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Fritz Beckert (1877–1962) – ein Dresdner Architekturmaler

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Schlossplatz und Hofkirche in den 1920er Jahren; Ölfarben auf Leinwand (Fritz Beckert, 1926)

Dresden – Am 27. September vor 54 Jahren verstarb in Dresden der Maler Fritz Beckert. 1877 in Leipzig geboren, begann der junge Beckert 1894 seine Ausbildung an der Kunstakademie seiner Heimatstadt, war aber mit deren starr konservativer Ausrichtung unzufrieden. Er setzte sein Studium in Dresden fort und schrieb sich für das Wintersemester 1896/97 bei Friedrich Preller d. J. ein. Studienreisen führten Beckert durch Österreich, Italien und Deutschland, besonders nach Thüringen und Franken. Abgeschlossen hat er seine Ausbildung 1902 bei Gotthardt Kuehl, der die Dresdner Akademie als Vertreter moderner Malerei wesentlich beeinflusste.

Mit gleichgesinnten Malerkollegen gründete Beckert die Künstlergruppe „Die Elbier“. Schon deren erste Ausstellung, 1903 im berühmten Dresdner Kunstsalon Emil Richter, geriet zu einem wahren Erfolg. Allen Akteuren gemein war die Nähe zu Gotthardt Kuehl, die Liebe zur Freilicht- und Architekturmalerei, der „koloristische Feinsinn“ und die Hinwendung zu heimatlichen und landschaftlichen Motiven. Wie seine „Elbier“ pflegte Beckert in seiner Malweise einen luftigen impressionistischen Stil, der auch als „Dresdner Kolorismus“ bezeichnet wird. Nicht ohne Grund erfreuen sich gerade Gemälde dieser Schaffensperiode besonderer Beliebtheit.

Gegen Ende der zwanziger Jahre wechselte Beckert dann zu einer mehr realistischen Darstellung seiner Motive. Neben seiner erfolgreichen künstlerischen Tätigkeit lehrte er ab 1908 als Privatdozent für Architekturmalerei an der Technischen Hochschule Dresden, von 1921 bis 1945 als Professor. Mit der Bombardierung Dresdens bei Kriegsende verlor der Maler sein Atelier und auch einen Großteil seines Werkes. In seinem Schaffen hat Beckert das Leben im Dresden der zwanziger und dreißiger Jahre getreulich festgehalten. „Sein umfangreiches Oeuvre aus Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden ist die letzte und großartigste künstlerische Dokumentation des alten Dresden vor seiner Vernichtung am 13. Februar 1945“, urteilt der Dresdner Kunsthistoriker und Kurator Hans Joachim Neidhardt.

Repräsentatives Beispiel für Fritz Beckerts impressionistische Phase ist ein museales Gemälde mit einer stimmungsvollen Ansicht der Dresdner Hofkirche, das auch im Werkverzeichnis von Claudia Jordt unter der Nummer 596 aufgeführt ist („Der Maler Fritz Beckert und seine Dresdner Stadtansichten“, 1999). Der Vordergrund zeigt einen von lebhaftem Verkehr bewegten Schlossplatz mit farbenfroh gekleideten Passanten, Kutschen, Straßenbahn und Automobilen. Dahinter erhebt sich monumental die barocke Fassade der Katholischen Hofkirche. Das 1926 entstandene und wohl direkt aus dem Atelier des Künstlers erworbene Gemälde befand sich noch vor einem Jahr in süddeutschem Privatbesitz.

Die Dresdner „Galerie Königstraße“ hat sich die Pflege und Verbreitung des Erbes sächsischer Künstler zur Aufgabe gemacht und bietet dieses schöne Bild dem interessierten Publikum nun zum Erwerb an: http://www.galerie-koenigstrasse.de/dresdner-kuenstler-1.html

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    Der Mosaikbrunnen im Großen Garten

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    Der Mosaikbrunnen im Großen Garten, Dresden

    Dresden – Die Dresdner haben ihren Mosaikbrunnen wieder. Im Großen Garten, unweit der Hauptallee, sprudelt aufs Neue Wasser in das Becken der von Hans Poelzig (1869-1936) entworfenen Brunnenanlage. Die drei ineinandergeschobenen Blütenkelche muten orientalisch an, wofür eine halbe Million farbiger Mosaiksteine sorgen, die auf Betonträgern montiert sind.

    Eigentlich nur für die Internationale Gartenbauausstellung 1926 errichtet, mochten die Sachsen das Kunstwerk so sehr, dass es bis heute bleiben durfte. Nachdem 2013 die Brunnenschale rissig geworden war, wurde saniert. Das Schmiedeberger Mosaikatelier Dyroff hat zwei Jahre daran gearbeitet, wobei Fundament, Becken und Technik erneuert und 330.000 Euro investiert worden sind.

    Die Mühe hat sich gelohnt. An Sommerabenden sorgen Unterwasserleuchten für magisches Licht – und eine andächtige Besucherschar.

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      Bitte „keine politischen Inhalte“ – am 3. Oktober in Dresden

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      Lothar Lange, Fotograf und Hannah-Arendt-Verehrer

      Dresden – Eine „finale Ausstellung“ will Lothar Lange zum diesjährigen Tag der Deutschen Einheit in Dresden zeigen. 5.000 Bilder sollen die Wandlung der sächsischen Hauptstadt von 1989 bis 2015 dokumentieren; Motto: 25 Jahre Friedliche Revolution. Nicht irgendwo, sondern zentral im Rahmen des offiziellen Festprogramms, vor dem Haupteingang des Dresdner Rathauses.

      Die Dresden Marketing GmbH, eine Tochterfirma der Stadt, hat den Rahmen abgesteckt. Im Bestätigungsschreiben an Lange heißt es: „Auf der gesamten Fläche und somit auch im Rahmen Ihrer Ausstellung sind keine politischen Inhalte, Symbole, Flaggen o. ä. zugelassen.“ Wie das, an einem solchen Tag? Gibt es denn ein politischeres Thema; eines, das im Leben der Menschen in Mitteldeutschland in den letzten 25 Jahren stärkere Spuren hinterlassen hat, als der Volksaufstand im Herbst 1989 und die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten?

      Hinsichtlich politischer Symbolik existiert in Deutschland eine besondere Befindlichkeit. Denkwürdig ist eine Filmsequenz vom Abend des 22. September 2013, als im Berliner Konrad-Adenauer-Haus eine ausgelassene CDU die eben gewonnene Bundestagswahl feiert, die Parteispitze auf der Bühne. Generalsekretär Hermann Gröhe, der heutige Bundesgesundheitsminister, lässt sich ein Deutschlandfähnchen reichen, mit dem er im Takt der Musik herumwedelt – bis die Kanzlerin es ihm mit einer Geste der Abscheu aus der Hand reißt.

      Nun ist Lothar Lange nicht 1989 von Hannover nach Dresden gekommen, um sich von Befindlichkeiten beeindrucken zu lassen. Die Dresdner kennen den quirligen Feuerkopf mit dem markanten Sprachstil. Im besten Wortsinn ist Lange „umstritten“, und niemand kann mit Sicherheit behaupten, was der bekennende Hannah-Arendt-Verehrer wirklich ist: Narr oder Genie, Verrückter, Nervensäge, Marxist, Libertärer – oder einfach ein Unangepasster, ein „Nonkonformer“ also, wie man vor einiger Zeit gern formulierte. Allemal geht von ihm eine Beunruhigung aus, etwas Unberechenbares.

      Die Vita des Protagonisten ist nichts für Kleinbürger: „Geboren 1956 in Schwäbisch Gmünd, Insasse verschiedener Kinderheime. In Hannover Abitur, zweiwöchiges Studium der Germanistik, Gegenkandidat von Gerhard Schröder beim Unterbezirksparteitag der Jungsozialisten und Gründer des ersten Second-Hand-Kaufhauses der Welt, Heirat, vier Kinder. Seit 1984 als Antiquar und Photograph unterwegs“, sagt Lange über Lange.

      Für Kontinuität im Zickzackkurs sorgen Bücher und Fotos. 19.000 seiner Bilder aus dem Dresden der Jahre 1990 bis 1994 verwahrt, als „Sammlung Lange“, das hiesige Stadtarchiv. Und immer sind es, wie er es nennt, „soziokulturelle Projekte“, zuletzt der Wagenplatz auf dem Globusgelände, die Lange anschiebt, ihn beschäftigten und wieder weitertreiben. Ein stimmungsvoller Ort war sein Antiquariat in der Dresdner Louisenstraße, damals in den frühen Neunzigern, als die alte Ordnung gerade verschwunden war und die neue noch nicht etabliert. Vitalität und Heiterkeit jener Ära, in der es keinen Staat mehr zu geben schien, haben sich den Zeitgenossen eingeprägt.

      Viel Zeit ist seitdem vergangen. Die Bürger dieses Landes haben sich mit Systemen arrangieren müssen, die nahezu jeden Lebensbereich zu regulieren suchen. Dementsprechend zeigt die Mehrheit Wohlverhalten und strebt nach Konfliktvermeidung. Aus dem Credo „Freiheit statt Sozialismus“ von 1990 ist ein „Bloß nicht anecken“ von 2016 geworden, ein „Keine politischen Inhalte am Tag der Deutschen Einheit“. Nietzsche hat im „Zarathustra“ den Typus des „letzten Menschen“ beschrieben, dem jeder Hang zum Größeren, zu Leidenschaft, Kampf und Gefahr längst fremd geworden ist. „Blinzelnd“ wünscht der letzte Mensch nichts mehr als den trägen Fortgang seiner Bequemlichkeit. Lothar Lange, der lieber Unruhe stiftet, wirkt wie dessen Antithese, und seine Bilder taugen kaum für eine nostalgische Rückschau.

      Die offizielle Feier zum deutschen Nationalfeiertag findet in dem Bundesland statt, das den Vorsitz im Bundesrat bekleidet, heuer in Sachsen. Hier beeilt man sich, ein „weltoffenes, bürgernahes und buntes Deutschlandfest“ auszugestalten, werden doch Bundesrat, Bundestag und Bundesregierung in Dresden präsent sein, und die Welt schaut mit Spannung gerade auf den weiß-grünen Freistaat. Denn hier begann nicht nur die friedliche Revolution im Herbst 1989. In Sachsen nahmen auch die regierungskritischen PEGIDA-Proteste ihren Ausgang, die 2014/2015 ein Ausmaß erreichten, das die Bundesrepublik in den vergangenen Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat.

