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„Ein Höchstmaß an Freiheit“: Vor 20 Jahren verstarb Tamara Danz

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Cover der Tamara-Danz-Biographie von Alexander Osang (1997)

Dresden – Am 22. Juli 1996 verstarb Tamara Danz im Alter von nur 43 Jahren in Berlin. Die Rocksängerin verkörperte mit der Band „Silly“ die vielleicht gelungenste Synthese einer durch politische Rahmenbedingungen erzwungenen Ausprägung DDR-typischer Rockmusik und deren selbstbewusster Infragestellung. Dabei war nicht „der Westen“ das Ziel, sondern vielmehr das „Höchstmaß an Freiheit, das in der DDR überhaupt möglich war“, so Danz nach dem Mauerfall in einem Aufsatz. In diesem Sinne hoben sich Band und Sängerin, die internationale Vergleiche keineswegs zu scheuen brauchten, deutlich vom kulturpolitisch instrumentalisierten Staatsrock á la „Puhdys“ und „Karat“ ab und wurden zum Inbegriff von Sehnsucht und Lebensgefühl junger Menschen während der letzten zehn Jahre der DDR.

Als Tochter einer Kindergärtnerin und eines Maschinenbauingenieurs, der später als Botschafts- und Handelsrat auf dem Balkan tätig war, wurde Tamara Danz am 14. Dezember 1952 im thüringischen Winne (Breitungen) geboren. Einen Teil ihrer Kindheit verbrachte sie in Bulgarien und Rumänien. In Ostberlin besuchte Tamara die Erweiterte Oberschule, wo sie 1971 das Abitur ablegte und in einer Schülerband spielte. Ein Dolmetscherstudium brach sie nach kurzer Zeit ab. Während ihre Bewerbung an der Musikhochschule „Hanns Eisler“ erfolglos blieb, sang die junge Frau bei mehreren Bands, darunter dem „Oktoberklub“, von 1973 bis 1976 dann bei der renommierten „Horst Krüger Band“.

Zur „Familie Silly“, die sich 1980 in „Silly“ umbenannten, stieß die Sängerin 1978. Mit dem originellen Rockpoeten Werner Karma entwickelten „Silly“ ein unverwechselbares Profil, dokumentiert in drei großartigen LPs: „Mont Klamott“ (1983), „Liebeswalzer“ (1985), „Bataillon d’amour“ (1986). Die Band setzte musikalisch Maßstäbe und kultivierte einen extravaganten Habitus. Viermal wurde Danz zur „Besten Rocksängerin des Jahres“ der DDR-Musikszene gewählt. 1986 wurde sie Sängerin der Allstar-Band „Gitarreros“, wo sie den brillanten Gitarristen Uwe Hassbecker kennenlernte, der später nicht nur bei „Silly“ spielen, sondern auch Geliebter und Ehemann der Sängerin werden sollte. Mit 1,25 Millionen verkaufter Platten waren Tamara Danz und „Silly“ die erfolgreichste DDR-Band der achtziger Jahre.

1989 engagierte sich Tamara Danz als Mitinitiatorin und Erstunterzeichnerin der „Resolution von Rockmusikern und Liedermachern“ für die Zulassung oppositioneller Gruppen und politischer Reformen in der DDR. Den Aufruf „Für unser Land“, der eine selbstbestimmte Entwicklung der DDR propagierte, unterstützte sie als  Erstunterzeichnerin, arbeitete 1990 an „Runden Tischen“ mit und ließ sich von Gregor Gysi zur Mitarbeit bei den „Komitees für Gerechtigkeit“ überzeugen.

Nach dem Mauerfall folgten Konzerte unter anderem in Dänemark und den USA, ein Plattenvertrag mit der BMG scheiterte, da die Sängerin die von der Plattenfirma gewünschten „Schlagertexte“ empört zurückwies. 1993 erschien das Album „Hurensöhne“, bei dem Danz die Mehrzahl der Texte verfasst hatte, auf ihrer letzten LP „Paradies“ (1996) war sie alleinige Texterin. Zusammen mit Hassbecker und dem „Silly“-Keyboarder Ritchie Barton gründete sie 1994 das bandeigene „Danzmusik-Studio“ in Münchehofe, am Stadtrand von Berlin.

Alexander Osang hat die Biographie von Tamara Danz geschrieben (Tamara Danz. Legenden, Ch. Links Verlag: Berlin 1997). Das einfühlsame Buch zeigt die widersprüchlichen Facetten einer starken Künstlerpersönlichkeit, die sich in den – nicht minder widersprüchlichen – Porträts von Freunden, Weggefährten und Familienangehörigen spiegeln. Hier findet sich auch die Geschichte von Tamaras Krankheit, von der Krebsdiagnose im Juni 1995 über die Odyssee durch Arztpraxen und Kliniken bis zu ihrem Tod am 22. Juli 1996. Das Grab der Sängerin befindet sich auf dem kleinen Friedhof in Münchehofe, und immerhin tragen zwei Straßen, im heimatlichen Breitungen und in Berlin, heute ihren Namen.

