entscheidung wenig überrascht und verweist darauf, dass das Bundesverfassungsgericht bezüglich der staatlichen Selbständigkeit Bayerns ohnehin „keine rechtsentscheidende Instanz“ darstellen kann. Diese könne letztlich nicht „unter“ sondern nur „neben“ dem Grundgesetz, das von Anbeginn ein „bewusstes Provisorium“ darstelle, realisiert werden. 

    Kritisiert wird ferner, dass die KSZE-Akte von Helsinki, die die Bundesrepublik anerkannt habe, in der BVG-Begründung unberücksichtigt geblieben sei. Diese sehe aber ausdrücklich ein „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ vor, wonach ein Volk das Recht habe, frei über seine politische Verfassung, seine Staats- und Regierungsform zu entscheiden. Dass die gegenwärtig 13 Millionen Bayern ein eigenes Volk sind und Bayern ein Staat und keine Berliner Provinz, steht außer Frage und wird – angesichts zunehmender Forderungen nach Mitbestimmung – der politischen Debatte nicht nur in Süddeutschland weiterhin belebende Impulse liefern. 

    Sind die Sachsen auch ein Volk? Vor 26 Jahren haben sie mit dem Schlachtruf „Wir sind das Volk“ von Sachsen aus eine ganze Diktatur zum Einsturz gebracht! Juristen werden die Achseln zucken, doch was sagen die Länderverfassungen? In der „Verfassung des bayerischen Freistaates“ (1998) wird explizit das „Bayerische Volk“ genannt, besteht der Landtag aus „180 Abgeordneten des Bayerischen Volkes“ (Art. 13). Nach dem Ende der Monarchie in Sachsen hat sich 1920 das „sächsische Volk“ eine neue Verfassung gegeben. Die 1992 verabschiedete „Verfassung des Freistaates Sachsen“ kennt immerhin ein „Volk des Freistaates Sachsen“ (Art. 5), hier sind die Sorben ausdrücklich „gleichberechtigter Teil des Staatsvolkes“ (Art. 6). 

    Niemand wird bezweifeln, dass die Sachsen – nicht weniger als unsere bayerischen Nachbarn – über eine unverwechselbare Eigenart verfügen, über eine mehr als tausendjährige Geschichte und eine Kultur, deren Leistungen die Welt bewundert. Demgegenüber macht der Zeitraum eingeschränkter staatlicher Souveränität – 1871 bis in unsere Tage – einen kleinen Abschnitt aus. Gerade während dieser Zeit haben die Sachsen über alle Umbrüche hinweg an ihrer Identität festgehalten – und mussten in jüngster Vergangenheit dafür noch Schmähungen einstecken. 

    Man muss es nicht auf die Spitze treiben, aber die Idee mit dem Selbstbestimmungsrecht könnte auch manch hiesigen Politiker ermuntern, den Sirenenklängen des Berliner Zentralismus zu widerstehen. Das Sachsenvolk würde das zu honorieren wissen. 

    Ein weiterer Beitrag zum Thema: 

    www.sachsen-depesche.de/politik/brexit-%E2%80%93-bayxit-%E2%80%93-s%C3%A4xit.html

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      Das Dresdner Blockhaus

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      Bewegte Geschichte - das Dresdner Blockhaus

      Dresden – Am Neustädter Markt, wenige Meter vom „Goldenen Reiter“ entfernt, steht am Kopf der Augustusbrücke das sogenannte Blockhaus – die ehemalige Neustädter Wache. Zacharias Longuelune (1669-1748), Oberlandbaumeister am sächsischen Hof, hat den Bau errichtet. Ursprünglich sahen die Entwürfe vis-á-vis ein weiteres Wachhaus vor, beide sollten auf ihren Dächern Denkmäler zur Verherrlichung Augusts des Starken tragen. Die Grundsteinlegung erfolgte 1732, doch nach dem Tod des Kurfürst-Königs (1733) verzögerten sich die Arbeiten. Realisiert wurde ein eingeschossiger, quadratischer Bau mit je fünf Achsen im Stile des französischen Barocks. Eine geschmückte Balustrade schloss das in Sandstein ausgeführte Gebäude ab.

      Nachdem Kurfürst Friedrich August II. entschied, den Bau zu vollenden, wurde nach Plänen Johann Christoph Knöffels 1749/51 ein weiteres Zwischengeschoß aufgesetzt, darüber ein ziegelgedecktes Satteldach. Zur Hauptstraße hin bildeten hohe offene Bögen eine Halle, die der (seit Dezember 1749) im Haus untergebrachten Wache diente. Im Siebenjährigen Krieg, nach der Schlacht bei Kunersdorf, unterzeichnen hier am 4. September 1759 preußische Truppen ihre Kapitulation. Seit 1831 war im Blockhaus das Königlich Sächsische Kriegsministerium untergebracht, wo auch (bis 1851) die Gouverneure von Dresden (Befehlshaber der Garnison) ihren Wohnsitz nahmen. Während des Maiaufstandes 1849 befand sich hier das Quartier der Regierungstruppen, fanden Ministerkonferenzen, Besprechungen der Truppenführer und Verhandlungen zwischen Militärs und Provisorischer Regierung statt.

      Um für weitere Militärbehörden Raum zu gewinnen, erfolgte 1892/93 der Ausbau des Dachgeschosses, wobei das steile Ziegeldach durch ein flaches aus Kupfer ersetzt und allegorischer Schmuck an den Fassaden angebracht wurde. Mit der Novemberrevolution brachen auch die letzten Tage des sächsischen Kriegsministeriums an. Als am 12. April 1919 Kriegsversehrte vor dem Blockhaus gegen die Kürzung ihrer Pensionen protestierten, kam es zum gewaltsamen Sturm. Der SPD-Minister für Militärwesen, Gustav Neuring, wurde von der Menge in die Elbe gestürzt und erschossen. Später (1922) bezog das Wehrkreiskommando IV der neugeschaffenen Reichswehr das Gebäude, 1933 folgte die Wehrkreisbücherei mit ihren umfangreichen Buch- und Kartenbeständen. Bei der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 wurde auch das Blockhaus zerstört und blieb 35 Jahre Ruine.

      Der Wiederaufbau erfolgte zwischen 1978 und 1982, wobei der Ursprungszustand angestrebt und auf den späteren Dachgeschossausbau verzichtet wurde. Als „Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ und Veranstaltungsort mit öffentlicher Gaststätte fand das Blockhaus bis 1989 Verwendung. 1994 kaufte der Freistaat Sachsen das Anwesen. Die Landesregierung nutzte es für Veranstaltungen, während die Sächsischen Akademie der Künste, die Sächsische Akademie der Wissenschaften und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt im Haus Räume bezogen. Nachdem 2013 ein Elbhochwasser schwere Schäden verursacht hatte, wurde das Blockhaus geschlossen, mussten seine Mieter Ausweichquartiere finden.

      Im Juni 2016 berichtete der MDR, dass das Gebäude bis 2019 für 20 Millionen Euro saniert werden soll, um das „Archiv der Avantgarden des 20. Jahrhunderts“, eine 1,5 Millionen Objekte umfassende Kunstsammlung des Galeristen und Mäzens Egidio Marzona, aufzunehmen. Auch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden teilten freudig mit, dass Marzona, der bereits mit hochkarätigen Schenkungen an die Staatlichen Museen zu Berlin Aufsehen erregt hatte, der Elbestadt seine auf 120 Millionen Euro geschätzte Sammlung überlassen – schenken – wird. Expressionismus, Futurismus, Pop Art und Junge Wilde in seinem barocken Wachgebäude – ob das dem starken August imponiert hätte? Imponieren wird es den Dresdnern wohl, die einmal mehr in ihrer Stadt eine international bedeutende Sammlung mit einem internationalen Publikum zusammenbringen werden – im Blockhaus!