      In Dresden werden vom 1. bis zum 3. Oktober 2016 bis zu einer halben Million Gäste erwartet. Lothar Lange wird sein „Opus magnum der Wendezeit“ präsentieren: ein buntes Mosaik, das sich in keine Schublade pressen lässt, dessen Gesamtbild in den Augen des Betrachters aber Assoziationen wecken könnte, die auch kein noch so starrer Rahmen wird verhindern können.

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        Kurfürst im Dreißigjährigen Krieg

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        Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (Holzstich, 1895)

        Dresden – Am 8. Oktober vor 360 Jahren verstarb in Dresden Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen (1585-1656). Sein hohes Amt hat er in schweren Zeiten ausüben müssen, deren Herausforderungen er getreu seinem Wahlspruch „Ich fürchte Gott, liebe Gerechtigkeit und ehre meinen Kaiser“ zu meistern suchte. Eine Gratwanderung.

        Als zweiter Sohn des sächsischen Kurfürsten Christian I. und der Sophie von Brandenburg wurde Prinz Johann Georg am 5. März 1585 in Dresden geboren. Strenger und sorgfältiger als die des älteren Bruders, Kurfürst Christian II., soll seine Erziehung gewesen sein. Noch in der Jugendzeit unternahm Johann Georg eine vierzehnmonatige Reise, die ihn bis Neapel führte. Mit 18 Jahren erhielt er die Regierung des Hochstifts Merseburg, was ihm eine größere Selbständigkeit und eigene Einnahmen verschaffte. Sibylla Elisabeth von Württemberg wurde 1604 die erste Gemahlin des Prinzen, starb aber kurz darauf im Kindbett. Aus einer zweiten Verbindung mit der – ihrem Gemahl geistig überlegenen – Magdalena Sibylla von Brandenburg (1607) sollten neun Kinder hervorgehen.  

        Nach dem plötzlichen Tod seines kinderlosen Bruders bestieg Kurfürst Johann Georg I. 1611 den Thron der albertinischen Wettiner. Er galt als bieder, fromm und gutmütig, konnte im Zorn gleichwohl aufbrausend sein. Der Musik zugetan, förderte er die Einführung zahlreicher Hoffestlichkeiten, besonders der „Opern-Ballette“, die der Repräsentation des Fürstenhauses dienten, aber auch die ersten Ansätze von Oper und Staatschauspiel in Dresden bildeten. 

        Bevorzugter Vorführraum war der Riesensaal des Residenzschlosses, der im Auftrag Johann Georgs erbaut worden war. Dessen Einweihung fand mit einem Konzert unter Leitung von Heinrich Schütz (1585-1672) statt, den der Kurfürst 1617 als Kapellmeister an den Dresdner Hof berufen hatte. Berühmt wurde Schütz mit der ersten deutschen Oper „Dafne“, die er im Auftrag Johann Georgs auf Schloss Hartenfels bei Torgau 1627 zur Aufführung brachte. Überdies wusste der leidenschaftliche Jäger und Hundefreund die Freuden der Tafel und des Trunkes zu schätzen, nicht immer zu seinem Vorteil. Auf dem wettinischen Weingut Hoflößnitz ließ er 1648/50 ein anmutiges Schlösschen errichten. 

        Chance zum Kaisertum 

        In der Zeit sich reichsweit verschärfender Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten wäre der Landesherr des mächtigsten protestantischen Territoriums prädestiniert gewesen, die evangelischen Reichsstände zu führen. Johann Georg beließ es jedoch bei der traditionellen Ausgleichspolitik Sachsens, die darauf zielte, den status quo des Augsburger Religionsfriedens – die friedliche Koexistenz von Luthertum und Katholizismus – zu wahren. So suchte er als betont lutherischer Reichsfürst an seiner Treue gegenüber dem katholischen Kaiser festzuhalten, blieb den Habsburgern freundschaftlich verbunden und unterstütze deren Kandidaten bei der Wahl zum deutschen König und römischen Kaiser. 

        1619, nach dem Abfall Böhmens vom habsburgischen König, hätte Johann Georg wohl selbst König von Böhmen und – mit dem unter ihm vereinigten Sachsen, Böhmen und Schlesien an der Spitze eines protestantischen Bündnisses – gar Kaiser werden können, doch diese historische Chance war seine Sache nicht. Gewitterwolken am politischen Horizont veranlassten den Kurfürsten, 1613 mit der „Defensionsordnung“ die Landesverteidigung auf Basis der Wehrpflicht aller Grundbesitzer neu zu ordnen. Demnach hatten Adel und Städte im Ernstfall Reiter und Fußtruppen zu stellen, wehrhafte Bürger die Städte zu verteidigen. 

        Im Mai 1618 brach in Sachsens Nachbarland Böhmen der Dreißigjährige Krieg aus, wobei es um den Streit zwischen den Konfessionen und die Vormachtstellung in Deutschland und Europa ging. Der sächsische Kurfürst – von Habsburgern wie protestantischen böhmischen Ständen um Unterstützung angehalten – zog sich zunächst auf einen neutralen Standpunkt zurück. Nachdem Kursachsen im Auftrag des Kaisers schließlich die beiden Lausitzen besetzt hatte – Bautzen musste mit 12.000 Mann belagert werden – unterwarf Johann Georg auch Schlesien und erhielt zum Dank die Ober- und Niederlausitz als Pfand. Die harte kaiserliche Politik der Gegenreformation in Böhmen, wie auch das Restitutionsedikt von 1629, womit der Kaiser die Wiederherstellung der seit 1552 säkularisierten geistlichen Fürstentümer – deren Rückgabe an die katholische Kirche – verlangte, sah Johann Georg mit Widerstreben. Immerhin befanden sich die ehemals katholischen Bistümer Meißen, Naumburg-Zeitz und Merseburg unter seiner Verwaltung. 

        Krieg und Seitenwechsel 

        1630 landete der Schwedenkönig Gustav Adolf mit einem Heer in Pommern. Trotz gleichen Glaubens sah der reichstreue Johann Georg dieses Eingreifen in deutsche Angelegenheiten kritisch. Der Leipziger Konvent im Februar 1631 versuchte, die evangelischen Reichsfürsten und Reichsstände mit dem Kurfürsten an der Spitze in einer bewaffneten Neutralität zwischen Kaiser und Schweden zu vereinen. Dazu wurde ein Heer unter Hans Georg von Arnim-Boitzenburg aufgestellt. Das gewaltsame Vorgehen der Katholischen Liga gegen die am Zusammenschluss beteiligten Länder und Tillys Einmarsch in Kursachsen veranlassten Johann Georg jedoch zum Abschluss eines Bündnisses mit den Schweden. Kurz darauf, am 17. September 1631, schlugen diese das Tilly‘sche Heer bei Breitenfeld vernichtend. Hierbei machte Johann Georg keine gute Figur, als seine ungeübten Truppen schon nach kurzem Kampf die Flucht antraten, und erst die schwedische Reiterei den glänzenden Sieg erringen konnte. 

        Die Sachsen rückten nun nach Böhmen und besetzten Prag. Nachdem Wallenstein bis Leipzig vorgedrungen war, eilten die Schweden auf einen sächsischen Hilferuf hin herbei. Am 16. November 1632 kam es zur Entscheidungsschlacht bei Lützen, wobei Gustav Adolf fiel. Doch der Tod des Schwedenkönigs gab dem sächsischen Kurfürsten neue Handlungsfreiheit. Nachdem schwedische Politiker ihm die Spitze der protestantischen Kriegspartei verwehrt hatten, zog sich der Kurfürst aus dem Bündnis zurück, wechselte abermals die Seiten und schloss mit dem Kaiser am 30. Mai 1635 den Prager Frieden. Der revanchierte sich mit der Abtretung von Ober- und Niederlausitz, dem größten Landgewinn, den Kursachsen nach 1547 je erzielen sollte. Im Friedensvertrag verpflichtete sich Johann Georg, die katholischen Bewohner der Lausitzen – in erster Linie Sorben – sowie das Domstift Bautzen und die Klöster St. Marienstern und St. Marienthal zu schützen und zu erhalten. Das Bündnis mit dem Habsburgerreich aber bildete fortan die Grundlage sächsischer Außen- und Deutschlandpolitik bis 1866. Allein auf dieser Basis sollte es August dem Starken später möglich sein, seine Wahl zum König von Polen zu betreiben. 

        Der Seitenwechsel jedoch hatte die fatale Folge, dass die Schweden nun Sachsen mit furchtbaren Kriegsgräueln überzogen, worunter vor allem die wehrlose Zivilbevölkerung zu leiden hatte. Johann Georg hielt sich derweil – anderthalb Jahre – bei seiner Armee auf, die überwiegend in Norddeutschland eingesetzt war. Seine Niederlage in der Schlacht von Wittstock am 4. Oktober 1636, wurde wegen des Bündnisbruchs – des Verrats an der protestantischen Sache – auch als Gottesurteil gedeutet. 

        Böhmische Exulanten 

        Erst nach langem Zögern und weiteren militärischen Erfolgen der Schweden fand sich der Kurfürst zu Verhandlungen bereit. Am 6. September 1645 schlossen Johann Georg I. und der schwedische General Torstensson den Waffenstillstand von Kötzschenbroda. Sachsen schied aus dem Krieg aus, womit die Kämpfe ein Ende fanden, nicht aber die Truppendurchmärsche. 1648 beendete der Westfälische Frieden den Dreißigjährigen Krieg. Sachsen hatte etwa die Hälfte seiner Bevölkerung verloren, behielt die Lausitzen, musste aber Magdeburg abtreten. Das Land war gänzlich verarmt, hatte an politischer Bedeutung verloren – und doch: Man nimmt an, dass bis zu 150.000 aus Glaubensgründen vertriebene Einwanderer – Reformierte und Protestanten – damals nach Sachsen gekommen sind. 1654 genehmigte Johann Georg die Gründung der nach ihm benannten Johanngeorgenstadt durch böhmische Exulanten. Eine Erfolgsgeschichte: die unter dem Einfluss der Zuwanderer aufblühende Stadt entwickelte sich in einem halben Jahrhundert zur neuntgrößten Stadt des Landes! 