Seit 2006 ist Anna Loos Sängerin der Band – und für „Silly“ wohl ein Glücksfall. Der gesamtdeutsche Neustart funktionierte, der Erfolg dauert bis heute an. Noch immer  entstehen außergewöhnliche Songs, und ab und an blitzen überraschende Reminiszenzen auf, glaubt man für Momente, Veronika Fischer oder gar Klaus Renft aus manchem Melodiebogen herauszuhören. Doch Loos ist singende Schauspielerin, keine Rocksängerin. Die BRD ist nicht die DDR, und sicher sind „Silly“ in einem anderen Land, nach all der Zeit, eben auch eine andere Band geworden.

Womöglich lässt die merkwürdig hausbacken erscheinende Loos-Liefers-Connection den alten Zauber einfach nicht mehr aufkommen. Vielleicht liegen die Ursachen auch tiefer, in den vergessenen Nischen, dort, wo einst die Feuer leidenschaftlicher Anteilnahme loderten, aus denen unbewusst Identität erwuchs. Und mit der zeitlichen Distanz von 20 Jahren könnte es manchem Veteranen von damals dämmern, dass die Ossis zuweilen auch so etwas wie eine Mannschaft waren, wenigstens auf einem „Narrenschiff“, wie es der „Silly“-Song „S.O.S“ von 1989 beschreibt. Und vielleicht würde die Idee jener unvergesslichen Künstlerin sogar gefallen, die vor 20 Jahren in Berlin gestorben ist.

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    Ein Leben für Sachsen

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    Der Markgraf und die Markgräfin von Meißen - 1991 mit Sachsenfreunden im Schlossgarten von Sibyllenort (Szczodre). Rechts mit dem Rautenbanner unser Autor Bert Wawrzinek

    Dresden – Am 23. Juli vor nunmehr 4 Jahren verstarb Seine Königliche Hoheit Maria Emanuel Markgraf von Meißen, Prinz von Sachsen, Herzog zu Sachsen – fern der Heimat in seinem Schweizer Exil La Tour de Peilz. Der Enkel des letzten sächsischen Königs Friedrich August III. (1865-1932) wurde am 31. Januar 1926 als erster Sohn Markgraf Friedrich Christians und der Elisabeth Helene Prinzessin von Thurn und Taxis am 31. Januar 1926 auf Schloss Prüfening bei Regensburg geboren. Seine Kindheit verbrachte er bei den Eltern in Bad Wörishofen, Bamberg und Dresden-Wachwitz.

    Nach dem Besuch des Bischöflichen St. Benno-Gymnasium Dresden und des Jesuiten-Kollegs St. Blasien im Schwarzwald finanzierte die Familie eine Privatschule in der königlichen Villa in Dresden-Strehlen. Im September 1944 wurde der 18-jährige Prinz von der Gestapo verhaftet und wegen Wehrkraftzersetzung und Hörens ausländischer Rundfunksender vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, später zu einer Haftstrafe begnadigt. Nach einer abenteuerlichen Flucht konnte Maria Emanuel im Oktober 1945 seine Familie im österreichischen Bregenz wiedersehen.

    Wie Millionen Mittel- und Ostdeutsche mussten auch die Angehörigen des vormaligen sächsischen Königshauses als Flüchtlinge und Vertriebene im Westen Deutschlands neu beginnen. Nach dem Studium einiger Semester an der Düsseldorfer Kunstakademie, war Prinz Maria Emanuel ab 1950 in München als Grafiker und Kunstmaler tätig. 1958 folgte er einer Einladung seines Onkels Prinz Ernst Heinrich in die Schweiz, um das dortige Bankwesen zu studieren. Hier lernte er auch Anastasia-Louise Prinzessin von Anhalt (*1940) kennen, das Paar heiratete am 23. Juni 1962 in Vevey am Genfer See. Nachdem Markgraf Friedrich Christian am 9. August 1968 verstorben war, wurde Maria Emanuel Chef des Hauses Wettin, Albertinische Linie. Wie schon sein Vater, führte auch der neue Hauschef den ältesten Titel der Wettiner „Markgraf von Meißen“, worin der legitime Anspruch auf den sächsischen Thron seinen Ausdruck fand.

    Eine besondere Bedeutung für SKH erhielt nun der St. Heinrichs-Orden, der 1736 von Kurfürst Friedrich August II. gestifteten, höchsten sächsischen und zugleich ältesten deutschen Tapferkeitsauszeichnung. 1959 hatten sich nahezu 300 der im Ersten Weltkrieg ausgezeichneten Träger der Auszeichnung zum „Konvent des Königlich Sächsischen Militär-St. Heinrichs-Ordens“ unter der Großmeisterwürde Markgraf Friedrich Christians zusammengeschlossen. Um diese Tradition lebendig zu erhalten, gründete Markgraf Maria Emanuel 1975 den Verein der St. Heinrichs-Nadelträger und 1985 den St. Heinrichs Orden e. V. 1963 hatte Markgraf Friedrich Christian die St. Heinrichs-Nadel gestiftet, um Persönlichkeiten zu ehren, die sich in besonderem Maße um die Pflege sächsischer Kultur und Geschichte verdient gemacht haben. Die Verleihung fand an historischen Stätten statt, die auf bestimmte Weise mit „dem Heinrich“ in Zusammenhang stehen. Unvergessen sind die glanzvollen St. Heinrichstage in Bamberg, der eigentlichen Heimstatt des Ordens, wo sich im Kaiserdom das prächtige Grab des Ordenspatrons, des römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. des Heiligen (973-1024) befindet.