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        Der Ersteiger der Festung Königstein

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        Stadt und Festung Königstein zu Zeiten Abratzkys (Lithographie, ca. 1840)

        Königstein – Als Sebastian Abratzky am 26. Januar vor 120 Jahren in einem Dresdner Polizeigefängnis verstarb, da hatte er ein wohl elendes Leben hinter sich. Doch einst, da galt er als tollkühner Draufgänger, der am 19. März 1848ohne Hilfsmittel über die Außenwand einer als uneinnehmbar geltenden Festung einstiegen war.

        Am 22. August 1829 als Sohn eines Schuhmachers in Mahlis bei Oschatz geboren, hatte der 18-jährige Schornsteinfegergeselle seine Lehre beendet und war auf Wanderschaft gegangen. Die Arbeitssuche führte ihn auch in die Sächsische Schweiz, wo die berühmte Festung Königstein seine Aufmerksamkeit erregte, für deren Besichtigung allerdings ein Taler und zehn Groschen zu zahlen waren. Abratzky hatte kein Geld und stieg in einer 35 Meter hohen Felsspalte nach Art der Schornsteinfeger binnen 30 Minuten bis zum Plateau hinauf. Die überraschte Wache arretierte den Eindringling, der Kommandant verfügte einen halben Tag Arrest und anschließende Rückkehr nach Mahlis.

        Abratzky war noch nicht entlassen, als das „Pirnaische Wochenblatt“ mit der Sensationsgeschichte aufmachte. Die „Gartenlaube“ erinnert abermals 1859 mit einem – ausgeschmückten – Text an die Geschichte, dessen Wortlaut Abratzky später für ein eigenes Traktat verwenden sollte (Die einzige Ersteigung der Festung Königstein durch Sebastian Abratzky. Von demselben erzählt. Zerbst 1892).

        Für den Bergsport stellt Abratzkys Ersteigung des Königsteins in freier Kletterei eine für damalige Zeiten einzigartige Leistung dar (die heute mit dem Schwierigkeitsgrad IV der sächsischen Skala eingestuft ist). Der nach ihm benannte Abratzky-Kamin (seit 1991 im Kletterführer erwähnt) wurde erstmals wieder 1923 durchstiegen, die erste Nachkriegsbesteigung gab es im August 1955.

        Auch wenn der Ruhm des wagemutigen Kletterers bis in unsere Zeit nachklingt, sind es vor allem Polizeiakten, die seinen weiteren Lebensweg dokumentieren. Nach einer Zeit beim Militär, verbüßte er 1861-1863 seine erste Haftstraße wegen Diebstahls. Einbruch und Kirchendiebstahl führen später zu einem fünfjährigen Zuchthausaufenthalt. In Zerbst und Bernburg als Schornsteinfeger und Kolporteur (Hausierer mit Büchern und Zeitschriften) tätig, wird Abratzky immer wieder aktenkundig, zeugen Landstreicherei, Trunkenheit, Ruhestörung von einem unsteten Lebenswandel.

        So sehen wir ihn 1897 auf Hausierertour in Dresden, wo er am 25. Januar schwer betrunken in polizeiliche Schutzhaft genommen wird. Dort erlitt er am Folgetag einen Schlaganfall und verstarb. Beigesetzt wurde Abratzky auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz, wo sein Grabstein noch heute an den „Ersteiger der Festung Königstein“ erinnert.

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          Der Jägerhof in Dresden

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          Der Dresdner Jägerhof heute

          Dresden – Das älteste Baudenkmal der Dresdner Neustadt ist der Jägerhof vis-à-vis dem sächsischen Finanzministerium. Nachdem die sächsische Kurwürde 1547 auf die albertinischen Wettiner übergegangen war, setzte in der nunmehr kurfürstlichen Residenzstadt Dresden eine intensive Bautätigkeit ein. Mit Schloss, Zeughaus (Albertinum) und dem Stallgebäude entstanden prachtvolle und berühmte Bauwerke der deutschen Renaissance. Auch rechts der Elbe, im damaligen Altendresden, wurde gebaut, entstand der „Jägerhof“.

          Ursprünglich befand sich an seiner Stelle das Dresdner Augustinerkloster. Mit Einführung der Reformation in Sachsen (1539) aufgelöst, war dieses bis 1546 abgetragen worden. Kurfürst August (1626-1586) ließ stattdessen ab 1569 eine vierflügelige Menagerie errichten, den Jägerhof, in dem vor allem Raubtiere wie Löwen, Tiger und Bären für die Hofjagd gehalten wurden. Außerdem waren hier die zahlreichen Jagdhunde und -gerätschaften untergebracht. Im (bis 1617) aufgesetzten Obergeschoß befand sich ein mit Gemälden und Skulpturen ausgestatteter Jägersaal, der Repräsentationszwecken diente. Heute ist lediglich der Westflügel erhalten, dessen volutengeschmückter Südgiebel ein Altan ziert. Dem Gebäude vorgelagert sind drei achteckige Treppentürme mit sogenannten Welschen Hauben.

          Kampfjagen im Jägerhof 1740 (Historischer Kupferstich) | Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek
          Kampfjagen im Jägerhof 1740 (Historischer Kupferstich)
          Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek

           

          Durch den Bau von stadtfernen Jagdschlössern wie Moritz- und Hubertusburg verlor der Jägerhof an Bedeutung und wurde später Teil einer Kavalleriekaserne der sächsischen Armee. Mit der 1877 erfolgten Fertigstellung der im Norden entstandenen Albertstadt, einem umfangreichen Kasernenkomplex, entfiel auch diese Nutzung. Schließlich wurden große Teile der Anlage abgerissen, in dem umgebauten Westflügel fanden eine Werkstatt, ein Lager und zwischenzeitlich auch ein Armenhaus ihr Domizil.

          Der Maler und Mitbegründer des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Oskar Seyffert (1862-1940), hat den vom Abriss bedrohten Jägerhof gerettet. Zwischen 1911 und 1913 ließ der unermüdliche Volkskundler umfangreiche Sanierungsarbeiten durchführen, um das Landesmuseum für Sächsische Volkskunst unterbringen zu können. Mit 8.000 Exponaten wurde es im September 1913 eröffnet. Seinem Schöpfer und erstem Direktor zu Ehren trug es von 1927 bis 1949 den Namen Oskar-Seyffert-Museum. Bei der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 brannten die oberen Stockwerke aus. Lediglich das Erdgeschoß mit seinem Kreuzgratgewölbe aus der Entstehungszeit blieb im Original erhalten.

          Doch schon im Dezember 1945 fand in den notdürftig hergerichteten Räumen eine erste Weihnachtsausstellung statt, 1950 wurde das Museum wiedereröffnet. Die Dresdner und die Freunde sächsischer Volkskunst aus aller Welt wissen ihren Jägerhof zu schätzen, erfreuen sich an dem Zauber erzgebirgischer Schnitzereien, sorbischer Volkstrachten, bedruckter Webereien aus der Oberlausitz, Bauernmöbeln und vielem mehr.

          Seit 2005 hat eine der weltweit größten und bedeutenden Puppentheatersammlungen im Obergeschoß ihren Platz gefunden. Im gemütlichen Foyer aber empfangen den Besucher urige barocke Jäger aus Sandstein, die vordem die Fassade schmückten und nun als stumme Zeugen an die Ursprünge des einst der Jagd gewidmeten Hauses erinnern.

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            Die Dresdner Sekundogenitur

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            Die Sekundogenitur auf der Brühlschen Terrasse in Dresden

            Dresden – Ein Bauwerk von besonderem Reiz ist die von Hofbaumeister Gustav Fröhlich vor 120 Jahren (1896/97) errichtete „Sekundogenitur“ auf der Brühlschen Terrasse. Das neobarocke Bauwerk, im Stil des Rokoko aufgeführt, vermittelt eine Ahnung, wie die weltberühmte Promenade zu Zeiten Ihres Namensgebers Heinrich Graf von Brühl (1700-1763) ausgesehen haben mag.