        1653, auf dem ersten Reichstag nach dem Friedensschluss, übertrugen die evangelischen Reichsfürsten Johann Georg das Direktorium der evangelischen Stände. Wenig politisches Gespür zeigte dessen testamentarische Verfügung, das Kurfürstentum nach seinem Tode unter die vier Söhne aufteilen zu wollen. Trotz der verfügten Oberhoheit des Ältesten wurde damit die innere Einheit des Landes geschwächt. Fehlenden Weitblick suchte Johann Georg durch Ratgeber wie den Oberhofprediger Mattias Hoe von Hoenegg zu kompensieren, der einen starken Einfluss auf den Kurfürsten ausübte, ihn in seinem unmäßigen Hass auf die Reformierte Kirche noch bestärkte. 

        45 Jahre hat Johann Georg I. den Kurhut getragen. Er starb im Alter von 72 Jahren und wurde zunächst in der Krypta der Dresdner Sophienkirche beigesetzt. Nach deren Zerstörung bei den Bombenangriffen auf Dresden vom Februar 1945, wurde sein Sarkophag in die Grablege der Wettiner im Freiberger Dom überführt. Hier ruht er neben seiner Gemahlin Magdalena Sibylla, die ihm zweieinhalb Jahre später nachfolgte. 

        Literatur:

        Karlheinz Blaschke: Der Fürstenzug zu Dresden. Leipzig / Jena / Berlin 1991. 
        Albert Herzog zu Sachsen: Die Wettiner in Lebensbildern. Graz / Wien / Köln 1995. 
        Otto Kaemmel: Festschrift zur 800-jährigen Jubelfeier des Hauses Wettin. Dresden 1889.

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          August III., König von Polen und Kurfürst von Sachsen (Holzstich, 1889)

          Dresden – Am 17. Oktober vor 320 Jahren wurde Kurprinz Friedrich August als einzig ehelicher und damit erbfähiger Sohn von Friedrich August I. dem Starken, Kurfürst von Sachsen und als August II. König von Polen, und dessen Gemahlin Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth in Dresden geboren. Unter der Obhut seiner Mutter und der aus Dänemark stammenden Großmutter wuchs August heran, was seine ohnehin empfindsame Wesensart weiter verstärkte.

          Schon früh wurde seine Konfession zum Gegenstand politischen Tauziehens, wobei der Heilige Stuhl auf den Kurfürsten einwirkte, um die Konversion des Kurprinzen zum Katholizismus zu erwirken, was nicht nur die lutherischen Landstände erbittert zu verhindern suchten. Nach gezielter Beeinflussung seitens des Vaters, der Friedrich August samt katholischen Begleitern auf Reisen durch katholische Länder schickte, gab dieser dem Druck nach und konvertierte am 27. November 1712 in Bologna zum katholischen Glauben. Bekannt wurde dies erst fünf Jahre später, was neue Beunruhigungen im Lande hervorrief.

          Für August den Starken ging es darum, dem Sohn die polnische Krone zu sichern, was alle anderen Aspekte in den Hintergrund treten ließ. So vermählte sich der Kurprinz am 20. August 1719 mit der österreichischen Kaisertochter Maria Josepha (1699-1757) in Wien. Der über alle Maßen festliche Empfang des Paares in Dresden soll 4 Millionen Taler verschlungen haben. Obschon die Ehe aus politischen Motiven geschlossen wurde, erwies sie sich als dauerhaft und glücklich: 15 Kinder sollten aus ihr hervorgehen.

          Leidenschaftlicher Gemäldesammler

          Nach dem Tode seines Vaters bestieg Kurfürst Friedrich August II. den Thron der albertinischen Wettiner. Abermals trat die Frage der polnischen Krone in den Vordergrund. Da in der Wahlmonarchie Polen der König vom Adel gewählt wurde, votierte auf Betreiben Frankreichs eine Mehrheit für den einst vertriebenen Stanislaus Leszynski, während die von Russland unterstützte Minderheit den sächsischen Kurfürsten zum König August III. wählte. Am 17. Januar 1734 wurde dieser mit seiner Gemahlin in Krakau gekrönt. Im Polnischen Thronfolgekrieg (1733-1735) konnte Russland seinen Kandidaten durchsetzen. Der führte nun in Dresden und Warschau das Werk seines Vaters fort, dessen politischer Ehrgeiz und energische Tatkraft ihm jedoch fehlten.

          Auf Betreiben seiner Gemahlin machte der 36-Jährige mit der Mätressenwirtschaft des Vorgängers ein Ende, zeigte aber an den Staatsgeschäften kaum Interesse, galt als menschenscheu, träge und wenig arbeitsam. So betraute er zunächst den Grafen Sulkowski mit den führenden Ämtern der Administration, den 1738 aber ein Rivale verdrängen sollte: Graf Heinrich von Brühl (1700-1763). Dieser wurde „für ein Vierteljahrhundert der unumschränkte Herrscher in Kursachsen, dem der König blind vertraute, der alle leitenden Posten im Staatswesen an sich zog und sich (…) eine Lebensführung leisten konnte, die jener des Landesherrn zumindest gleichkam.“ (Karlheinz Blaschke)

          Da dem König das Regieren durch seinen Premierminister sozusagen abgenommen war, konnte Friedrich August ungehemmt seinen Neigungen nachgehen. Mit Hingabe und Sachkenntnis widmete er sich vor allem dem Sammeln von Gemälden. Wie schon sein Vater, war der König von der italienischen Kultur beeinflusst, bevorzugte vor allem italienische Meister. Zur Unterbringung der Bilder ließ der Monarch 1744 den Stallhof am Schloss herrichten, durch ihn wurde die Dresdner Galerie zur weltberühmten Sammlung. Hofmusik und Oper erreichten eine hohe Blüte, vor allem mit dem 1734 als Hofkapellmeister nach Dresden berufenen Johann Adolf Hasse (1699-1783). Maler, Architekten und Musiker wurden vom sächsischen Hof gefördert, durch Friedrich August fand der unter seinem Vater ausgeprägte Dresdner Barock seine glanzvolle Fortsetzung. Die 1739 bis 1754 durch Gaetano Chiaveri in Dresden errichtete Katholische Hofkirche, einer der größten Kirchenbauten Sachsens, zählt zu den bedeutendsten Bauwerken seiner Regierungszeit.

          Ende des Augusteischen Zeitalters

          Im Siebenjährigen Krieg musste der König vor den Preußen nach Polen fliehen. Zuvor kapitulierte die ausgehungerte sächsische Armee, 12.000 Mann, am 16. Oktober 1756 auf der Ebenheit am Lilienstein. Friedrich August musste vom benachbarten Königstein aus zusehen. Nach dem Hubertusburger Frieden am 15. Februar 1763 kehrte der König wieder in die von Kämpfen zerstörte Residenzstadt Dresden zurück. Er fand ein verwüstetes und verarmtes Land vor, in dem der Krieg tiefe Spuren hinterlassen hatte. Und doch ließ Brühl das alte verschwenderische Hofleben von neuem beginnen.

          Dem machte der plötzliche Tod des Monarchen am 5. Oktober 1763 in Dresden ein Ende. Sein allmächtiger Premierminister überlebte ihn um nur zwei Wochen. Mit dem Kurfürst-König endete das Augusteische Zeitalter, eine kulturelle Blütezeit in Dresden und Sachsen, die untrennbar mit Namen und Wirken beider Friedrich Auguste verbunden ist. Eine letzte Ruhestätte fanden der König und seine Gemahlin in ihrer Hofkirche, die bis in unsere Zeit, Tag für Tag, Bewunderer barocker Pracht in ihren Bann zu ziehen vermag.

           

          Literatur:

          Karlheinz Blaschke: Der Fürstenzug zu Dresden. Leipzig / Jena / Berlin 1991.

          Albert Herzog zu Sachsen: Die Wettiner in Lebensbildern. Graz / Wien / Köln 1995.

          Otto Kaemmel: Festschrift zur 800-jährigen Jubelfeier des Hauses Wettin. Dresden 1889.

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            12.000 Dresden-Bilder in der Neustädter Markthalle

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            Verregnet: Lothar Langes Fotoausstellung am 3. Oktober 2016 in Dresden

            Dresden – Lothar Lange ist wieder am Ball. Nachdem der umtriebige Hannoveraner erst im Rahmen der Dresdner Einheitsfeier am 3. Oktober unter dem Motto „25 Jahre Friedliche Revolution“ 5.000 seiner Dresden-Fotografien präsentiert hatte (https://www.sachsen-depesche.de/kultur/bitte-„keine-politischen-inhalte“-–-am-3-oktober-in-dresden.html), legt Lange nach und zeigt nun 12.000 Bilder, die vom 24. bis 29. Oktober, jeweils von 11 bis 20 Uhr, im Untergeschoss der Dresdner Markthalle (Metzer Str. 1/Ecke Hauptstraße, 01097 Dresden) zu sehen sein werden.

            Der Zyklus wird sich in sechs Thementage gliedern, als da wären: Elbe (24.10.), Panoramen Stadtrand (25.10.), Äußere Neustadt (26.10.), Innere Neustadt und mehr (27.10.) sowie Politisches (28.10.). Den Abschluss bildet „Ein Kessel Buntes“ am 29. Oktober. 

            Vor dem Kulturzentrum Scheune (Alaunstraße 36-40, 01099 Dresden) geht es am Sonntag mit einem Open Air weiter, das sich am Montag („Den Dissidenten von heute gewidmet“) auf dem Jorge-Gomondai-Platz wiederholen soll. Finanziert wird das Projekt mit dem Verkauf der Fotos (für je 2 €) und DVDs mit Langes Bildern 1990-1994 (10 €). Überflüssig zu erwähnen, dass der Künstler an allen Tagen anwesend sein und den Besuch seiner Ausstellung auf unnachahmliche Weise zu einem ganz besonderen Erlebnis machen wird.

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              MCB am 29. Oktober 2016 im Dresdner „Heavy Duty“

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              MCB im Konzert

              Dresden – Wer auf der Suche nach handgemachter authentischer Rockmusik von gestandenen Mannsbildern ist – und es gern auch etwas härter mag –, der ist im „Heavy Duty“ (Louisenstraße 28, 01099 Dresden) richtig. Am 29. Oktober gibt es in der Metalkneipe ab 20:00 Uhr mit dem Dresdner Rocktrio MCB um Basslegende Mike Demnitz das „wahrscheinlich lauteste Konzert des Jahres“ (regioactive.de).