    Unermüdlich zeigte sich Markgraf Maria Emanuel bei der Betreuung der zahlreichen, nach 1945 in Westdeutschland, aber auch der Schweiz und Österreich entstandenen Sachsenverbände. Die damaligen Kameradschaften ehemals sächsischer Regimenter, die Traditionspflege der Königlich-Sächsischen Armee, lagen ihm dabei besonders am Herzen. Im April 1989 feierten die Wettiner das 900-jährige Jubiläum des Fürstenhauses in Regensburg. Als ein halbes Jahr später die Berliner Mauer fiel und die Wiedervereinigung Deutschlands auf der Tagesordnung stand, begann auch für den Markgrafen von Meißen ein neuer Lebensabschnitt, stellten sich neue Herausforderungen, diesmal jedoch mitten  in  Sachsen!

    Am 23. Dezember 1989 traf das Markgrafenpaar in Dresden ein, um zunächst in der Hofkirche für die schicksalhafte Fügung zu danken, nach 45 Jahren wieder in der alten Heimat zu sein. Es folgten ereignisreiche Jahre voller Aufbruchstimmung, für das frühere Königshaus nicht immer ungetrübt, regierte doch im Nachwendesachsen der Jahre 1990-2002 mit Kurt Biedenkopf ein CDU-Ministerpräsident, der den Bestrebungen des ehemals regierenden Hauses skeptisch und mitunter verständnislos gegenüberstand. Umso größer waren Freude und Begeisterung bei denen, die das Glück hatten, sich eine Zeitlang im Strahlungsfeld der „Ersten Familie des Landes“ (Claus Laske) zu bewegen und die Faszination zu spüren, die ungebrochen von ihr ausging. Vielleicht war es ein letzter Abendglanz jener glücklichen Epoche, in der Sachsen ein Königreich war, jedenfalls verfügte Seine Königliche Hoheit über ein Charisma, dem sich kaum jemand zu entziehen vermochte.

    Was war da nicht alles anzupacken, gemeinsam anzuschieben, durch Rat und Tat des Markgrafen voranzubringen! SKH als Mitdemonstrant vor dem damaligen Sächsischen Landtag, um die für Sachsen votierenden Gemeinden des Kreises Senftenberg bei ihrer Rückkehr zu unterstützen, beim Sachsenbundtag in Hellerau, auf dem Weg nach Sibyllenort in Schlesien, nach Königgrätz; landauf, landab im alten Daimler, doch voller Energie und alles um sich inspirierend.

    So gehören die gemeinsamen Unternehmungen und Reisen des Markgrafen mit „Sachsenbund“ und „Arbeitskreis sächsische Militärgeschichte“ zu den wertvollsten Erinnerungen des Autors dieser Zeilen an eine bewegte Zeit. Leuchtend auch der 70. Geburtstag SKH 1996 in Hoflößnitz (Radebeul); unvergesslich die zahllosen gemeinsamen Abende in gelöster, frohgemuter Stimmung. Wir haben zusammen gelacht, bis uns Tränen der Freude aus den Augen liefen, denn der Markgraf verfügte über einen subtilen Humor, dessen Hintergründigkeit man kennen musste. Es war der Markgraf, der uns überzeugend vermittelte, dass die Sachsen einmal eine große Familie waren, die durch eine großartige Tradition miteinander verbunden ist. Und wir haben mit ihm einen Traum geträumt…

    Markgraf Maria Emanuel blieb bis zuletzt allgegenwärtig, so dass erst mit seinem Fortgang deutlich wurde, was unwiderruflich vergangen war. Bei Imst in Tirol, in der Familiengruft zu Brennbichl, hat man ihn neben seinen Eltern beigesetzt. Es würde den Sachsen gut zu Gesicht stehen, wenn sie ihren Markgrafen eines Tages heimholen würden, damit er wenigstens im Tode seinen Platz einnehmen kann, wie er es oft gewünscht hat: neben den bereits verewigten Kurfürsten und Königen seiner Familie, in der Dresdner Fürstengruft des Hauses Wettin.

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      Brexit – Bayxit – Säxit?

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      „Säxit“ von links gesehen: Anonymer Antifa-Sticker, Dresden 2015

      Dresden – Die Bayernpartei (BP) hat schon bessere Zeiten gesehen. 1946 gegründet, zog sie zwei Jahre später mit 17 Abgeordneten in den ersten Deutschen Bundestag ein. Allein in ihrem Stammland holten die bayerischen Traditionalisten damals 20,9 % der Stimmen. Seitdem ging es bergab, fristete man ein eher randständiges Dasein.

      Doch 2013 erzielte die Partei bei Bundes- und Landtagswahlen ihr seit langem bestes Ergebnis. Auch wenn die Fünfprozenthürde in beiden Fällen nicht annähernd erreicht wurde, gewann man in den Kommunalparlamenten Mandate hinzu. Aktuell ist die BP mit 5 Abgeordneten viertstärkste Kraft im Münchner Stadtrat. Noch immer bleibt die höchste Zielsetzung „Eigenstaatlichkeit“ und „bayerische Unabhängigkeit“, die man durch einen Volksentscheid herbeizuführen gewillt ist.