            Der allmächtige sächsische Premierminister hatte auf dem Festungswall mehrere Bauwerke errichten lassen, doch weder das imposante Palais Brühl, das Belvedere, die Galerie noch die Brühlsche Bibliothek haben sich bis in unsere Zeit erhalten. Letztere, Kunstakademie von 1791 bis 1895, war nach deren benachbartem Neubau abgetragen worden. An ihrer Stelle entstand ein Gebäude, das zunächst die Bibliothek und Kupferstichsammlung des zweitgeborenen Prinzen Johann Georg von Sachsen (1869-1938) aufnahm, wofür sich der Name „Sekundogenitur“ (zweiter Sohn) einbürgerte. 

            Deren Grundriss entspricht dem des Vorgängerbaus. Mit hervortretendem Mittelteil, das ein säulen- und balkongeschmücktes Portal ziert, erstreckt sich das heiter wirkende Bauwerk über 15 Achsen entlang der Terrasse. Das kupferne Mansarddach unterstützt den Eindruck eines barocken Adelspalastes. Mit dem Ende der Monarchie wurde das Haus für Sonderausstellungen der Kunstakademie genutzt. Nachdem die Sammlungen Johann Georgs 1931 ausgelagert worden waren, diente die Sekundogenitur bis Kriegsende als Ausstellungsgebäude der Galerie Neue Meister. 

            Im Jahr 1945 zerstört, wurde das Gebäude 1963/64 restauriert und als öffentliche Gaststätte wiedereröffnet. Heute lädt ein Café und Weinrestaurant des Dresdner Hilton-Hotels den pflastermüden Flaneur zum Innehalten ein.

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              Zur Erinnerung an Johann Friedrich Böttger (1682-1719)

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              Johann Friedrich Böttger (Böttgersteinzeugbüste von F. A. Weeger)

              Dresden – Am 4. Februar 1682 wurde Johann Friedrich Böttger als Sohn eines Münzmeisters im thüringischen Schleiz geboren. 14-jährig absolviert er eine Apothekerlehre in Berlin, was sein Interesse an der Alchemie weckte. Bekannt wurde Böttger, weil er seinem Apotheker vor Zeugen die Verwandlung von Silber in Gold demonstriert haben soll. Einer Einladung des brandenburgischen Kurfürsten entzog sich der „Goldmacher“ im Oktober 1701 durch Flucht nach Wittenberg in Sachsen. In einer Bittschrift schilderte er August dem Starken seine Fähigkeiten und bat um dessen Schutz.

              In Dresden wurden Böttger Zimmer und Laboratorium im Haus des Statthalters Egon von Fürstenberg angewiesen. Der Kurfürst-König schrieb ihm, dass seine Freiheit eingeschränkt bleibe, bis er seine Fähigkeiten offenbart hätte. Zunächst wird er auf der Festung Königstein untergebracht, dann erfolgt der Aufbau eines chemischen Labors im Bünauischen Haus zu Dresden, später im Goldhaus. 

              Während die Experimente ihren Fortgang nahmen, bemühte sich Böttgers Mutter in Dresden vergebens um die Freilassung ihres Sohnes. Dem aber wurden wunschgemäß Arbeiter, Berg- und Hüttenarbeiter aus Freiberg, zugeteilt. Zwei Wohnräume im Residenzschloss bewohnte Böttger, dem auch die Teilnahme an den Lustbarkeiten des Hofes offenstand. Im Goldhaus machte er die Bekanntschaft des Gelehrten Walther von Tschirnhaus (1651-1708), der hier ebenfalls ein Labor betrieb. Doch im Juni 1703 flüchtete Böttger über Böhmen nach Enns in Österreich, wurde eingefangen und zurück nach Dresden gebracht. Er musste sich verpflichten, bis Ende 1705 Gold im Wert von zehn Millionen Talern und jährlich Gold im Wert von zweihunderttausend Dukaten zu liefern. 

              Im Januar 1704 standen sich König und Alchimist erstmalig persönlich gegenüber. Wieder und wieder drängte man Böttger, doch endlich Gold zu machen. Im September 1705 verlor der König die Geduld und befahl die Verbringung Böttgers auf die Meißner Albrechtsburg. Unter Hochdruck wurde weiter experimentiert, nur einheimische Rohstoffe durften Verwendung finden. Mit lokalen Tonerden gelang Ende Mai 1706 der Brand von rotem Porzellan, womit erstmals in Europa das Geheimnis chinesischer Porzellanherstellung entschlüsselt war! Böttger taufte es „Jaspisporzellan“, heute ist das rote Feinsteinzeug unter dem Namen „Böttgersteinzeug“ bekannt. Nun bekam die Jungfernbastei der Festung Dresden ein „Universallaboratorium“, oberhalb dessen Böttger ein Haus bezog. Ende 1707 erfand die Gruppe um Böttger, Tschirnhaus und Pabst von Ohain das weiße europäische Hartporzellan. 1708 errichtete Böttger nahe der Neustädter Dreikönigskirche eine Manufaktur für Delfter Fayencen. Als es ihm endlich gelang, die noch ungelöste Glasur als Voraussetzung für vollwertiges Porzellan zu entwickeln (1709), war der 29-Jährige bereits acht Jahre Gefangener des Königs. 

              Für Böttgers Freilassung aber erwartete August der Starke eine jährliche Lieferung von 600 000 Dukaten, bis die märchenhafte Summe von 60 Millionen Reichstalern erreicht sei. Im Juni 1710 wurde die erste europäische Manufaktur für Hartporzellan in der Meißner Albrechtsburg eingerichtet, Böttger wird technischer Leiter, später Administrator. Auf Drängen des Königs nahm er erneut die Arbeiten zur Goldherstellung auf. In Anwesenheit Augusts des Starken produzierte er am 20. März 1713 einen Gold- und einen Silberklumpen, beide sind heute in der Dresdner Porzellansammlung ausgestellt. Und auf der Leipziger Ostermesse gleichen Jahres stand nun auch weißes Porzellan aus Meißen zum Verkauf. Seine volle persönliche Freiheit erhielt Böttger am 19. April 1714. Er musste schwören, im Lande zu bleiben, das Geheimnis der Porzellanherstellung zu bewahren und ja, „endlich“ Gold zu machen! 

              In Dresden bezog er ein Haus am Pirnaischen Tor, doch seine ganze Kraft beanspruchte noch immer die Meißner Manufaktur. Ungemach drohte, als diese und Böttger selbst in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Und doch eröffnet auf dem Neumarkt damals das erste Porzellangeschäft Dresdens. Nach einer schweren Erkrankung wurde Böttger bettlägerig und starb am 13. März 1719 im Alter von nur 37 Jahren. Sein Grab auf dem Johannisfriedhof ist längst verschwunden. Das „Weiße Gold“ aus Sachsen aber, bezaubert noch immer ein internationales Publikum, was auch einem Berliner Apothekergesellen zu danken ist, der vor 335 Jahren geboren wurde.

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                Der Artesische Brunnen am Dresdner Albertplatz

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                Tempietto von Hans Erlwein am Dresdner Albertplatz

                Dresden – Am Anfang stand der Wunsch, die Versorgung der Dresdner in der dicht besiedelten Neustadt verbessern zu können. Im Auftrag der Stadt suchten zwischen 1832 und 1836 Freiberger Bergleute, westlich des damaligen Bautzner Platzes (heute Albertplatz), nach einer Quelle. 7500 Taler wurden investiert. In 243 Metern (430 Ellen) Tiefe stieß man schließlich auf artesisch gespanntes Wasser, das – bis in unsere Zeit - durch natürlichen Druck mit einer Temperatur von 16 Grad Reaumur (20°C) ganzjährig zutage tritt. Dessen Quelle befindet sich unter dem denkmalgeschützten Brunnenhaus mit dem markanten Schieferdach (1990 rekonstruiert), arg eingezwängt in einen Seitenflügel des neuen Simmel-Komplexes.