              Die Ursprünge der Band – deren Name aus den Vornamen der Gründungsmitglieder Mike Demnitz, „Charlie“ Ludwig und Bernd Schilanski resultiert – lassen sich bis ins Jahr 1983 zurückverfolgen. Schilanski und Demnitz hatten schon zuvor bei REFORM Magdeburg, einer der interessantesten DDR-Rockbands, gemeinsam musiziert. Seitdem ist viel Wasser die Elbe hinuntergeflossen, haben sich MCB mehrfach neu erfunden. Weiter ging es immer, die aktuelle Besetzung besteht, neben dem schier unverwüstlichen Bassisten, aus Mike Zühlke an der Gitarre und dem Drummer Basti Pfund.

              Zum Einhören gibt es schon mal „Die Nacht der Wölfe“: www.youtube.com/watch?v=hmP0ozOwSVM

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                Die Jägerkaserne in Dresden-Johannstadt

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                Dresdner Jägerkaserne, Lichtdruck von 1885

                Dresden – Unweit der Albertbrücke, vis-á-vis dem Sachsenplatz im Stadtteil Johannstadt, befand sich bis zu ihrem Abriss in den 1950er Jahren – die Jägerkaserne. Das schlossähnliche Gebäude wurde 1880/81 nach Entwürfen von Oswald Haenel, Bruno Adam und Fritz Opitz errichtet. Seiner prächtigen Erscheinung und modernen Ausstattung wegen, galt es zu seiner Zeit als „schönster Kasernenbau Sachsens“. Ende September 1882 bezog das Königlich Sächsische 2. Jägerbataillon Nr. 13 das weiträumige Areal.

                Dessen Hauptportal lag an der 134 Meter langen Elbseite. Zwei Seitenflügel und das Exerzierhaus an der Südseite schlossen den Komplex ab. Im Erdgeschoss befanden sich Wache, Arrestlokal, Unterrichts-, Büroräume und ein Oberjäger-Kasino im Stil eines Jagdhauses. Mannschaftsstuben, Wasch- und Schlafsäle sowie ein Offizierskasino waren in den Obergeschossen untergebracht. Außerdem gab es Lager- und Montierungsräume, Werkstätten und Wohnungen für Berufssoldaten. Speisesäle für Mannschaften lagen im Kellergeschoss. Die gewaltige Dachkonstruktion der Anlage war mit englischem Schiefer gedeckt. Über zwei Granittreppen gelangte man in einen über 4000 Quadratmeter großen Innenhof.

                1925 wurde vor dem Hauptportal ein Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Dresdner Jäger errichtet. Das monumentale Halbrelief schuf der namhafte Dresdner Bildhauer Georg Wrba (1872-1939). Zuletzt wurde das vierflügelige Gebäude als Polizeikaserne genutzt. Im Bombenhagel des 13./14. Februar 1945 zerstört, dominierte die Kasernenruine noch Jahre nach dem Krieg den Sachsenplatz und wurde später abgetragen.

                Wie durch ein Wunder, blieb das Jägerdenkmal im Krieg unversehrt. Abgebrochen wurde es im Juni 1947 auf Weisung der Sowjetischen Militäradministration. Es wäre eine schöne Geste, wenn die Stadt Dresden wieder Gelegenheit fände, auch der 61 gefallenen Offiziere und 2924 Mannschaften und Unteroffiziere zu gedenken, die vor 100 Jahren als 13er Jäger bzw. Angehörige der Reservebataillone 13 und 25 ihr junges Leben fern der sächsischen Heimat verloren haben.

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                  Klassik-Rock mit Stern-Combo Meißen in Dresden

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                  Stern-Combo Meißen

                  Dresden – Bilder einer Ausstellung! Den Klavierzyklus aus dem Jahr 1874 kennen nicht nur Generationen Konzertbesucher, Klavierschüler und Pianisten, die sich an den originellen musikalischen Bildbeschreibungen von Modest Mussorgski (1839-1881) erfreuen und erproben konnten.

                  Wo immer auch die das Werk einleitende „Promenade“ erklingt, ist dies ebenso ein Signal für Junggebliebene, denen die markanten Töne aus den 1970er Jahren durchaus vertraut vorkommen. Dafür – wie für die dabei bis heute anhaltende Gänsehaut – sorgten ursprünglich Emerson, Lake & Palmer. Die britische Supergroup hatte mit der 1971 veröffentlichten Live-LP „Pictures at an Exhibition“ (www.youtube.com/watch?v=4igIQ2TOASg) Musikgeschichte geschrieben und Maßstäbe gesetzt für Leidenschaft und Perfektion, mit denen Rockmusiker sich damals des klassischen Repertoires annahmen und einem jungem Publikum zugänglich machten. 

                  Auch in der früheren DDR war dieser Trend wirksam – und so konnte die innovative Stern-Combo Meißen 1975 mit einer an EL&P orientierten Adaption große Erfolge feiern. Die 1964 (!) gegründete Band hat diese schöne Tradition aktuell fortgesetzt. 2015 führten die Musiker anlässlich des 1. Landesmusikfests Sachsen in Grimma – gemeinsam mit dem Leipziger Symphonieorchester unter Stephan König – das Konzertwerk „Bilder einer Ausstellung – The Rock Version“ auf. Ausschnitte davon werden nun in einem Klassik-Rock-Programm am 26. November 2016 in der Dresdner Lukaskirche zu erleben sein. Hier wird sich mit dem jungen Sänger und Keyboarder Manuel Schmid eine Band präsentieren, die auch im 52. Jahr ihres Bestehens nichts an Spiel- und Experimentierfreude verloren hat. 

                  Zur Einstimmung gibt es einen Film: www.youtube.com/watch?v=bTcB5_Jhs-Q 

                  Stern-Combo Meißen – Klassik-Rock-Programm 
                  26.11.2016, Lukaskirche, Lukasplatz 1, 01069 Dresden 
                  Einlass: 19.00 Uhr, Beginn: 20.00 Uhr 

                  VVK 20,00 € zzgl. Gebühr. 
                  Tickethotline: 0351/48 64 2002 oder 030/64 80 652. 
                  Karten sind außerdem an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei Eventim (www.eventim.de) erhältlich.

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                    Konzertreport: MCB in Dresden

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                    Immer am Bass: Mike Demnitz (MCB)

                    Dresden – Pure Energie – gab es am vergangenen Sonnabend (29.10.2016) im „Heavy Duty“ in der Dresdner Louisenstraße, der Location für eine Reise in die Gefilde schwermetallischer Rockmusik. Dicht an dicht, saßen und standen gut gelaunte große Jungs und kecke Mädchen – mittlere Jahrgänge dominierten –, füllten Thekenraum und Kellergeschoss der sympathischen Metalkneipe. Zeitlos schienen das selbstbewusst getragene, lange Haar und die charakteristischen Accessoires der Szene. Zeitlos auch die Band des Abends, das 1983 gegründete Rocktrio MCB um den charismatischen Bassisten Mike Demnitz. Nach Jahren der Pause starten die Dresdner Musiker gerade wieder durch.

                    Als die ersten Takte des Motörhead-Klassikers „Ace of Spades“ durch den Keller wummerten, war das Publikum da, flogen Arme in die Höhe, vibrierten Körper im Rhythmus der Musik. Geboten wurde eine Mischung aus alten und neuen eigenen Stücken, kompromisslos harter Rock mit hintergründigen Texten. So erklangen auch „Sophie, mein Henkersmädel“ (Text von Christian Morgenstern) und „Die Nacht der Wölfe“. Ausgewählte Coverversionen im MCB-Gewand („Red“ von King Crimson!) rundeten das Programm ab. Mike Zühlke an der Gitarre und der Drummer Basti Pfund lieferten unaufgeregt ein solides Fundament, auf dem der vitale Bassvirtuose Demnitz (am fünfsaitigen „Warwick Streamer“) dem Ganzen dann die charakteristische Hochspannung verlieh, obligatorisches „Bassgewitter“ inbegriffen.

                    Der Mann ist ein Phänomen. Obschon seit den 1960er Jahren mit „unbefristetem Republik-Spielverbot“ belegt, durchlief Demnitz mehr als ein Dutzend Bands, darunter „Elektra“ und „Reform“, wurde 1978 gar „Bester Rock-Bass-Gitarrist der DDR“! Er habe sich nie als „Künstler“ gesehen, wollte „einfach nur Musik machen“, verrät uns der Protagonist sein Credo. Die Zeit jedenfalls, scheint dem jugendlich wirkenden Musiker dabei kaum etwas anhaben zu können. Kein Zweifel, „der Mike“ ist Dreh- und Angelpunkt der Show und MCB sein ureigenstes Projekt.

                    Nach zweimal 60 Minuten Musik beschließt die „Heavy Mörtel Mischmaschine“, eine urige Eigenkomposition aus der Frühzeit der Band, den Abend. Am Mikrofon diesmal ein blonder Recke aus dem lauthals einstimmenden Publikum, was der allgemeinen Begeisterung keinen Abbruch tut, im Gegenteil! Dann ist der dröhnende Zauber vorbei…

                    „Wie vor 15 Jahren“, kiekste eine Blondine am Musikantentisch zum Abschied angetan. Stimmt, denn all dies hätte, in dieser Form, ebenso vor längst vergangener Zeit stattfinden können. Denn hier, im Heavy-Metal-Kosmos unterhalb der Louisenstraße, ist man sich selbst genug, schätzt das Authentische, lebt eine Tradition abseits der Tagesmoden. Nicht anders die drei Musiker von MCB, die sich mit einem gelungenen Konzert unüberhörbar bei ihren Fans zurückgemeldet haben.

                    Zum Nachhören gibt es hier nochmal „Gelbkreuz des Südens“ von MCB:www.youtube.com/watch?v=AGz_4K6-xkU

                     

                    MCB: Mike Zühlke, Basti Pfund, Mike Demnitz (v.l.n.r.)   Quelle: Bert Wawrzinek
                    MCB: Mike Zühlke, Basti Pfund, Mike Demnitz (v.l.n.r.)
                    Quelle: Bert Wawrzinek
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                      Der Ehrenhain auf dem Dresdner Garnisonfriedhof

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                      Ehrenhain auf dem Dresdner Garnisonfriedhof

                      Dresden – Wie umgehen mit dem Ehrenhain der Dresdner Regimenter des Ersten Weltkrieges auf dem Garnisonfriedhof? Dies war das Thema einer Diskussionsrunde im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Unbequeme Denkmale“, wozu der Verein „Denk Mal Fort!“ am 2. November in das Kultur-Forum des „riesa efau“ in die Wachsbleichstraße eingeladen hatte.