      Vom britischen „Brexit“ fühlen sich die Protagonisten beflügelt und streben nun ein Volksbegehren an, Motto: „Freiheit für Bayern“ (siehe auch: www.bayern-depesche.de/politik/nach-dem-brexit-der-bayxit-bayernpartei-strebt-volksbegehren-„freiheit-für-bayern“-an.html). 25.000 Unterschriften werden dafür benötig, 7.050 habe man laut Internetseite (www.freiheit-fuer-bayern.de) bereits gesammelt.

      Während aber die Briten mit dem Austritt aus der EU den eigenen Nationalstaat zu stärken wünschen, erklären ihn die Bayern zum Auslaufmodell. Sie verweisen auf das schottische Beispiel, wo sich jüngst in einer Umfrage eine deutliche, EU-freundliche Mehrheit der Bevölkerung für die Unabhängigkeit von Großbritannien aussprach. Die „deutschnationale Ebene“ halte man in den „entstehenden Vereinigten Staaten von Europa“ für „überflüssig“ und wolle sich nicht länger von Berlin bevormunden lassen.

      Gekonnt sarkastisch – „Bayern - offizieller Sponsor der Bundesrepublik Deutschland“ – attackiert die BP den bundesdeutschen Länderfinanzausgleich, der den Freistaat zum permanenten Geberland degradiere. Nicht nur damit kann die Partei im Freistaat auf Zustimmung zählen. Bereits 2011, lange vor Ausbruch der Flüchtlingskrise, befürwortete laut einer Umfrage der Hanns-Seidel-Stiftung ein Viertel der Bayern einen autonomen Staat, 40 Prozent wünschten sich mehr Unabhängigkeit vom Bund.

      Etwas schriller klang der Ruf nach einem „Säxit“ im Oktober 2015 in Dresden, während einer PEGIDA-Kundgebung auf dem Theaterplatz. Tatjana Festerling, damals noch Frontfrau, forderte unter tosendem Beifall, Sachsens Unabhängigkeit von Deutschland und der Europäischen Union via Volkentscheid herbeizuführen. Als Begründung nannte sie das aus ihrer Sicht gesetzwidrige Verhalten der Bundespolitiker in der Asylfrage.

      Der politische Gegner der PEGIDA-Bewegung, die Antifa, forderte gleichfalls den „Säxit“ (siehe Bild unten), wenn auch aus anderen Gründen. Aus ihrem Blickwinkel waren es wohl die sich störrisch zeigenden Sachsen, die aus der multikulturell gedachten BRD herausgeworfen gehörten. Auch in den Nachwendejahren gab es vereinzelt Stimmen, die eine Rückkehr zur sächsischen Eigenstaatlichkeit befürworteten, wobei die Idee des sächsischen Königreichs zeitweise eine gewisse Strahlkraft entwickelte.

      „Mitteldeutschland“-Projektion aus einer Publikation von 1949 | Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek
      „Mitteldeutschland“-Projektion aus einer Publikation von 1949
      Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek

       

      Brisanz könnte ferner auch ein im Entstehen begriffenes Bundesland „Mitteldeutschland“ gewinnen. In dem einheitlichen Kultur- und Wirtschaftsraum, der sich aus den drei Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammensetzt, leben derzeit 8,5 Millionen Einwohner. Bereits im 19. Jahrhundert gab es Einigungsinitiativen, nach 1918 flammte die Debatte wieder auf. Mit der Wiedervereinigung 1990 kam es zu neuen Aktivitäten, in der „Initiative Mitteldeutschland“ kooperieren seit 2002 die Landesregierungen.

      Ein Antrag zum Volksbegehren für eine Fusion der drei Bundesländer zu einem „Mitteldeutschland“, vom SPD-Landtagsabgeordneten Bernward Rothe (Sachsen-Anhalt) initiiert, wurde 2015, trotz erforderlicher Stimmenzahl, vom Bundesinnenministerium als „unzulässig und unbegründet“ abgelehnt. Dennoch bleiben gute Argumente. Nicht zuletzt die über Jahrhunderte andauernde Ausbildung sächsisch-thüringischer Kultur unter Markgrafen, Herzögen und Königen aus dem Hause Wettin. Auf deren großartige Überlieferungen ist man zurecht stolz.

      Vor dem Hintergrund gemeinsam erlebter DDR-Jahrzehnte und der Wendeerfahrung 1989 erklärt sich das selbstbewusste Aufbegehren von Sachsen und Thüringern gegen eine zunehmend als fremdbestimmt empfundene Berliner Politik. Unüberhörbar ist der Ruf nach demokratischer Mitbestimmung, der in der Forderung nach direkter Demokratie durch Volksabstimmungen seinen Ausdruck findet. Die Selbstauflösung des Nationalstaates in supranationale Gebilde wie der Europäischen Union und die allmähliche Umkehrung der Wendelosung „Freiheit statt Sozialismus“ könnten diese Tendenzen weiter verstärken und der Verlockung einer „Los von Berlin“-Bewegung zusätzlich Impulse verleihen.

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        Affenhitze in Dresden: Die Brunnen von Robert Diez laden zum Verweilen ein

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        „Stürmische Wogen“ von Robert Diez (1894), Albertplatz Dresden

        Dresden – Sommer in der Landeshauptstadt. Kein Lüftchen regt sich in den Straßen, die Luft scheint zu stehen und das seit Tagen. Am Albertplatz schieben sich schwitzende Fahrgäste ächzend aus Bahnen und Bussen, um eilig weiter nach der Äußeren Neustadt oder den Gassen des Barockviertels zu streben. Selbst Urlaubsgäste ziehen pflastermüde mit hängenden Schultern ihrer Wege.