                Eingezwängt - Brunnenhaus an der Antonstraße| Quelle: Bert Wawrzinek
                Eingezwängt - Brunnenhaus an der Antonstraße
                Quelle: Bert Wawrzinek

                 

                Das Wasser – warm, von geringer Härte und gutem Geschmack – weist laut Hygieneamt keine Trinkwasserqualität auf, sei aber auch nicht gesundheitsschädlich. Das wäre ja auch noch schöner! So befüllen die Dresdner täglich und manchmal säckeweise, große Plastikflaschen damit. Geduldig hantieren sie an einem Trinkbrunnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der 1990 nach einem Entwurf von Rolf Roeder errichtet wurde.

                Der Clou des dreiteiligen Brunnen-Ensembles aber ist der Tempietto mit Fontäne und Goldfischbecken, die benachbarte kleine Tempelanlage, welche einst den bescheidenen Rundbrunnen gegenüber den neuerbauten, pompösen Jugendstilhäusern aufzuwerten hatte. Kein Geringerer als der Dresdner Statdbaurat Hans Erlwein (1872-1914) schuf ihn 1906. Acht ionische Säulen tragen ein Kupferdach, darauf leuchtet – wie es sich für Dresden gehört – eine goldene Krone. Seit der Sanierung 1991, mit den umliegenden Bauten war bei der Bombardierung Dresdens auch das Tempelchen zerstört worden, glänzen die vergoldeten Kapitellen und Girlanden wieder in der Morgensonne.

                Die sächsische Landeshauptstadt ist reich an öffentlichen Brunnen und Wasserspielen, um die 300 Anlagen könnten es sein. Im Winterbetrieb trotzen – zwei – den frostigen Temperaturen: die Fontäne vor Schloss Albrechtsberg und der Artesische Brunnen am Albertplatz, dessen warmes Wasser hier seit 180 Jahren aus der Erde steigt.

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                  Weißer Hirsch in Dresden: Vom Blomberg- zum Friedensblick

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                  Aussichtsterrasse mit Obelisk und Pergola, Collenbuschstraße, Weißer Hirsch in Dresden

                  Dresden – Am westlichen Ende der Collenbuschstraße im noblen Stadtteil Weißer Hirsch befindet sich eine kleine Parkanlage mit Aussichtsterrasse, die einen überwältigenden Blick auf das Dresdner Elbtal bietet. Das reizvolle Ensemble, zu dem der Stadtbaurat Paul Wolf (1879-1957) die Pläne schuf, soll als sogenannte „Notstandsarbeit“ 1931 entstanden sein, wozu in der Weimarer Republik Arbeitslose herangezogen wurden.

                  Finanziert habe dies Werner von Blomberg (1878-1946), der spätere Reichswehrminister (1933-1938), der auf dem „Hirsch“ mehrfach Kurgast gewesen war. Die Anlage bekam also seinen Namen und wurde nach Kriegsende, der Generalfeldmarschall starb 1946 in einem amerikanischen Militärlazarett, in „Friedensblick“ umbenannt. Im Zentrum des Rondells steht ein Obelisk des Dresdner Bildhauers Joseph Herrmann. 1855 geschaffen, erinnerte das steinerne Monument im benachbarten Wachwitz einst vorbeiziehende Elbschiffer an den 1854 tödlich verunglückten König Friedrich August II. von Sachsen. Zwei Generationen später bekrönte Paul Wolf damit den neugeschaffenen Aussichtspunkt!

                  Zuvor war ein Weinberg-Grundstück mit Treppen und Wegen versehen und eine Sonnenuhr aufgestellt worden. Ein schmiedeeisernes Geländer mit dem springenden Hirsch, dem Wappentier des früheren Kurortes, begrenzt die Plattform nach Süden. Seitlich flankiert eine hölzerne Pergola, die den Nachkriegswinter 1946/47 nicht überstanden hatte, in neuem Glanz den stimmungsvollen Platz. 2010 erst war die Anlage mit Unterstützung des Verschönerungsvereins Weißer Hirsch nach historischem Vorbild rekonstruiert worden, zur Freude der Dresdner, die schon bald auf der Terrasse am Friedensblick der ersten Frühlingssonne entgegenblicken werden.

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                    Ein deutscher Rodin aus Sachsen

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                    Max Klinger, Selbstbildnis (1894)

                    Leipzig – Am 18. Februar vor 160 Jahren wurde Max Klinger als zweiter Sohn des Seifensieders Heinrich Louis Klinger in Leipzig geboren. In der Zeichenschule Brauer erwarb er erste künstlerische Fähigkeiten. Auf Empfehlung Anton von Werners studierte der junge Mann an der Großherzoglich Badischen Kunstschule in Karlsruhe bei den Kunstmalern Karl Gussow und Ludwig Des Coudres. 1875 wechselte er an die Königliche Akademie der Künste in Berlin, wo Adolph Menzel sein künstlerisches Vorbild wurde und der Sachse seine Ausbildung mit dem Prädikat „Außerordentlich“ abschließen konnte.

                    Sein öffentliches Debüt „Die Spaziergänger“, ein dem Symbolismus zugerechnetes Gemälde, erfolgte im Rahmen der 52. Ausstellung der Königlichen Akademie 1878 in Berlin. Klinger ging nach Brüssel, um Schüler des Historienmalers Emile Wauters zu werden. Seit 1881 unterhielt er ein eigenes Atelier in Berlin. Bei der Ausgestaltung der Villa Albers in Steglitz – Klingers erstem großem Auftrag – kombinierte der Künstler erstmals wandfüllende Malerei mit Skulpturen. In Paris studierte er die Werke von Goya und Daumier und gab graphische Zyklen heraus, die hervorragende Kritiken erhielten. Auch später wird Klingers künstlerische Bedeutung vor allem in seinem graphischen Werk liegen, das den Reichtum seiner Phantasie und eine vollendete Technik zeigt.

                    In seiner kunsttheoretischen Abhandlung „Malerei und Zeichnung“ (1885) plädierte Klinger für eine unbefangene Darstellung des Nackten und verurteilte die Prüderie seiner Zeit. In Leipzig entstanden das Gemälde „Urteil des Paris“ und die aufsehenerregende „Neue Salome“. Die in unterschiedlichen Marmorfarben leuchtende Skulptur zeigt einen Bildhauer, der, einem eigenen ästhetischen Konzept folgend, sich an der eben wiederentdeckten antiken Polychromie orientierte. Das in Dresden gezeigte Gemälde „Kreuzigung“ löste einen Skandal aus, da Christus völlig nackt dargestellt war. 1895 bezog der erfolgreiche Künstler ein neues Atelier in der Leipziger Karl-Heine-Straße, im Jahr zuvor war er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin geworden. Nun entstanden die Marmorbüste „Kassandra“ mit gelben Bernsteinaugen und rotem Sockel sowie Entwürfe für Wandgemälde im Treppenhaus des Museums für bildende Künste zu Leipzig.

                    Im Jahr 1897 wird auf der Leipziger Kunstausstellung das Monumentalgemälde „Christus im Olymp“ gezeigt, in dem eine Synthese von Antike und Christentum symbolisiert ist. In der Messestadt lernte Klinger die Schriftstellerin Elsa Asenijeff (1867-1941) kennen, die ihm Modell, Lebensgefährtin und Mutter seiner 1900 geborenen Tochter Desireé werden sollte. Reisen führten den Künstler nach Wien und Paris, Italien und Griechenland. Porträtbüsten von Elsa Asenijeff, Franz Liszt (für das Leipziger Gewandhaus), Friedrich Nietzsche, Richard Wagner und Richard Strauß fanden begeisterte Aufnahme.