                      Die Moderation des Abends lag bei Dr. Hans-Joachim Jäger (Gesellschaft zur Förderung der Dresdner Frauenkirche), der den Ehrenhain in seiner Einleitung ausdrücklich als „Denkmal der Baugeschichte“ klassifizierte. Referenten waren der Historiker Dr. Justus H. Ulbricht (Dresdner Geschichtsverein) und der Lehrstabsoffizier für Militärgeschichte an der Offizierschule des Heeres, Holger Hase („Denk Mal Fort!“). Während Justus Ulbricht zunächst die Frage der überkommenen Kriegerdenkmäler in Bezug auf die heutige Erinnerungskultur aufwarf und eine Suche nach Argumenten für den Umgang damit anregte, lieferte Holger Hase einen profunden Abriss zur Geschichte des Garnisonfriedhofs und seines imposanten Ehrenhaines.

                      1901 am Rand der Dresdner Heide für die verstorbenen Angehörigen der Dresdner Garnison angelegt, war das erweiterte Friedhofsareal bereits während des Ersten Weltkrieges als Ort für ein Ehrenmal der gefallenen Angehörigen Dresdner Regimenter der sächsischen Armee vorgesehen. Nach Plänen des Regierungsbaurats Emil Hartmann wurde 1917 bis 1920, östlich der ursprünglichen Friedhofsmauern, eine weiträumige Anlage errichtet. Während im Mittelteil neun hochformatige galvanoplastische Ehrentafeln (der bereits im Frieden aktiven Regimenter) dominieren, ergänzen je sechs querformatige (für die Reserve- und Ersatztruppenteile) an beiden Seitenflügeln die Anordnung. Sieben Gedenktafeln aus Stein und drei querformatige aus Metall wurden zusätzlich an den Außenseiten bzw. Aufgängen des Bauwerks angebracht. Da die gefallenen Feldgrauen fern der Heimat bestattet werden mussten, diente der Ehrenhain deren Angehörigen auch als symbolischer Gedenkort, vordergründig jedoch als Stätte kollektiven Erinnerns zum Volkstrauertag bzw. für die früheren Regimentsangehörigen, die hier ihrer gefallenen Kameraden gedachten.

                      Um die Dimension des Geschehens zu verdeutlichen, stellte Hase eine Modellrechnung vor, wonach allein die 17 Infanterieregimenter, bei angenommenen 2.500 Gefallenen je Regiment, eine Gesamtzahl von etwa 42.500 Toten zu beklagen hatten. Der Garnisonfriedhof (seit 1930 „Standortfriedhof“) ist von Anbeginn Reichseigentum gewesen, ging nach 1945 aber in den Besitz der Stadt Dresden über, die 1955 auch die Umbenennung des Areals in „Nordfriedhof“ vornahm. 1987 wurde der Friedhof unter Denkmalschutz gestellt.

                      Nach rund 100 Jahren ist die Stahlbeton-Konstruktion des Ehrenmals dringend sanierungsbedürftig. Mauern mussten bereits notgesichert werden. Aus welchem Blickwinkel man auch die Problematik betrachtet, für die Stadt besteht perspektivisch Handlungsbedarf. Wie dann mit der Anlage umgehen? Begleitend zu anstehenden politischen Entscheidungen, könnte ein öffentlicher Diskurs zu Vergangenheit und Zukunft des Ehrenhains hilfreiche Argumente herausarbeiten.

                      In der nun folgenden Diskussion der etwa 25 Gäste, unter denen sich auch Vertreter der Ämter für Denkmalschutz und Stadtgrün sowie des Arbeitskreises für Sächsische Militärgeschichte befanden, kamen einige Aspekte des Umgangs mit Kriegerdenkmälern des Ersten Weltkrieges zu Sprache. Bedauert wurde, dass das Gedenken zum 13. Februar 1945 in Dresden alle anderen Gedenkanlässe praktisch überlagere und gerade der Garnisonfriedhof für die Öffentlichkeit nicht existiere.

                      Auch der weitaus unbefangenere Umgang des Auslandes mit ähnlichen historischen Überlieferungen wurde thematisiert. Kritisch wurde die in Deutschland übliche Unterscheidung in „gute“ und „böse“ Opfer angesprochen, die man jenseits der Landesgrenzen so nicht praktiziere. Einig waren sich die Beteiligten, dass der Ehrenhain der Dresdner Regimenter erhalten werden muss. Zu hoffen bleibt, dass hierfür ein Weg gefunden wird, der die stille Würde der Anlage und die Erinnerung an die im Weltkrieg gefallenen Sachsen mit den Herausforderungen einer modernen Zeit glücklich zu verbinden weiß.

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                        Nachlese zum „Königsgeburtstag“ in Kutno

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                        „Königsgeburtstag“ am 16. Oktober 2016 in Kutno

                        Kutno – Überpünktlich, einen Tag vor seinem 320. Geburtstag am 17. Oktober, besuchte der polnisch-sächsische Monarch August III. (in Gestalt Uwe Müllers von der Dresdner Barocktruppe „Augustus Rex“) das Stadtschloss im polnischen Kutno, wo eine zünftige Jubelfeier anberaumt war. Erwartungsgemäß empfing die Kutnower Einwohnerschaft den König (der in originalgetreuer polnischer Nationaltracht einem Gemälde von Louis de Silvestre entstiegen schien) und sein Gefolge enthusiastisch.

                        Ausdruck dessen waren zahlreiche Geschenke und eine Geburtstagstorte, welche dem königlichen Jubilar von seinen braven Untertanen überreicht wurden. Glanzvolle Höhepunkte des Festes boten die Auftritte der Theatergruppe „Theatrum Flores“ aus Poznan (Posen), die mit Tänzen und Theaterstücken aus dem 18. Jahrhundert gefielen, während der Verein „Festungsgarnison Czestochowa“ Salut schießen und seine Mitglieder nach bewährtem sächsischen Reglement exerzieren ließ.

                        Abschließend präsentierte die Jugend der Stadt dem hohen Besuch ihre Tanzkünste, die man in der Barocktanzwerkstatt mit Herrn Maciej Rabalski und „Theatrum Flores“ einstudiert hatte. Nachdem auch die Torte gekostet und eine heiße Schoklolade – das Modegetränk des europäischen Adels – getrunken war, dankte Seine Majestät huldvoll und nahm Abschied von den treuen Kutnowern: dringende Regierungsgeschäfte in Dresden duldeten keinen Aufschub.

                        Die zentralpolnische Stadt Kutno in der Woiwodschaft Lodz hat als Ort des fröhlichen Geschehens Tradition. Hier war 1750 ein barockes Postpalais, eine königliche Herberge für August III. (1696-1763) und seinen Hof errichtet worden, die als Station während der Reisen zwischen den Residenzen Dresden und Warschau mehrfach Verwendung fand. Damit erhielt nicht nur die Entwicklung der Stadt Kutno entscheidende Impulse.

                        Die Straßenverbindung Dresden-Warschau wurde eine der wichtigsten Ost-West-Verkehrsverbindungen Polens. 2003 zerstörte ein Brand Teile des Bauwerkes. Regionalmuseum und Stadtamt Kutno haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 das Palais in alter Pracht wiedererstehen zu lassen. Ganz ohne Sponsoren wird das nicht funktionieren. Was lag da näher, als die langjährigen Beziehungen zur Dresdner Barockgesellschaft „Augustus Rex“ zu nutzen, deren Damen und Herren schon mehrfach auch im Nachbarland für Aufmerksamkeit sorgen konnten.

                        Die Erinnerung an eine  gemeinsame Geschichte während der polnisch-sächsischen Union 1697-1763, die polnische „Sachsenzeit“, ist ein schöner Anknüpfungspunkt für beide Seiten, wie der „Königsgeburtstag“ von Kutno auf unterhaltsame Weise deutlich machen konnte.

                        Ein ausführliches Porträt Augusts III. ist hier zu finden: https://www.sachsen-depesche.de/kultur/förderer-von-kunst-und-kultur.html

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                          Zum 300. Todestag von Gottfried Wilhelm Leibniz

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                          Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), Lithographie um 1840

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                          Als Sohn eines Rechtsgelehrten und einer Professorentochter wurde Leibniz am 21. Juni1646 in Leipzig geboren. Nach einem Studium an den Universitäten von Leipzig und Jena promovierte er 1667 an der Nürnberger Altdorfina. Leibniz wurde einer der Schöpfer der Differenzialrechnung und entwickelte mit seiner Lehre von der Monade als dem Prinzip der Einzigartigkeit des Seienden den Gedanken der Individualität, womit das gesamte neuzeitliche Denken einen entscheidenden Impuls bekam.

                          In Berlin, Wien und St. Petersburg gründete Leibniz wissenschaftliche Akademien, die bis heute Bestand haben. Das von dem „letzten Universalgelehrten“ weiterentwickelte duale Zahlensystem bildet den Grundstein zur rechnergestützten Informationstechnologie des 20. Jahrhunderts.

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                            Die Zittauer Mandaukaserne braucht unsere Unterstützung!

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                            Eingerüstete Nordseite der Zittauer Mandaukaserne

                            Zittau – Man reibt sich die Augen, aber die Notsicherungsmaßnahmen an der Mandaukaserne gehen in die nächste Runde! Nachdem im vergangenen Sommer der marode Südturm des denkmalgeschützten Monumentalbaus saniert werden konnte (http://www.sachsen-depesche.de/kultur/thomas-göttsberger-und-das-stadtforum-zittau-wollen-die-mandaukaserne-erhalten.html), haben vor einigen Tagen die Arbeiten am Nordflügel begonnen.

                            Federführend ist wiederum das Stadforum Zittau, unterstützt vom Freundeskreis der Mandaukaserne und der Bürgerinitiative „Bessere Mitte“. Um die akute Einsturzgefahr des Nordflügels zu beseitigen, werden nunmehr Innendecken und ein Teil der Außenmauer stabilisiert, hinzu kommt die Instandsetzung des Dachstuhls.