        Warum dann nicht mal einen Moment innehalten und, vielleicht mit einem Buch in der Hand, auf den einladenden Bänken rund um die beiden Monumentalbrunnen von Robert Diez (1844-1922) verweilen?

        Erich Kästner (1899-1974) hat sie auch gesehen und beschrieben, die „Stille(n) Wasser“ und „Stürmische(n) Wogen“, welche seit nunmehr 120 Jahren getreu ihren Dienst versehen. Nur ein paar Meter weiter besaß sein Onkel Franz Augustin ein Haus (heute Erich-Kästner-Museum), in dem der Schuljunge Erich viel Zeit verbrachte. In seinen Kindheitserinnerungen („Als ich ein kleiner Junge war“) findet sich ein ganzes Kapitel darüber.

        Man kann auch einfach nur die Augen schließen und dem Rauschen der Fontänen lauschen. Das sprudelnde Nass von Dresdens schönster Brunnenanlage erfrischt den hitzegestressten Passanten garantiert. Probieren Sie es aus!

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          Das Dresdner Kugelhaus

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          Das Kugelhaus vom Konzertgarten aus gesehen. Offizielle Karte der Jahresschau Deutscher Arbeit Dresden (1928)

          Dresden – Das erste Kugelhaus der Welt stand in – Dresden. Im Ausstellungsgelände am Stübelplatz wurde es im Rahmen der 7. Jahresschau Deutscher Arbeit „Die Technische Stadt“ 1928 von Peter Birkenholz (1876-1961) in Stahlskelettbauweise errichtet. Der renommierte Architekt, am 30. Juli vor 140 Jahren in Elberfeld geboren, Professor an der TH München, beschäftigte sich lebenslang mit dieser außergewöhnlichen Konstruktionsform. Realisiert wurde indes nur sein Dresdner Kugelhaus. Fritz Löffler nennt es „den interessantesten Bau (des damaligen)  Ausstellungsjahrzehnts“.

          Der Kugelkörper hatte eine metallische Außenhaut aus Aluminiumblech mit einem Durchmesser von 24 Metern und beherbergte Ausstellungsräume und eine Gaststätte. Die Gesamthöhe betrug 26,5 Meter, der umbaute Raum umfasste 7.600 Kubikmeter. Für einen guten Rundblick über das Gesamtareal sorgte die Fensterfront des Restaurants. Das Gebäude diente mehreren Dresdner Ausstellungen als Präsentationsraum für Industriefirmen, meist der Elektrotechnik und Energie, zuletzt während der Reichsgartenschau von 1936. Die Dresdner haben das Kugelhaus mit seinen Geschäften und der Aussichtsterrasse geliebt.

          Nachdem sich kein Käufer bzw. Betreiber fand, ist das zuvor von den Nationalsozialisten als „entartete Technik“ geschmähte Bauwerk 1938 abgerissen worden. An seiner Stelle befinden sich heute der Hauptbahnhof der Parkeisenbahn und der Rundturm der Gläsernen Manufaktur, in dem Volkswagen bis zum März 2016 fertige Fahrzeuge lagerte. Eine Reminiszenz an das Birkenholz‘sche Kugelhaus von 1928 ist das 2004/2005 gebaute Glaskugelhaus am Wiener Platz vor dem Dresdner Hauptbahnhof.

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            Zur Erinnerung an Sachsens „Vater August“ (1526-1586)

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            Kurfürst August von Sachsen. Lithographie von Fr. Zimmermann (um 1840)

            Dresden – Am 31. Juli ist es 490 Jahre her, dass Sachsens späterer Kurfürst August als jüngster Sohn von Herzog Heinrich dem Frommen und der Katharina von Mecklenburg in Freiberg geboren wurde. Als Erzieher fungierte der Schulreformator Johannes Rivius, mit dem der junge Prinz nach Leipzig ging, um Vorlesungen an der Universität zu hören. Am Hof in Wien schloss August eine lebenslange Freundschaft mit dem gleichaltrigen Königssohn Maximilian, dem späteren Kaiser Maximilan II., und empfing nachhaltige Impulse für eine habsburgfreundliche Reichspolitik.

            Von seinem älteren Bruder Moritz bekam er 1544 die Verwaltung des Hochstifts Merseburg übertragen und wurde gelegentlich zu Regierungshandlungen herangezogen. Aus Anlass seiner ersten Ehe mit Anna Prinzessin von Dänemark (1548), aus der 15 Kinder hervorgingen, erhielt das Paar eine eigene Hofhaltung in Dresden. Nachdem Moritz 1553 überraschend starb, bestieg Kurfürst August den Thron der albertinischen Wettiner.

            Als echter Landesvater sah dieser seinen Ehrgeiz in einer guten Verwaltung des Landes und dem Wohle seiner Bewohner. Mit den ernestinischen Verwandten, denen er große Teile Thüringens überließ, suchte der Kurfürst den Ausgleich, erzielte später aber in den „Grumbachschen Händeln“ mit harter Hand auch territoriale Zugewinne. Eine bedeutende Vergrößerung seines Staatsgebietes erreichte August durch Kauf (1569 sächsisches Vogtland), Tausch (1559 Amt Stolpen) und geschicktes politisches Taktieren (Einverleibung der Hochstifte Merseburg, Naumburg und Meißen).