                    Max Klinger, Friedrich Nietzsche (1904) | Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek
                    Max Klinger, Friedrich Nietzsche (1904)
                    Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek

                     

                    Das legendäre Beethoven-Denkmal, Klingers plastisches Hauptwerk, war während der Beethovenausstellung der Wiener Secession 1902 deren zentrales Exponat. 1903 erwarb der Künstler in Großjena bei Naumburg einen Weinberg, wo ein repräsentatives Wohnhaus entstand. Zu Klingers 50. Geburtstag ehrte ihn der Leipziger Kunstverein mit einer Ausstellung seines Gesamtwerkes. 1911 wird Gertrud Bock (1893-1932) Klingers Modell, die er 1919 heiratet. Am 4. Juli 1920 stirbt der „deutsche Rodin“, einer der vielseitigsten und fruchtbarsten Künstler seiner Zeit, in Großjena.

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                      Scharfenstein: Deutschlands größte Baumwollspinnerei

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                      Spinnereigebäude Scharfenstein, Lithographie (1837)

                      Scharfenstein – Deutschlands größter Spinnereibetrieb – war seinerzeit die „Fiedler und Lechlasche Baumwollspinnerei“ in Scharfenstein, einem kleinen Dorf bei Zschopau im Erzgebirge. Der imposante Bau wurde ab 1835 anstelle der sogenannten Grieß-Mühle am linken Ufer der Zschopau errichtet. Mit acht Stockwerken und zwei Dachetagen (25 Meter) Höhe, 65 Metern Länge, 16,5 Metern Breite und einer modernen Dampfheizung entstand ein Industriegebäude für 600 Fabrikarbeiter, das Maßstäbe setzte. Sein Schöpfer war kein Geringerer als der bekannte Baumeister Christian Friedrich Uhlig (1774-1848) aus Altenhain, dem das Erzgebirge zahlreiche Kirchen- und Industriebauten verdankt.

                      Das für den Antrieb benötigte Wasser wurde von der Zschopau durch einen 34 Meter langen Stollen herangeführt. Den sollen, der Sage nach, zwei zum Tode verurteilte Bergleute durch den Felsen gebrochen haben, um ihr Leben zu retten. Zwei eiserne Wasserräder von sechs Metern Durchmesser sorgten für eine Leistung von 60 Pferdestärken, die 60.000 Mulespindeln zum Laufen brachten. Die seit 1838 existierende Fabrikschule wurde später öffentliche Volksschule. Karl Stülpner, der legendäre Wildschütz, wird die Scharfensteiner Spinnerei während seiner letzten Jahre noch gesehen haben. Nach einem abenteuerlichen Leben war der altersschwache „sächsische Robin Hood“ 1839 in seinen Geburtsort zurückgekehrt, wo er 79jährig starb.

                      Im Jahr 1915 brannte das Gebäude nieder, wobei neun Menschen umkamen. Nach dem Wiederaufbau ließ die Chemnitzer Maschinenbaufirma Moll in Scharfenstein Blechfässer herstellen. Mit deren Konkurs übernahmen 1926 die Zschopauer Motorenwerke J. G. Rasmussen (DKW) das Werk und bauten Sechs- und Achtzylindermotoren für Audi-PKW. Fünf Jahre später produzierte hier die „Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH“. Nach Kriegsende, Enteignung und Demontage firmierte der „VEB DKK Scharfenstein“ im Haus, wurden Kühlschränke für die DDR, später auch das „nichtsozialistische Ausland“ produziert.

                      Die Nachfolgefirma „Foron“ aber schrieb noch einmal Industriegeschichte, als im März 1993 die Produktion des ersten FCKW-freien Kühlschrankes „Greenfreeze“ aufgenommen werden konnte, eine ökologische Revolution, die vom sächsischen Scharfenstein aus die Welt eroberte!

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                        Der Ersteiger der Festung Königstein

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                        Stadt und Festung Königstein zu Zeiten Abratzkys (Lithographie, ca. 1840)

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                        Am 22. August 1829 als Sohn eines Schuhmachers in Mahlis bei Oschatz geboren, hatte der 18-jährige Schornsteinfegergeselle seine Lehre beendet und war auf Wanderschaft gegangen. Die Arbeitssuche führte ihn auch in die Sächsische Schweiz, wo die berühmte Festung Königstein seine Aufmerksamkeit erregte, für deren Besichtigung allerdings ein Taler und zehn Groschen zu zahlen waren. Abratzky hatte kein Geld und stieg in einer 35 Meter hohen Felsspalte nach Art der Schornsteinfeger binnen 30 Minuten bis zum Plateau hinauf. Die überraschte Wache arretierte den Eindringling, der Kommandant verfügte einen halben Tag Arrest und anschließende Rückkehr nach Mahlis.

                        Abratzky war noch nicht entlassen, als das „Pirnaische Wochenblatt“ mit der Sensationsgeschichte aufmachte. Die „Gartenlaube“ erinnert abermals 1859 mit einem – ausgeschmückten – Text an die Geschichte, dessen Wortlaut Abratzky später für ein eigenes Traktat verwenden sollte (Die einzige Ersteigung der Festung Königstein durch Sebastian Abratzky. Von demselben erzählt. Zerbst 1892).

                        Für den Bergsport stellt Abratzkys Ersteigung des Königsteins in freier Kletterei eine für damalige Zeiten einzigartige Leistung dar (die heute mit dem Schwierigkeitsgrad IV der sächsischen Skala eingestuft ist). Der nach ihm benannte Abratzky-Kamin (seit 1991 im Kletterführer erwähnt) wurde erstmals wieder 1923 durchstiegen, die erste Nachkriegsbesteigung gab es im August 1955.

                        Auch wenn der Ruhm des wagemutigen Kletterers bis in unsere Zeit nachklingt, sind es vor allem Polizeiakten, die seinen weiteren Lebensweg dokumentieren. Nach einer Zeit beim Militär, verbüßte er 1861-1863 seine erste Haftstraße wegen Diebstahls. Einbruch und Kirchendiebstahl führen später zu einem fünfjährigen Zuchthausaufenthalt. In Zerbst und Bernburg als Schornsteinfeger und Kolporteur (Hausierer mit Büchern und Zeitschriften) tätig, wird Abratzky immer wieder aktenkundig, zeugen Landstreicherei, Trunkenheit, Ruhestörung von einem unsteten Lebenswandel.

                        So sehen wir ihn 1897 auf Hausierertour in Dresden, wo er am 25. Januar schwer betrunken in polizeiliche Schutzhaft genommen wird. Dort erlitt er am Folgetag einen Schlaganfall und verstarb. Beigesetzt wurde Abratzky auf dem Johannisfriedhof in Dresden-Tolkewitz, wo sein Grabstein noch heute an den „Ersteiger der Festung Königstein“ erinnert.

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                          Der Jägerhof in Dresden

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                          Der Dresdner Jägerhof heute

                          Dresden – Das älteste Baudenkmal der Dresdner Neustadt ist der Jägerhof vis-à-vis dem sächsischen Finanzministerium. Nachdem die sächsische Kurwürde 1547 auf die albertinischen Wettiner übergegangen war, setzte in der nunmehr kurfürstlichen Residenzstadt Dresden eine intensive Bautätigkeit ein. Mit Schloss, Zeughaus (Albertinum) und dem Stallgebäude entstanden prachtvolle und berühmte Bauwerke der deutschen Renaissance. Auch rechts der Elbe, im damaligen Altendresden, wurde gebaut, entstand der „Jägerhof“.

                          Ursprünglich befand sich an seiner Stelle das Dresdner Augustinerkloster. Mit Einführung der Reformation in Sachsen (1539) aufgelöst, war dieses bis 1546 abgetragen worden. Kurfürst August (1626-1586) ließ stattdessen ab 1569 eine vierflügelige Menagerie errichten, den Jägerhof, in dem vor allem Raubtiere wie Löwen, Tiger und Bären für die Hofjagd gehalten wurden. Außerdem waren hier die zahlreichen Jagdhunde und -gerätschaften untergebracht. Im (bis 1617) aufgesetzten Obergeschoß befand sich ein mit Gemälden und Skulpturen ausgestatteter Jägersaal, der Repräsentationszwecken diente. Heute ist lediglich der Westflügel erhalten, dessen volutengeschmückter Südgiebel ein Altan ziert. Dem Gebäude vorgelagert sind drei achteckige Treppentürme mit sogenannten Welschen Hauben.