                            Das Bauvolumen umfasst einen Betrag von ca. 111.000 Euro, wovon 74 % durch einen Zuschuss der Denkmalbehörde abgedeckt werden können. Denn auch bei den zuständigen Stellen konnten die rührigen Kasernenretter Verbündete gewinnen: „Unser großer Dank gilt der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises, der Oberen Denkmalschutzbehörde in Dresden, der städtischen Bauaufsicht und Architekt Benjamin Pfefferkorn, die gemeinsam engagiert an einem Strang zogen, um einen zeitnahen Beginn der Notsicherungsarbeiten zu ermöglichen“, so Thomas Göttsberger vom Stadtforum.

                            Alle Leistungen, deren Abschluss noch 2016 erfolgen soll, werden von regionalen Handwerksbetrieben erbracht. Für die Finanzierung des Eigenanteils von 30.000 Euro sei man weiterhin „auf ein breites bürgerschaftliches Engagement“ angewiesen, weshalb die Zittauer Denkmalschützer die Freunde des eindrucksvollen Bauwerks herzlich um Unterstützung bitten möchten.

                             

                            Für Spenden wurde folgende Bankverbindung eingerichtet: 

                            Leipziger Denkmalstiftung 
                            IBAN DE 8886 0555 9211 0090 2453 
                            SWIFT-BIC WELADE8LXXX 
                            Verwendungszweck: Notsicherung Mandaukaserne 
                            Bei Angabe der Adressdaten wird eine Spendenquittung übersandt. 

                            Für Rückfragen steht Herr Thomas Göttsberger vom Stadtforum Zittau zur Verfügung (0175 / 20 20 327).

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                              Der Augustusmarkt am Goldenen Reiter lädt ein

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                              Start bei Sonnenschein: Der Augustusmarkt am Goldenen Reiter

                              Dresden – Sonnenschein statt Weihnachtsstimmung? Abwarten, denn Dresdens zweitgrößter Weihnachtsmarkt auf der Hauptstraße hat eben erst begonnen. Nachdem bereits am Donnerstag der 582. Dresdner Striezelmarkt in der Altstadt seine Pforten öffnete, zog nun die Neustadt nach. Zum nunmehr fünften Mal lädt der AUGUSTUSMARKT zwischen Goldenem Reiter und Gomondai-Platz zum weihnachtlichen Flanieren ein.

                              Mit dampfenden Glühweinkesseln, Thüringer Bratwürsten, dänischem Glögg, ungarischem Langos, finnischem Piparkakut oder Weihnachtsbredelen aus dem Elsass erwartet den Besucher eine Mischung aus Tradition und Internationalität, die sich sehen und schmecken lassen kann. Auf der Suche nach dem richtigen Weihnachtsgeschenk darf man bei den Handelsleuten in der weiß-goldenen Pagodenmeile mit einem attraktiven Angebot rechnen: Sächsisches Kunsthandwerk, Naturprodukte, Holzspielzeug u.v.m. lassen kaum einen Wunsch offen.

                              Auch kleine Besucher sind mit Naschwerk aller Art, Karussells und Kino gut auf dem AUGUSTUSMARKT aufgehoben. Unbestrittenes Highlight ist jedoch ein gläserner, blau illuminierter Weihnachtsbaum, der bei einsetzender Dunkelheit seine magische Anziehungskraft entfaltet und als Fotomotiv einfach nicht zu übertreffen ist.

                              Geöffnet ist der AUGUSTUSMARKT (Hauptstraße, 01097 Dresden) bis zum 23. Dezember, täglich von 11 bis 21 Uhr (Freitag und Samstagbis 22 Uhr / Samstag und Sonntag ab 10 Uhr). Weitere Informationen: www.augustusmarkt.de

                               

                              Blickfang: Der gläserne Weihnachtsbaum auf dem Augustusmarkt | Quelle: Bert WawrzinekBlickfang: Der gläserne Weihnachtsbaum auf dem Augustusmarkt
                              Quelle: Bert Wawrzinek

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                                Stern-Combo Meißen in der Dresdner Lukaskirche

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                                Stern-Combo Meißen am 26.11.2016 in der Dresdner Lukaskirche

                                Dresden – Einen ganz besonderen Konzertabend erlebten die Freunde der Stern-Combo Meißen am 26. November in der wegen ihrer Akustik berühmten Dresdner Lukaskirche. In dem Neorenaissance-Bau, der im Weltkrieg schwer zerstört wurde, finden seit den 1950er Jahren Orchesterproben und Schallplattenaufnahmen statt, dirigierten einst Herbert von Karajan und Karl Böhm.

                                Ein passender Ort also auch für das Klassik-Rock-Programm der 1964 (!) gegründeten Stern-Combo, die damit einen grandiosen Erfolg ihrer Frühzeit aufgriff und vor vollbesetztem Haus in aktuellem Gewand präsentierte. 1975 hatte die Band mit einer Rockadaption von Mussorgskis Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ für Aufsehen gesorgt und erst vergangenes Jahr mit dem Leipziger Symphonieorchester ein gleichnamiges Konzertwerk aufgeführt. Auszüge davon leiteten auch das Dresdner Konzert ein, in dem für zweieinhalb Stunden vier Jahrzehnte innovativer Bandgeschichte einen eindrucksvollen Rahmen fanden.

                                Seit 2012 ist Manuel Schmid Sänger und Keyboarder der Band. Es erstaunt, mit welchem Geschick er sich in die altehrwürdigen Gefilde einer musikalischen Aufbruchszeit hineinzufühlen vermag, die bereits Geschichte war, als Schmid 1984 in Altenburg geboren wurde. Gewiss keine leichte Aufgabe, in die Fußstapfen des unvergessenen Keyboard-Virtuosen Thomas Kurzhals (1953-2015) zu treten, und doch glaubte man in der Lukaskirche die Kurzhals‘schen Moog-Eskapaden zu vernehmen und sah im Geiste die zerschrammte „Hammond“ vor sich, die doch bei SCM eine Ewigkeit auf der Bühne stand.

                                Sänger und Keyboarder Manuel Schmid in Aktion
                                Sänger und Keyboarder Manuel Schmid in Aktion

                                 

                                Mit den ersten Takten der Liebesballade „Was bleibt“ stieg manchem Zuhörer das Wasser in die Augen, im Gedenken an den unlängst verstorbenen Reinhard Fißler (1949-2016), dessen charakteristisches Timbre zehn Jahre lang die Musik der Stern-Combo prägte. Der „Seelensänger“ blieb so auch weiterhin präsent, flott (mit dem „Stundenschlag“) und voller Pathos („Licht in das Dunkel“), während das wunderbar melancholische „Mütter gehn fort ohne Laut“ zum Innehalten einlud. Als „Der Alte auf der Müllkippe“ aus dem Jahr 1977 erklang, ging das Publikum mit, den originellen Text (Kurt Demmler) hatten die Zeitgenossen noch parat.

                                Neben Manuel Schmid standen Sebastian Düwelt an den Tasteninstrumenten und Axel Schäfer am Bass auf der Bühne. Auch Gründungsvater Martin Schreier behauptet seinen Platz, bediente diverses Schlagwerk, sang und moderierte auf unnachahmliche Art. Als eigentliches Kraftzentrum der Band überzeugte der langjährige Drummer Frank Schirmer. Mit niemals nachlassender Präzision bot er lässig den perfekten Untergrund, auf dem sich die komplexen Keyboardstrukturen der Stern-Combo entwickelten.

                                Im zweiten Konzertblock fanden neben weiteren Klassikern auch neuere Produktionen Raum, schlugen „Raimund S.“ und die „Lebensuhr“ den Bogen in die Gegenwart. Am Ende der musikalischen Zeitreise standen drei Zugaben. Das hymnische „Wir sind die Sonne“ beschloss den Abend, und längst hatten sich Damen und Herren meist mittleren Alters den Weg zur Bühne gebahnt, um sich im Takte der Musik und seliger Erinnerungen zu wiegen…

                                Es ist ein Zauber um eine Rockband, die auch im 52. Jahr ihres Bestehens ihr Publikum zu faszinieren weiß. Und es sieht ganz danach aus, dass der „Der weite Weg“ (so der Titelsong ihrer 3. LP von 1979) der Stern-Combo Meißen auch weiterhin von zahlreichen alten und neuen Freunden ihrer schönen Musik begleitet werden wird.

                                Noch einmal zum Nachhören: www.youtube.com/watch?v=eBbwTwvorXk

                                Wer die Stern-Combo Meißen in diesem Jahr noch live erleben möchte, hat dazu die Gelegenheit am 3. Dezember in Berlin, am 17. Dezember in Klipphausen/Constappel sowie am 29. Dezember in Neustrelitz. Für 2017 sind bereits Konzerte in Halle a.d. Saale (06.01.), Erfurt (07.01.), Castrop-Rauxel (27.01.), Zeulenroda (03.03.) sowie beim Artrock-Festival in Reichenbach (31.03.) angekündigt. Weitere Informationen: www.stern-combo-meissen.de/index.php/konzerte

                                Zur Erinnerung an Generaloberst Max Freiherr von Hausen (1846-1922)

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                                Max von Hausen, August 1914

                                Dresden – Am 17. Dezember vor 170 Jahren wurde Max Clemens Lothar Freiherr von Hausen als Sohn des späteren sächsischen Generals und Dresdner Stadtkommandanten Clemens Heinrich Lothar von Hausen und dessen Ehefrau Anna Wilhelmine in Dresden geboren. Die uradelige Familie entstammt dem lothringischen Raum und trat Anfang des 19. Jahrhunderts in sächsische Dienste. Zu den wohlhabenden Familien Sachsens haben die Freiherren von Hausen indes nie gehört. „Reich an Ehren, aber arm an Gut widmeten sie ihr Leben dem Heeresdienste und dem Vaterlande.“ (A. Brabant). Ihrem sächsischen Vaterland stellte das Geschlecht in einem Jahrhundert 18 Offiziere, darunter sechs Generäle.

                                Nach dem Besuch der Königlich Sächsischen Kadettenanstalt trat Max von Hausen 1863 in das 3. Jägerbataillon ein und erlebte als Offizier die Einigungskriege von 1866 und 1870/71. Die sich anschließende Ausbildung an der Preußischen Kriegsakademie beendete er mit einem hervorragenden Zeugnis, worauf den jungen Hauptmann eine Berufung zum Großen Generalstab erwartete. In Berlin lernte er Marie von Salviati kennen und lieben, aus der Ehe sollten drei Töchter hervorgehen. 