            Durch den Erwerb von adligen Grundherrschaften und deren Umwandlung in landesherrliche Ämter suchte der Kurfürst die Macht des Adels zurückzudrängen. Er stärkte die Regierungsbehörden, errichtete 1574 den Geheimen Rat als oberste Landesverwaltungsbehörde und ließ das Finanz- und Justizwesen reformieren. Mit den Konstitutionen von 1572 entstand ein umfassendes Gesetzbuch auf neuzeitlichen Grundlagen, eine Kirchen- und Schulordnung brachte landesweiten Fortschritt.

            Zahllose Neuerungen erfolgten auf wirtschaftlichem Gebiet (Berg-, Münz- und Forstordnungen). Schlossbauten (Augustusburg, Annaburg, Lichtenburg), und anspruchsvolle Bauprojekte in Dresden (Umbau des Residenzschlosses, Zeug- und Kanzleihaus) verbanden Machtanspruch und Repräsentationsbedürfnis eines selbstbewussten Landesfürsten. Seinem Nachfolger hinterließ der sparsam haushaltende Landesherr einen Staatsschatz von nahezu zwei Millionen Gulden.

            Unduldsam zeigte sich August, ein frommer Lutheraner, bei der Unterdrückung calvinistischer Strömungen, während er der katholischen Partei versöhnend und ausgleichend entgegentrat. Das Verhandlungsgeschick des stets auf die Erhaltung des Friedens orientierten Wettiners wurde selbst von ausländischen Mächten gern in Anspruch genommen.

            Mit der 1560 gegründeten Kunstkammer legte August den Grundstein für die kunst- und naturwissenschaftlichen Sammlungen des Dresdner Hofes. Im Laufe seines Lebens sammelte er hier an die 100.000 Objekte: Instrumente, Skulpturen, Gemälde, Bücher. Der Katalog der kurfürstlichen Bibliothek auf der Annaburg erfasst einen Bestand von 1.722 Bänden und gilt als ältester Katalog der heutigen SLUB Dresden.

            Im Bestreben, den Obstbau im Kurfürstentum zu fördern, erließ August 1577 ein Gesetz, wonach alle Ehepaare vor der Hochzeit zur Pflanzung von zwei gepfropften Bäumen auf der Allmendefläche ihrer Gemeinde verpflichtet waren. Maßlosigkeit bewies der Kurfürst hingegen in seiner Jagdleidenschaft. So hatte er 1556 ein ganzes Dorf, Kreyern bei Dresden, abreißen und die Bauern umsiedeln lassen, da ihm deren Felder ein Hindernis für die Jagd darstellten.

            Karlheinz Blaschke nennt den ganz aufs Praktische orientierten August in seinem fulminanten „Fürstenzug zu Dresden“ (Leipzig/Jena/Berlin 1991) einen „rechten Sachsen“, der in den 33 Jahren seiner Regierungszeit seinem Lande jene innere Ausgestaltung ermöglichte, die dem Kurfürstentum für zweieinhalb Jahrhunderte seine charakteristische Form verschaffen sollte. Sachsen wurde demnach „ein Land des Fleißes, der Ordnung, des allgemeinen Wohlstandes, für Bildung und Kultur aufgeschlossen und allen politischen und militärischen Abenteuern abhold“.

            Nachdem seine Gemahlin und kongeniale Partnerin, die sich mit Obst- und Weinbau sowie Tierzucht, Medizin und Pharmazie beschäftigende Kurfürstin Anna, am 1. Oktober 1585 an der Pest verstorben war, ging August mit der dreizehnjährigen Agnes Hedwig von Anhalt-Dessau eine neue Ehe ein. Kurz darauf, am 11. Februar 1586, starb er im sechzigsten Lebensjahr an einem Schlaganfall in Dresden. In der Begräbniskapelle des Freiberger Domes St. Marien fand das vom Volk als „Vater August“ und „Mutter Anna“ verehrte Fürstenpaar seine letzte Ruhe.

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              Das Paulickhochhaus: Dresdens erstes Hochhaus

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              Das Paulickhochhaus (erbaut 1929) am Dresdner Albertplatz

              Dresden – Dresdens erstes und bis 1945 einziges Hochhaus steht am – Albertplatz. Der elfgeschossige und  37 Meter hohe Stahlbetonskelettbau wurde 1929 nach einem Entwurf des Architekten Hermann Paulick für die damalige Sächsische Staatsbank errichtet, die das Gebäude bis Kriegsende als Verwaltungsbau nutzte. Die Bauzeit betrug nur sieben Monate; eine ingenieurtechnische Meisterleistung –dank des Betonfachmannes Benno Löser, der mit frühhochfestem Zement ein Geschoss pro Woche vollendete. An der Nordseite des Albertplatzes gelegen, zeigt das Hochhaus Elemente der Neuen Sachlichkeit und des Neoklassizismus.  Ursprünglich wegen seiner Höhe umstritten, gehört es heute zu den wenigen erhaltenen Bauten der Dresdner Vorkriegsmoderne.