                          Kampfjagen im Jägerhof 1740 (Historischer Kupferstich) | Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek
                          Kampfjagen im Jägerhof 1740 (Historischer Kupferstich)
                          Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek

                           

                          Durch den Bau von stadtfernen Jagdschlössern wie Moritz- und Hubertusburg verlor der Jägerhof an Bedeutung und wurde später Teil einer Kavalleriekaserne der sächsischen Armee. Mit der 1877 erfolgten Fertigstellung der im Norden entstandenen Albertstadt, einem umfangreichen Kasernenkomplex, entfiel auch diese Nutzung. Schließlich wurden große Teile der Anlage abgerissen, in dem umgebauten Westflügel fanden eine Werkstatt, ein Lager und zwischenzeitlich auch ein Armenhaus ihr Domizil.

                          Der Maler und Mitbegründer des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Oskar Seyffert (1862-1940), hat den vom Abriss bedrohten Jägerhof gerettet. Zwischen 1911 und 1913 ließ der unermüdliche Volkskundler umfangreiche Sanierungsarbeiten durchführen, um das Landesmuseum für Sächsische Volkskunst unterbringen zu können. Mit 8.000 Exponaten wurde es im September 1913 eröffnet. Seinem Schöpfer und erstem Direktor zu Ehren trug es von 1927 bis 1949 den Namen Oskar-Seyffert-Museum. Bei der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 brannten die oberen Stockwerke aus. Lediglich das Erdgeschoß mit seinem Kreuzgratgewölbe aus der Entstehungszeit blieb im Original erhalten.

                          Doch schon im Dezember 1945 fand in den notdürftig hergerichteten Räumen eine erste Weihnachtsausstellung statt, 1950 wurde das Museum wiedereröffnet. Die Dresdner und die Freunde sächsischer Volkskunst aus aller Welt wissen ihren Jägerhof zu schätzen, erfreuen sich an dem Zauber erzgebirgischer Schnitzereien, sorbischer Volkstrachten, bedruckter Webereien aus der Oberlausitz, Bauernmöbeln und vielem mehr.

                          Seit 2005 hat eine der weltweit größten und bedeutenden Puppentheatersammlungen im Obergeschoß ihren Platz gefunden. Im gemütlichen Foyer aber empfangen den Besucher urige barocke Jäger aus Sandstein, die vordem die Fassade schmückten und nun als stumme Zeugen an die Ursprünge des einst der Jagd gewidmeten Hauses erinnern.

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                            Die Dresdner Sekundogenitur

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                            Die Sekundogenitur auf der Brühlschen Terrasse in Dresden

                            Dresden – Ein Bauwerk von besonderem Reiz ist die von Hofbaumeister Gustav Fröhlich vor 120 Jahren (1896/97) errichtete „Sekundogenitur“ auf der Brühlschen Terrasse. Das neobarocke Bauwerk, im Stil des Rokoko aufgeführt, vermittelt eine Ahnung, wie die weltberühmte Promenade zu Zeiten Ihres Namensgebers Heinrich Graf von Brühl (1700-1763) ausgesehen haben mag.

                            Der allmächtige sächsische Premierminister hatte auf dem Festungswall mehrere Bauwerke errichten lassen, doch weder das imposante Palais Brühl, das Belvedere, die Galerie noch die Brühlsche Bibliothek haben sich bis in unsere Zeit erhalten. Letztere, Kunstakademie von 1791 bis 1895, war nach deren benachbartem Neubau abgetragen worden. An ihrer Stelle entstand ein Gebäude, das zunächst die Bibliothek und Kupferstichsammlung des zweitgeborenen Prinzen Johann Georg von Sachsen (1869-1938) aufnahm, wofür sich der Name „Sekundogenitur“ (zweiter Sohn) einbürgerte. 

                            Deren Grundriss entspricht dem des Vorgängerbaus. Mit hervortretendem Mittelteil, das ein säulen- und balkongeschmücktes Portal ziert, erstreckt sich das heiter wirkende Bauwerk über 15 Achsen entlang der Terrasse. Das kupferne Mansarddach unterstützt den Eindruck eines barocken Adelspalastes. Mit dem Ende der Monarchie wurde das Haus für Sonderausstellungen der Kunstakademie genutzt. Nachdem die Sammlungen Johann Georgs 1931 ausgelagert worden waren, diente die Sekundogenitur bis Kriegsende als Ausstellungsgebäude der Galerie Neue Meister. 

                            Im Jahr 1945 zerstört, wurde das Gebäude 1963/64 restauriert und als öffentliche Gaststätte wiedereröffnet. Heute lädt ein Café und Weinrestaurant des Dresdner Hilton-Hotels den pflastermüden Flaneur zum Innehalten ein.

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                              Zur Erinnerung an Johann Friedrich Böttger (1682-1719)

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                              Johann Friedrich Böttger (Böttgersteinzeugbüste von F. A. Weeger)

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                              In Dresden wurden Böttger Zimmer und Laboratorium im Haus des Statthalters Egon von Fürstenberg angewiesen. Der Kurfürst-König schrieb ihm, dass seine Freiheit eingeschränkt bleibe, bis er seine Fähigkeiten offenbart hätte. Zunächst wird er auf der Festung Königstein untergebracht, dann erfolgt der Aufbau eines chemischen Labors im Bünauischen Haus zu Dresden, später im Goldhaus. 

                              Während die Experimente ihren Fortgang nahmen, bemühte sich Böttgers Mutter in Dresden vergebens um die Freilassung ihres Sohnes. Dem aber wurden wunschgemäß Arbeiter, Berg- und Hüttenarbeiter aus Freiberg, zugeteilt. Zwei Wohnräume im Residenzschloss bewohnte Böttger, dem auch die Teilnahme an den Lustbarkeiten des Hofes offenstand. Im Goldhaus machte er die Bekanntschaft des Gelehrten Walther von Tschirnhaus (1651-1708), der hier ebenfalls ein Labor betrieb. Doch im Juni 1703 flüchtete Böttger über Böhmen nach Enns in Österreich, wurde eingefangen und zurück nach Dresden gebracht. Er musste sich verpflichten, bis Ende 1705 Gold im Wert von zehn Millionen Talern und jährlich Gold im Wert von zweihunderttausend Dukaten zu liefern. 

                              Im Januar 1704 standen sich König und Alchimist erstmalig persönlich gegenüber. Wieder und wieder drängte man Böttger, doch endlich Gold zu machen. Im September 1705 verlor der König die Geduld und befahl die Verbringung Böttgers auf die Meißner Albrechtsburg. Unter Hochdruck wurde weiter experimentiert, nur einheimische Rohstoffe durften Verwendung finden. Mit lokalen Tonerden gelang Ende Mai 1706 der Brand von rotem Porzellan, womit erstmals in Europa das Geheimnis chinesischer Porzellanherstellung entschlüsselt war! Böttger taufte es „Jaspisporzellan“, heute ist das rote Feinsteinzeug unter dem Namen „Böttgersteinzeug“ bekannt. Nun bekam die Jungfernbastei der Festung Dresden ein „Universallaboratorium“, oberhalb dessen Böttger ein Haus bezog. Ende 1707 erfand die Gruppe um Böttger, Tschirnhaus und Pabst von Ohain das weiße europäische Hartporzellan. 1708 errichtete Böttger nahe der Neustädter Dreikönigskirche eine Manufaktur für Delfter Fayencen. Als es ihm endlich gelang, die noch ungelöste Glasur als Voraussetzung für vollwertiges Porzellan zu entwickeln (1709), war der 29-Jährige bereits acht Jahre Gefangener des Königs. 