                                Vom Mai bis Oktober 1878 zur 23. Division nach Dresden versetzt, wirkte v. Hausen bis zum Frühjahr 1881 als Erster Generalstabsoffizier des XII. (sächsischen) Armeekorps. Wieder im Truppendienst, übernahm der nunmehrige Oberstleutnant 1887 die Freiberger Jäger (1. Jäger-Bataillons Nr. 12) und 1890 als Oberst das 2. Königlich Sächsische Grenadierregiment Nr. 101 in Dresden.

                                Der begabte Offizier, körperlich von untersetzter Statur, galt als „sehr dienstfreudig“ und bedürfnislos. Beliebt war das zurückhaltende und bescheidene Wesen v. Hausens, der gern und herzlich lachen konnte. Die enorme Arbeitsleistung und sein überraschendes Erscheinen bei der Truppe waren legendär. Im Dienst streng und oft kurz angebunden, blieb er doch stets offen und hilfsbereit. Seine besondere Leidenschaft galt der Jagd. 

                                1892 ist v. Hausen Chef des Generalstabes des XII. Armeekorps, mit dessen kommandierendem General Prinz Georg, dem späteren König (1832-1904), ihn ein besonderes Vertrauensverhältnis verbindet. Nach einer Verwendung als Oberquartiermeister im Großen Generalstab wird er 1897 Generalleutnant und Kommandeur der 32. Division (3. Königlich Sächsische), 1900 Kommandierender General des XII. Armeekorps. 56-jährig übernahm der General der Infanterie für 12 Jahre das sächsische Kriegsministerium, verstand sich darin weniger als Politiker und wollte stets „Soldat, nicht Beamter“ sein. 

                                Als Vorsitzender des sächsischen Gesamtministeriums (1912-1914) stand der „Preuße“ v. Hausen nicht selten im Gegensatz zu dem „Sachsen“ Finanzminister Wilhelm von Rüger, demgegenüber er die Heeresbelange des Reiches zu vertreten hatte. Anlässlich seines 64. Geburtstages wurde Max von Hausen zum Generalobersten ernannt, eine in der sächsischen Armee bis dahin einmalige Auszeichnung. Pointiert und doch respektvoll zeichnet auch der Dresdner Schriftsteller und ehemals königlich sächsische Offizier Ludwig Renn (Vieth von Golßenau) v. Hausens Bild, wonach dieser „befähigte Heerführer“ als „außerordentlich gescheit und als vorzüglicher Kenner der Kriegsgeschichte“ galt („Anstöße in meinem Leben“, 1980). 

                                Sein fünfzigstes Militärdienstjubiläum feierte der verdiente Soldat am 12. Dezember 1913. Ein Menschenalter hatte Max von Hausen im Truppen- und Generalstabsdienst durch alle Dienstgrade am Ausbau der sächsischen Armee mitgewirkt. König Friedrich August III. ernannte ihn zum Chef des 16. Infanterie-Regiments Nr. 182 in Freiberg, das damit seinen Namen trug. Am 21. Mai 1914 nahm der Generaloberst seinen Abschied und zog sich in sein Loschwitzer Eigenheim zurück, wo er einen beschaulichen Lebensabend zu verbringen hoffte. 

                                Doch nach den Schüssen von Sarajewo erging im August 1914 auch der deutsche Mobilmachungsbefehl, zog der 67jährige Generaloberst von Hausen als Oberbefehlshaber der 3. Armee mit den Sachsen nach Frankreich in den Krieg. Hier aber entspann sich im September das Drama, das unter dem Schlagwort „Marneschlacht“ ein Ende des deutschen Vormarsches, das Scheitern des Schlieffen-Planes und einen ersten Wendepunkt des Krieges bezeichnet. Mittendrin, die eigentlich siegreichen Sachsen mit ihrem (wie fast sein ganzer Stab) an der Ruhr erkrankten Oberbefehlshaber. Dazu eine Oberste Heeresleitung fernab in Luxemburg, unzureichende Fernsprechverbindungen, widersprüchliche Befehle des Oberstleutnants Richard Hentsch, jenes undurchsichtigen Bevollmächtigten von Moltkes Generalstab. 

                                Am 12. September wurde der körperlich zusammengebrochene und seelisch angegriffene Generaloberst seines Kommandos enthoben. Während die westliche Front im Stellungskrieg erstarrte, kümmerten sich die Ärzte – inzwischen war Typhus diagnostiziert worden – um den unglücklichen Patienten. Im April 1915 meldete sich v. Hausen als „gesund und nach ärztlichem Urteile kriegsverwendungsfähig“ beim sächsischen Kriegsministerium, die erhoffte Wiederverwendung blieb jedoch aus.  

                                Im September 1917 besuchte der Generaloberst sein Freiberger Infanterieregiment Nr. 182 an der mazedonischen Front. Nach Dresden zurückgekehrt, vollendete er sein Werk „Meine Erlebnisse und Erfahrungen als Oberbefehlshaber der 3. Armee im Bewegungskrieg 1914“. Der Sturz der Monarchie im November 1918 überraschte und verbitterte v. Hausen, der felsenfest auf die Treue der Truppen vertraut hatte. Als Generaladjutant des Königs war er nicht einmal zu den Beratungen hinzugezogen worden, die der Abreise der Königlichen Familie vorausgingen. 

                                Sein bescheidenes Landhaus an der Mordgrundbrücke musste er 1919 verkaufen, da ihm die neuen Verhältnisse einen Fortbesitz nicht ermöglichten. Zuletzt galt seine Fürsorge den Kriegsversehrten und der Ordnung des v. Hausenschen Familienarchivs. Am 19. März 1922 verstarb Max von Hausen in Dresden. Auf dem Inneren Neustädter Friedhof wurde „Sachsens volkstümlichster General“ (A. Brabant) in einer schlichten Zeremonie beigesetzt.


                                Literatur:

                                Artur Brabant: Generaloberst Max Freiherr von Hausen. Ein deutscher Soldat. Dresden 1926.

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                                  Ein Nachmittag mit Rocklegende Mike Demnitz

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                                  Mike Demnitz: In Erinnerung an bewegte Zeiten als Bassist bei Reform (1975-1978/1980-82)

                                  Dresden – Mike Demnitz ist ein Phänomen. 16 Bands hat der charismatische Bassist durchlaufen, darunter klangvolle Namen wie Electra, REFORM und MCB. Vergangenen Sonnabend, eine Woche vor Weihnachten, war er einen Nachmittag im Barockviertel zu Gast. Für die Besucher der Veranstaltung d i e Gelegenheit, einmal hinter die Kulissen mitteldeutscher Rockgeschichte(n) zu schauen und bei Glühwein und Lebkuchen ein paar kräftige Demnitz‘sche Basswellen zu inhalieren.

                                  Selbstredend hatte der Künstler seinen Fünfsaiter im Gepäck, und so schien die einleitende Fachsimpelei unter Musikanten über Spieltechniken und Equipment unvermeidlich. Bald war zu erfahren, was es mit dem „unbefristeten Republik-Spielverbot“ des Bassisten auf sich hatte und den spektakulären QUINTANAS von 1968, deren Sänger Stephan Trepte hieß, mit dem Demnitz später noch bei Electra und REFORM zusammenarbeiten sollte. 

                                  Schmunzeln und Gelächter erzeugten Begebenheiten aus dem Wehrdienst des „Genossen Demnitz“ (bei der NVA war jeder Soldat prinzipiell „Genosse“), den der sportliche Rekrut (immerhin der Schnellste auf der Sturmbahn) unter anderem musizierend in einer Regimentsband verbringen durfte. Selbst das Geheimnis der exorbitanten Schlaghosen, die man damals vorzugsweise trug, konnte gelüftet werden. 

                                  Spannend wurde es, als der frühere MCB-Manager Franzl Trommer, der um die Ecke in der Rähnitzgasse den Pub „Red Rooster“ betreibt, vorbeischaute. In tiefster DDR und nach dem Mauerfall hatte er die Geschäfte des 1983 gegründeten Rocktrios in den Händen, wovon nun manch fröhliche Anekdote kündete. Doch als sich mit dem damaligen Sänger und Saxofonisten Frank „Friedhelm“ Schönfeld, der eigens aus Waldheim herübergekommen war, ein weiteres REFORM-Urgestein in der Heinrichstraße vorstellte, streifte der Mantelsaum der (Rock-)Geschichte die Anwesenden. 

                                  Mike Demnitz am 17.12.2016 im HISTORICA Antiquariat | Quelle: Bert Wawrzinek
                                  Mike Demnitz am 17.12.2016 im HISTORICA Antiquariat | Quelle: Bert Wawrzinek



                                  1975 hatten Demnitz und Schönfeld gemeinsam mit dem Schlagzeuger Peter Piele und den Gitarristen Jörg Blankenburg und Werner Kunze eine der wohl interessantesten Rockbands der früheren DDR gegründet, deren drei Langspielplatten auch heute noch beeindrucken. Episode folgte nun auf Episode, zum Abschied signierte „der Mike“ in fideler Runde noch Fotos, Platten und CDs.  

                                  Und während der nimmermüde Bassist, dem all die heraufbeschworenen Jahre rein gar nichts anzuhaben scheinen, schon längst mit Kind und Kegel ins heimatliche Freital entschwunden war, saß man im Barockviertel noch lange beieinander, inspiriert von einem Jungbrunnen, der seine Kraft noch immer zu entfalten weiß. 

                                  Einen aktuellen MCB-Konzertreport findet man hier: 
                                  https://www.sachsen-depesche.de/kultur/konzertreport-mcb-in-dresden.html

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                                    Dresden: Das Brückenmännchen an der Augustusbrücke

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                                    Das Brückenmännchen an der Dresdner Augustusbrücke

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                                    Wahrzeichen – Erkennungszeichen der Städte – konnten vielfältigen Ursprungs sein. Da waren Weichbildsteine (die der Umgrenzung der Orte dienten), Gerichtszeichen (z. B. Rolandssäulen), Schlusssteine an Brücken oder Domen, Wirtshauszeichen, die Türme einer Stadt oder sagenhafte bzw. schwer erklärbare Phänomene. Doch nur wenige jener außergewöhnlichen Dinge, die einen Ort letztlich unverwechselbar machen, eroberten Herz und Phantasie des einfachen Volkes auf Dauer, „bürgerten“ sich ein, um als „Wahrzeichen“ allgemeine Gültigkeit beanspruchen zu können. 