              Ältere Dresdner erinnern sich, dass während des Zweiten Weltkrieges ein 2-cm-Flakvierling der Luftwaffe zur Abwehr von Tieffliegern auf dem Dach des Gebäudes stationiert war. Am 13. Februar 1945 wurde hier ein amerikanisches Flugzeug abgeschossen, dessen Trümmer noch tagelang auf dem Albertplatz und in der angrenzenden Antonstadt herumlagen. Der robuste Bau überstand den Bombenangriff. Nach dem Krieg fanden alsbald die Dresdner Verkehrsbetriebe im „DVB-Hochhaus“ ein neues Domizil. In den 80er Jahren wurde der Bau unter Denkmalschutz gestellt, nach 1996 stand er 20 Jahre leer.

              30 Millionen Euro investierte die Simmel Dresden Gmbh als neuer Eigentümer, um das Haus ab 2013 zu sanieren und mit Anbauten für ein angrenzendes Shoppingcenter zu erweitern. Anfang Juli 2015 eröffneten Simmel-Edeka, Aldi und Rossmann, später dann der Elektronikmarkt Medimax und ein origineller Imbiss „@ petit station“. Seit November vorigen Jahres findet sich ein Tee- und Gewürzladen des Sternekochs Alfons Schuhbeck im Erdgeschoss. Die Tiefgarage des Areals bietet 360 kostenfreie Parkplätze.

              Verantwortlicher Architekt ist der Dresdner Stephan Hänel. Verdienstvoll ist, dass nach 2 Jahrzehnten Stillstand wieder urbanes Leben im und um den Hochhauskomplex pulsiert. Dennoch steht der rekonstruierte Bau auch nach einem Jahr merkwürdig beziehungslos an dem sensiblen Ort, seiner 2015 abgetragenen Seitenflügel beraubt, was auch die neu hinzugekommenen Kuben des Einkaufszentrums mit ihren eigentümlichen Stabfassaden nicht wettmachen. Selbst das trauliche Brunnenhäuschen mit Spitzdach muss, auf immer hinter ein Fallgitter gezwängt, ausharren, dass es einem wehtut.

              Trotz allem Bemühen und beträchtlichen Investitionen zeigt sich auch am Albertplatz, 70 Jahre nach Kriegsende, was unsere Stadt verloren hat. Nicht allein durch Flugzeuge und Bomben, auch durch unser und unserer Vorgänger Unvermögen, der einmal zerborstenen Form wieder einen gültigen Ausdruck zu verleihen. Und doch ist dieser vitale Platz mit seinem wiedererstandenen Hochhaus weit mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt. Und vielleicht sind es gerade auch die Brüche im Gesamtbild, die den Dresdnern vor Augen führen, dass es unverzichtbar ist, historisch Überliefertes zu schätzen und zu schützen!

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                Die Dresdner Bärenschänke

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                Bärenschänke Dresden, Hubertus-Stube (1922)

                Dresden – Dresdens größtes Gasthaus war – die Bärenschänke. Sie befand sich in der Webergasse 27/27b, einem von Restaurants geprägten Straßenzug, welcher vom Altmarkt zur Wallstraße führte und am 13. Februar 1945 im Bombenhagel unterging.

                Schon 1884 betrieb Alfons Russig hier sein Altdeutsches Bierhaus. Da auch Bärenfleisch angeboten wurde, nannte sich das Etablissement bald Bärenschänke (ab 1887). Und ja, anfangs gab es auch einen hauseigenen Bärenzwinger, in dem die zum Verzehr bestimmten Tiere („direkt aus Rußland - Sibirien bezogen“) für das staunende Publikum ausgestellt wurden.

                Der Zuspruch war ungeheuer, das Anwesen wurde durch Zukauf benachbarter Grundstücke mehrfach erweitert und umfasste schließlich 1000 Sitzplätze in zehn Sälen. Die Innenräume, 1924 von dem Architekten Oswin Hempel (1876-1965) gestaltet, waren passend im altdeutschen Stil und ganz im Zeichen der Jagd eingerichtet. 300 Geweihe sollen die Wände geziert haben.

                Ausgeschenkt wurde das hausgebraute Bären-Bräu. Moderne Küchenanlagen (Dampf-Koch-Küche), eine Schlachterei und ein eigenes Kühlhaus ermöglichten die Ausgabe von 5000 warmen Portionen – pro Tag. Legendär waren die großen Schlachtfeste, aufsehenerregend das Angebot exotischer Spezialitäten, darunter selbst Elefantenfleisch, welches der Zirkus Sarrasani im Jahre 1917 lieferte. 8.079 Mark soll ein Dickhäuter damals gekostet haben! Außerdem wurde den Gästen regelmäßig Musik geboten.

                Besitzer der Bärenschänke waren um 1900 Oswald Russig und bis Kriegsende Karl Höhne. 1951 wurden die letzten Trümmerreste der Traditionsgaststätte gesprengt, an ihrer Stelle befindet sich heute die Altmarkt-Galerie. Rund 60 Jahre lang hieß das imposante Areal die Dresdner und ihre Gäste willkommen. Mit seiner Zerstörung verschwand auch ein Stück Kulturgeschichte unserer Stadt, an das ältere Dresdner auch heute noch gern zurückdenken.