                              Für Böttgers Freilassung aber erwartete August der Starke eine jährliche Lieferung von 600 000 Dukaten, bis die märchenhafte Summe von 60 Millionen Reichstalern erreicht sei. Im Juni 1710 wurde die erste europäische Manufaktur für Hartporzellan in der Meißner Albrechtsburg eingerichtet, Böttger wird technischer Leiter, später Administrator. Auf Drängen des Königs nahm er erneut die Arbeiten zur Goldherstellung auf. In Anwesenheit Augusts des Starken produzierte er am 20. März 1713 einen Gold- und einen Silberklumpen, beide sind heute in der Dresdner Porzellansammlung ausgestellt. Und auf der Leipziger Ostermesse gleichen Jahres stand nun auch weißes Porzellan aus Meißen zum Verkauf. Seine volle persönliche Freiheit erhielt Böttger am 19. April 1714. Er musste schwören, im Lande zu bleiben, das Geheimnis der Porzellanherstellung zu bewahren und ja, „endlich“ Gold zu machen! 

                              In Dresden bezog er ein Haus am Pirnaischen Tor, doch seine ganze Kraft beanspruchte noch immer die Meißner Manufaktur. Ungemach drohte, als diese und Böttger selbst in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Und doch eröffnet auf dem Neumarkt damals das erste Porzellangeschäft Dresdens. Nach einer schweren Erkrankung wurde Böttger bettlägerig und starb am 13. März 1719 im Alter von nur 37 Jahren. Sein Grab auf dem Johannisfriedhof ist längst verschwunden. Das „Weiße Gold“ aus Sachsen aber, bezaubert noch immer ein internationales Publikum, was auch einem Berliner Apothekergesellen zu danken ist, der vor 335 Jahren geboren wurde.

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                                Der Artesische Brunnen am Dresdner Albertplatz

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                                Tempietto von Hans Erlwein am Dresdner Albertplatz

                                Dresden – Am Anfang stand der Wunsch, die Versorgung der Dresdner in der dicht besiedelten Neustadt verbessern zu können. Im Auftrag der Stadt suchten zwischen 1832 und 1836 Freiberger Bergleute, westlich des damaligen Bautzner Platzes (heute Albertplatz), nach einer Quelle. 7500 Taler wurden investiert. In 243 Metern (430 Ellen) Tiefe stieß man schließlich auf artesisch gespanntes Wasser, das – bis in unsere Zeit - durch natürlichen Druck mit einer Temperatur von 16 Grad Reaumur (20°C) ganzjährig zutage tritt. Dessen Quelle befindet sich unter dem denkmalgeschützten Brunnenhaus mit dem markanten Schieferdach (1990 rekonstruiert), arg eingezwängt in einen Seitenflügel des neuen Simmel-Komplexes.

                                Eingezwängt - Brunnenhaus an der Antonstraße| Quelle: Bert Wawrzinek
                                Eingezwängt - Brunnenhaus an der Antonstraße
                                Quelle: Bert Wawrzinek

                                 

                                Das Wasser – warm, von geringer Härte und gutem Geschmack – weist laut Hygieneamt keine Trinkwasserqualität auf, sei aber auch nicht gesundheitsschädlich. Das wäre ja auch noch schöner! So befüllen die Dresdner täglich und manchmal säckeweise, große Plastikflaschen damit. Geduldig hantieren sie an einem Trinkbrunnen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, der 1990 nach einem Entwurf von Rolf Roeder errichtet wurde.

                                Der Clou des dreiteiligen Brunnen-Ensembles aber ist der Tempietto mit Fontäne und Goldfischbecken, die benachbarte kleine Tempelanlage, welche einst den bescheidenen Rundbrunnen gegenüber den neuerbauten, pompösen Jugendstilhäusern aufzuwerten hatte. Kein Geringerer als der Dresdner Statdbaurat Hans Erlwein (1872-1914) schuf ihn 1906. Acht ionische Säulen tragen ein Kupferdach, darauf leuchtet – wie es sich für Dresden gehört – eine goldene Krone. Seit der Sanierung 1991, mit den umliegenden Bauten war bei der Bombardierung Dresdens auch das Tempelchen zerstört worden, glänzen die vergoldeten Kapitellen und Girlanden wieder in der Morgensonne.

                                Die sächsische Landeshauptstadt ist reich an öffentlichen Brunnen und Wasserspielen, um die 300 Anlagen könnten es sein. Im Winterbetrieb trotzen – zwei – den frostigen Temperaturen: die Fontäne vor Schloss Albrechtsberg und der Artesische Brunnen am Albertplatz, dessen warmes Wasser hier seit 180 Jahren aus der Erde steigt.

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                                  Weißer Hirsch in Dresden: Vom Blomberg- zum Friedensblick

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                                  Aussichtsterrasse mit Obelisk und Pergola, Collenbuschstraße, Weißer Hirsch in Dresden

                                  Dresden – Am westlichen Ende der Collenbuschstraße im noblen Stadtteil Weißer Hirsch befindet sich eine kleine Parkanlage mit Aussichtsterrasse, die einen überwältigenden Blick auf das Dresdner Elbtal bietet. Das reizvolle Ensemble, zu dem der Stadtbaurat Paul Wolf (1879-1957) die Pläne schuf, soll als sogenannte „Notstandsarbeit“ 1931 entstanden sein, wozu in der Weimarer Republik Arbeitslose herangezogen wurden.

                                  Finanziert habe dies Werner von Blomberg (1878-1946), der spätere Reichswehrminister (1933-1938), der auf dem „Hirsch“ mehrfach Kurgast gewesen war. Die Anlage bekam also seinen Namen und wurde nach Kriegsende, der Generalfeldmarschall starb 1946 in einem amerikanischen Militärlazarett, in „Friedensblick“ umbenannt. Im Zentrum des Rondells steht ein Obelisk des Dresdner Bildhauers Joseph Herrmann. 1855 geschaffen, erinnerte das steinerne Monument im benachbarten Wachwitz einst vorbeiziehende Elbschiffer an den 1854 tödlich verunglückten König Friedrich August II. von Sachsen. Zwei Generationen später bekrönte Paul Wolf damit den neugeschaffenen Aussichtspunkt!

                                  Zuvor war ein Weinberg-Grundstück mit Treppen und Wegen versehen und eine Sonnenuhr aufgestellt worden. Ein schmiedeeisernes Geländer mit dem springenden Hirsch, dem Wappentier des früheren Kurortes, begrenzt die Plattform nach Süden. Seitlich flankiert eine hölzerne Pergola, die den Nachkriegswinter 1946/47 nicht überstanden hatte, in neuem Glanz den stimmungsvollen Platz. 2010 erst war die Anlage mit Unterstützung des Verschönerungsvereins Weißer Hirsch nach historischem Vorbild rekonstruiert worden, zur Freude der Dresdner, die schon bald auf der Terrasse am Friedensblick der ersten Frühlingssonne entgegenblicken werden.

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                                    Ein deutscher Rodin aus Sachsen

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                                    Max Klinger, Selbstbildnis (1894)

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                                    Sein öffentliches Debüt „Die Spaziergänger“, ein dem Symbolismus zugerechnetes Gemälde, erfolgte im Rahmen der 52. Ausstellung der Königlichen Akademie 1878 in Berlin. Klinger ging nach Brüssel, um Schüler des Historienmalers Emile Wauters zu werden. Seit 1881 unterhielt er ein eigenes Atelier in Berlin. Bei der Ausgestaltung der Villa Albers in Steglitz – Klingers erstem großem Auftrag – kombinierte der Künstler erstmals wandfüllende Malerei mit Skulpturen. In Paris studierte er die Werke von Goya und Daumier und gab graphische Zyklen heraus, die hervorragende Kritiken erhielten. Auch später wird Klingers künstlerische Bedeutung vor allem in seinem graphischen Werk liegen, das den Reichtum seiner Phantasie und eine vollendete Technik zeigt.