                                    Eine besondere Rolle spielten hierbei die Handwerksgesellen, welche vom Spätmittelalter an auf mehrjährige Wanderschaft gingen, um außerhalb der engeren Heimat Erfahrungen zu sammeln. Bis zum Aufkommen der Wanderbücher sollte der reisende Handwerksbursche die Wahrzeichen einer durchlaufenen Stadt genau gekannt haben; diente deren Kenntnis gegenüber den gestrengen Altgesellen als Beweis für vorgeblichen Aufenthalt. 

                                    Kein Touristenmagnet – und doch eines der ältesten bekannten Wahrzeichen Dresdens ist das Brückenmännchen. Hermann Meynert (Janus) nennt es 1833 im „Charaktergemälde von Dresden“ als eines von drei erwähnenswerten Wahrzeichen der Elbestadt, und auch Cornelius Gurlitt verzeichnet es 1901 in seinem Inventar. Ursprünglich als Schlussstein in der Mitte von Dresdens berühmter Elbquerung, soll das beinah lebensgroße Halbrelief aus Sandstein deren Baumeister Matthäus Focius (Matthaeus Fotius) zeigen. Die steinerne Brücke mit ihren 24 Pfeilern und 23 Bögen wurde erstmals 1287 erwähnt. In dieser Zeit war es gebräuchlich, dass sich die Baumeister an Brücken und Kirchen auf Schlusssteinen selbst verewigten. Und so schaut das steinerne Männchen sitzend, die Hände in den Schoß gelegt, noch immer unbewegt elbabwärts. Sommers wie winters trägt es einen Rock mit Knopfleiste, dazu Pelzmütze und Stiefel. Der Dresdner Volksmund hat das Steinbild einst derb „Matz-Fotze“ genannt. Als geflügeltes Wort fand es gar Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch der Residenzstadt. Kein Geringerer als Gaetano Chiaveri (1689-1770), der Baumeister der Hofkirche, benutzte den Begriff in einem Brief an einen Hofbeamten, den er damit als „Duckmäuser“ zu charakterisieren suchte. Selbst Goethe ließ in seiner Farce „Hanswursts Hochzeit“ (1775) einen „Matz Fotz von Dreßden“ auftreten. 

                                    Am 19. März 1813, beim Abzug der Franzosen, wurde der Brückenpfeiler samt Wahrzeichen gesprengt. Der Bildhauer Christian Gottlieb Kühn schuf nach einer historischen Ansicht bald (1814) Ersatz. Das ramponierte Original wurde wieder aufgefunden, als die Kühn‘sche Kreation längst die reparierte Brücke zierte. Über die Identität des Dargestellten sind vielfach Überlegungen angestellt worden, „von denen aber keine eine einigermaßen stichhaltige Begründung“ haben (Gurlitt). Aus dem im Volksmund überlieferten „Matz Fotze“ glaubte man ableiten zu können, dass „Matthäus Fotius“ (auch Matteo Foccio oder Fuccio), der Erbauer der Brücke, jener florentinische Baumeister gewesen sei, der um 1250 in Florenz und Neapel Bauten ausgeführt hatte. Doch zu jener Zeit zog es Baumeister eher von Deutschland Richtung Italien. Nach Wilhelm Schäfer könnte der im Volk erhaltene deutsche Name „Matthäus Fotz“ (= Mund, Maul, Gesicht) ebenso nachträglich italisiert worden sein. 

                                    Wer heute nach dem Brückenmännchen Ausschau hält, wird nicht lange suchen müssen. Unterhalb des „Italienischen Dörfchens“ sind es nur wenige Schritte. Falls kein parkender LKW die Sicht versperrt, darf man sich auch von den Glascontainern des – einen Steinwurf entfernten „Theaterkahns“ – nicht irritieren lassen. Dahinter erhebt sich der erste Brückenpfeiler, der auf halber Höhe das einst so berühmte Wahrzeichen trägt, während rechts davon die Blechlawine einer unsentimentalen Zeit über das Terrassenufer donnert. 

                                    Eines der ältesten Wahrzeichen Dresdens - das Brückenmännchen | Quelle: Bert Wawrzinek
                                    Eines der ältesten Wahrzeichen Dresdens - das Brückenmännchen
                                    Quelle: Bert Wawrzinek


                                    Dass der steinerne Mann den bekannten Abbildungen des Denkmals nur entfernt ähnlich sieht, dürfte überraschen. Das 1814 wiederaufgefundene Original des Steinbildes hatte der „Restaurateur Helbig“, Besitzer der gleichnamigen Gaststätte, einst unter dem Sockel der Brückenrampe neben seinem Etablissement einmauern lassen. Da es immer mehr verwitterte, ließ er eine Kopie davon anfertigen, welche neben das Original gesetzt wurde. Offenbar hat man sich beim Neubau der Brücke 1907/10 dann für dies – eigentlich dritte – Brückenmännchen und gegen das zweite (die erste Kopie nach der Brückensprengung 1813 und bis zum Neubau als Schlussstein präsent) entschieden. Nach Gurlitt war das Originalbild 1901 „verschollen“, während die Kopie in Helbigs Restaurant gezeigt worden sei. Auch wenn die zugehörige Zeichnung wieder verwirrend dem ersten Ersatzbild von 1814 ähnelt: Helbig hatte immerhin das Original zur Verfügung – und vielleicht entspricht „unser“ Brückenmännchen ja doch der Helbig‘schen Kopie des ursprünglichen Wahrzeichens. Restauriert wurde es zuletzt 1967. 

                                    Urig schaut er schon aus, der kleine Kerl, archaisch und weit weniger würdevoll als sein Kühn‘scher Nachfolger von 1814, trutzig irgendwie und eine Spur verschlagen. Aus den feinen Strümpfen sind wieder derbe Stiefel geworden, wie sie einst die Steinmetze trugen, Rock und Mütze zeigen deutlich schlichteren Zuschnitt. Viel hat das Brückenmännchen schon gesehen, und auch 2017 wird es stoisch die Elbe herabschauen, während ringsherum eine Welt aus den Fugen gerät.

                                     

                                    Literatur:
                                    Cornelius Gurlitt: Die Kunstdenkmäler Dresdens. Zweites Heft, Dresden 1901. 
                                    Janus (Hermann Meynert): Charaktergemälde von Dresden, grau in grau; für Alle, welche die Elbresidenz bewohnen oder kennenzulernen wünschen, Pößneck 1833. 
                                    Wilhelm Schäfer: Deutsche Städtewahrzeichen. Ihre Entstehung, Geschichte und Deutung, Erster Band. Leipzig 1858.

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                                      Zur Erinnerung an Samuel Freiherr von Pufendorf (1632-1694)

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                                      Samuel von Pufendorf (1632-1694). Zeitgenössische Abbildung

                                      Dresden – Am 8. Januar vor 385 Jahren wurde Samuel Pufendorf als fünftes von acht Kindern des evangelischen Pfarrers Esaias Elias Pufendörfer und dessen Ehefrau Margarete in Dorfchemnitz (Erzgebirge) geboren. Die Familie Pufendörfer, wie sie sich damals nannte, war eines der ältesten Theologengeschlechter Sachsens. Nach Kindheitsjahren in Flöha besuchte der junge Mann ab 1645 die Fürstenschule Grimma, die er nach fünf Jahren als Jahrgangsbester abschloss.

                                      Auf Wunsch des Vaters studierte er in Leipzig zunächst Theologie, später Rechtswissenschaft, Naturphilosophie, Finanz-, Wirtschafts- und Verwaltungslehre, Geschichte und Staatswissenschaft. 1656 wechselte Pufendorf an die Jenaer Universität. Hier widmete er sich den Werken von René Descartes, Hugo Grotius und Thomas Hobbes und konnte sein Studium 1685 als Magister der Philosophie beenden. Nach erfolglosem Bemühen, in Leipzig eine Anstellung zu finden, verließ Pufendorf seine sächsische Heimat, die er nie wieder betreten sollte.

                                      Durch Vermittlung eines in schwedischen Diensten stehenden Bruders, übernahm er eine Hauslehrerstelle beim schwedischen Gesandten in Kopenhagen. Diesem folgte er 1660 nach Den Haag, wo er seine Schrift „Grundlagen einer allgemeinen Rechtslehre“ veröffentlichte und Baruch de Spinoza kennenlernte. Im darauf folgenden Jahr wurde Pufendorf an den Lehrstuhl für Natur- und Völkerrecht – den ersten überhaupt für diese Wissenschaft an einer deutschen Universität – nach Heidelberg berufen. Den Unwillen seiner Kollegen erregte er mit seiner harten Kritik an der Reichverfassung.

                                      Pufendorf heiratete 1665 die Witwe Katharina Elisabeth v. Palthen, aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor. 1668 übernahm er den Lehrstuhl für Natur- und Völkerrecht an der neugegründeten Universität Lund in Südschweden. Sein in Latein verfasstes Hauptwerk (1672) erschien 1711 unter dem Titel „Acht Bücher vom Natur- und Völkerrecht“ in deutscher Sprache. 1677 übersiedelte der Gelehrte nach Stockholm, wo ihn der schwedische König Karl XI. zum Hofhistoriographen, Geheimen Rat und Staatssekretär ernannte.

                                      Der Lutheraner Pufendorf sprach sich für religiöse Toleranz, die wissenschaftliche Trennung von Theologie und Philosophie und volle Gewissensfreiheit aus. 1688 wechselte er als Historiker und Geheimer Rat an den brandenburgischen Hof des Großen Kurfürsten. Am 26. Oktober 1664 starb Samuel von Pufendorf, der im gleichen Jahr von Karl XI. in den schwedischen Freiherrenstand erhoben worden war, in Berlin und wurde nahe dem Altar der Nikolaikirche beigesetzt.

                                      Mit seiner Forderung nach einem einheitlichen Völkerrecht beeinflusste der Gelehrte die deutsche und europäische Rechts- und Staatsphilosophie. Da seine Schriften in den englischen Kolonien Nordamerikas große Resonanz fanden, wurde der Sachse von Pufendorf einer der Vordenker der amerikanischen Revolution und der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten. Seine strafrechtliche Zurechnungslehre (Imputationslehre) sowie System und Grundlehren des Privatrechts wirken bis heute nach.

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