                                    In seiner kunsttheoretischen Abhandlung „Malerei und Zeichnung“ (1885) plädierte Klinger für eine unbefangene Darstellung des Nackten und verurteilte die Prüderie seiner Zeit. In Leipzig entstanden das Gemälde „Urteil des Paris“ und die aufsehenerregende „Neue Salome“. Die in unterschiedlichen Marmorfarben leuchtende Skulptur zeigt einen Bildhauer, der, einem eigenen ästhetischen Konzept folgend, sich an der eben wiederentdeckten antiken Polychromie orientierte. Das in Dresden gezeigte Gemälde „Kreuzigung“ löste einen Skandal aus, da Christus völlig nackt dargestellt war. 1895 bezog der erfolgreiche Künstler ein neues Atelier in der Leipziger Karl-Heine-Straße, im Jahr zuvor war er Mitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin geworden. Nun entstanden die Marmorbüste „Kassandra“ mit gelben Bernsteinaugen und rotem Sockel sowie Entwürfe für Wandgemälde im Treppenhaus des Museums für bildende Künste zu Leipzig.

                                    Im Jahr 1897 wird auf der Leipziger Kunstausstellung das Monumentalgemälde „Christus im Olymp“ gezeigt, in dem eine Synthese von Antike und Christentum symbolisiert ist. In der Messestadt lernte Klinger die Schriftstellerin Elsa Asenijeff (1867-1941) kennen, die ihm Modell, Lebensgefährtin und Mutter seiner 1900 geborenen Tochter Desireé werden sollte. Reisen führten den Künstler nach Wien und Paris, Italien und Griechenland. Porträtbüsten von Elsa Asenijeff, Franz Liszt (für das Leipziger Gewandhaus), Friedrich Nietzsche, Richard Wagner und Richard Strauß fanden begeisterte Aufnahme.

                                    Max Klinger, Friedrich Nietzsche (1904) | Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek
                                    Max Klinger, Friedrich Nietzsche (1904)
                                    Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek

                                     

                                    Das legendäre Beethoven-Denkmal, Klingers plastisches Hauptwerk, war während der Beethovenausstellung der Wiener Secession 1902 deren zentrales Exponat. 1903 erwarb der Künstler in Großjena bei Naumburg einen Weinberg, wo ein repräsentatives Wohnhaus entstand. Zu Klingers 50. Geburtstag ehrte ihn der Leipziger Kunstverein mit einer Ausstellung seines Gesamtwerkes. 1911 wird Gertrud Bock (1893-1932) Klingers Modell, die er 1919 heiratet. Am 4. Juli 1920 stirbt der „deutsche Rodin“, einer der vielseitigsten und fruchtbarsten Künstler seiner Zeit, in Großjena.

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                                      Scharfenstein: Deutschlands größte Baumwollspinnerei

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                                      Spinnereigebäude Scharfenstein, Lithographie (1837)

                                      Scharfenstein – Deutschlands größter Spinnereibetrieb – war seinerzeit die „Fiedler und Lechlasche Baumwollspinnerei“ in Scharfenstein, einem kleinen Dorf bei Zschopau im Erzgebirge. Der imposante Bau wurde ab 1835 anstelle der sogenannten Grieß-Mühle am linken Ufer der Zschopau errichtet. Mit acht Stockwerken und zwei Dachetagen (25 Meter) Höhe, 65 Metern Länge, 16,5 Metern Breite und einer modernen Dampfheizung entstand ein Industriegebäude für 600 Fabrikarbeiter, das Maßstäbe setzte. Sein Schöpfer war kein Geringerer als der bekannte Baumeister Christian Friedrich Uhlig (1774-1848) aus Altenhain, dem das Erzgebirge zahlreiche Kirchen- und Industriebauten verdankt.

                                      Das für den Antrieb benötigte Wasser wurde von der Zschopau durch einen 34 Meter langen Stollen herangeführt. Den sollen, der Sage nach, zwei zum Tode verurteilte Bergleute durch den Felsen gebrochen haben, um ihr Leben zu retten. Zwei eiserne Wasserräder von sechs Metern Durchmesser sorgten für eine Leistung von 60 Pferdestärken, die 60.000 Mulespindeln zum Laufen brachten. Die seit 1838 existierende Fabrikschule wurde später öffentliche Volksschule. Karl Stülpner, der legendäre Wildschütz, wird die Scharfensteiner Spinnerei während seiner letzten Jahre noch gesehen haben. Nach einem abenteuerlichen Leben war der altersschwache „sächsische Robin Hood“ 1839 in seinen Geburtsort zurückgekehrt, wo er 79jährig starb.

                                      Im Jahr 1915 brannte das Gebäude nieder, wobei neun Menschen umkamen. Nach dem Wiederaufbau ließ die Chemnitzer Maschinenbaufirma Moll in Scharfenstein Blechfässer herstellen. Mit deren Konkurs übernahmen 1926 die Zschopauer Motorenwerke J. G. Rasmussen (DKW) das Werk und bauten Sechs- und Achtzylindermotoren für Audi-PKW. Fünf Jahre später produzierte hier die „Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH“. Nach Kriegsende, Enteignung und Demontage firmierte der „VEB DKK Scharfenstein“ im Haus, wurden Kühlschränke für die DDR, später auch das „nichtsozialistische Ausland“ produziert.

                                      Die Nachfolgefirma „Foron“ aber schrieb noch einmal Industriegeschichte, als im März 1993 die Produktion des ersten FCKW-freien Kühlschrankes „Greenfreeze“ aufgenommen werden konnte, eine ökologische Revolution, die vom sächsischen Scharfenstein aus die Welt eroberte!

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                                        Kloster- und Familienfest am 18. Juni 2017 in St. Marienstern

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                                        Kloster Marienstern, Lithographie (1837)

                                        Panschwitz-Kuckau – In Panschwitz Kuckau, in der sächsischen Oberlausitz, liegt das Kloster Sankt Marienstern. Am 18. Juni 2017, traditionell zum Kirchweihfest der Klosterkirche, findet dort das Kloster- und Familienfest des Landkreises Bautzen statt. Ein besonderer Anziehungspunkt wird dabei ein Regional- und Naturmarkt sein, der ein attraktives Schaufenster heimischer Produkte und Waren in hoher Qualität bietet.

                                        Interessierte Händler, Direktvermarkter und Handwerker sowie Vereine und Laienkünstler können sich noch bis zum 10. März für eine Teilnahme bewerben. Anmeldeformulare finden sich auf den Internetseiten des Klosters St. Marienstern (www.marienstern.de), des Landkreises Bautzen (www.landkreis-bautzen.de), der Gemeinde Panschwitz Kuckau (www.panschwitz-kuckau.de), des Christlich-Sozialen Bildungswerkes Sachsen e. V. (www.csb-miltitz.de),  und des e. V. (www.slk-miltitz.de).

                                        Für Rückfragen und weitere Informationen stehen SLK-Mitarbeiterin Sonja Heiduschka (Tel.: 035796/97130, E-Mail: sonja.heiduschka@slk-miltitz.de) und CSB-Mitarbeiterin Franziska Saring (Tel.: 035796/9710, Email: franziska.saring@csb-miltitz.de) gern zur Verfügung.

                                        Die Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienstern besteht seit ihrer Gründung 1248 ohne Unterbrechung. Der Überlieferung nach wurde sie einst vom Kamenzer Burgherren Bernhard III. (1293-96 Bischof von Meißen) aus Dank für seine Errettung aus Lebensgefahr gestiftet. Neben der Äbtissin Philippa Kraft leben derzeit 13 Nonnen und eine Postulantin im Kloster. Die frommen Schwestern widmen sich dem Stundengebet, der Seelsorge, Arbeiten in Haus und Garten sowie der Betreuung behinderter Menschen.

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