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                  Die Dresdner Albertbrücke

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                  Letzte Wochen vor der Freigabe: Die Dresdner Albertbrücke

                  Dresden – Bald ist es soweit, endlich. Voraussichtlich ab 5. September 2016, nach zwei Jahren und drei  Monaten Sanierungsdauer, können Autos und Straßenbahnen die Elbquerung zwischen Neustadt und Johannstadt, die den Namen König Alberts von Sachsen (1828-1902) trägt, wieder uneingeschränkt befahren. Bis dahin werden 21 Millionen Euro verbaut worden sein, wovon das Land Sachsen 75 Prozent zur Verfügung stellt. Seit 1877 ist die Albertbrücke erstmalig grundhaft saniert und um 3,60 auf 22,20 Meter verbreitert worden.

                  Das 325 Meter lange, in 14 Steinbögen ausgeführte Bauwerk wurde von 1875 bis 1877 unter Leitung von Stadtbau-Oberingenieur Karl Manck als König-Albert-Brücke errichtet. Von der Wehrmacht am 7. Mai 1945 teilweise gesprengt, war die Brücke schon im Juli 1946 wiederhergestellt und hieß während der DDR „Brücke der Einheit“. 1990 votierte der Dresdner Stadtrat für den Namen Albertbrücke.

                  Mit einer täglichen Verkehrsbelastung von durchschnittlich 20.000 Kraftfahrzeugen,  den leistungsstarken Straßenbahnlinien 6 und 13, nahezu 9.000 Radfahrern sowie zahllosen Fußgängern besitzt die Albertbrücke eine hohe Verkehrsbedeutung und bleibt insbesondere für den Radverkehr die wichtigste Elbbrücke unserer Stadt.

                  Für die Dresdner wird mit der Wiederinbetriebnahme auch eine verkehrstechnische Leidenszeit zu Ende gehen, die mit Geschwindigkeitsbegrenzungen, Teil- und Vollsperrungen – und nicht nur mit dem kürzlich überstandenen „Geländerstreit“ – zeitweise possenhafte Züge angenommen und gut zehn Jahre angedauert hat.

                  Bildunterschrift: Baustelle und Stadtsilhouette - ein reizvoller Kontrast | Quelle: Bert Wawrzinek

                  Baustelle und Stadtsilhouette - ein reizvoller Kontrast
                  Quelle: Bert Wawrzinek

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                    Die Behr'sche Villa in Dresden und ihre Bewohner

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                    Dornröschenschlaf: die Behr'sche Villa in der Dresdner Wigardstraße

                    Dresden – Wer vom Carolaplatz zur Albertbrücke unterwegs ist, passiert den verwunschen wirkenden Platz, eine linkerhand hinter Bäumen versteckte Hausruine. Ohne Bezug zum unwirtlich gewordenen Umfeld trotzt die ehemals Behr'sche Villa – auf dem Eckgrundstück Wigardstraße 21/Glacisstraße – der Zeit und harrt ihrer Wiederauferstehung.

                    Der unter Denkmalschutz stehende, spätklassizistische Bau wurde zwischen 1824 und 1832 errichtet, und es macht Mühe, seine einstige Schönheit zu erahnen. Bewohnt hat das Haus Johann Heinrich August von Behr (1793-1871). Der in Freiberg geborene promovierte Jurist war 1833 Amtmann des Verwaltungsbezirkes Dresden geworden. Als Geheimer Finanzrat war Behr 1838 an der Erarbeitung einer neuen Strafprozessordnung beteiligt. 1849 übernahm er die Führung des Sächsischen Finanzministeriums, wechselte 1858 an die Spitze des Justizministeriums, dem er bis 1866 vorstand. Für das sächsische Königreich fiel in diese Ära die Einführung wichtiger Gesetze, namentlich des Bürgerlichen Gesetzbuches von 1861. König Johann (1801-1873) hat seinen Minister 1860 in den Adelsstand erhoben.

                    Nach dessen  Tod übernahm Sohn Camillo von Behr das Haus. Später soll „Standers Bierbrauerei“ hier ihren Sitz gehabt haben, Anfang der 1990er Jahre ein Souvenir- und Werbemittel-Großhandel. Damit fand die Nutzung des Gebäudes ihr vorläufiges Ende. Vor sechs Jahren wurde der Bau notgesichert, ließ der Eigentümer das Dach reparieren und neue Dachrinnen anbringen. Einmal noch sorgte die Künstlerin Patricia Westerholz 2008/2009 mit einer Lichtinstallation für Aufsehen, wobei an 78 Abenden Fenster des verlassenen Hauses illuminiert wurden.

                    Die Stadt Dresden verfüge über einen Bauvorbescheid, der die Sanierung des Hauses und die Neuerrichtung zweier Wohnhäuser auf dem Grundstück vorsehe, wusste 2015 eine Dresdner Zeitung zu berichten. Heute verheißt immerhin eine Werbetafel der DIMAG dem interessierten Beobachter die Idee einer schicken  Bürovilla von 400 Quadratmetern. Doch vielleicht ist es gerade der jüngst auch in der sächsischen Landeshauptstadt in Gang gekommene Bauboom, der eine in die Jahre gekommene Prinzessin in der Wigardstraße erfolgreich aus ihrem viel zu langen Dornröschenschlaf zu erwecken vermag.

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                      Bei der Zimmererinnung auf dem Stadtfest in Dresden

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                      Innungsobermeister Thomas Schneider (links) und Kollegen auf dem Dresdner Stadtfest 2016

                      Dresden – „Hau den Lukas“ ist eine alte Jahrmarktsattraktion. Mit einem Hammerschlag bringt der Proband einen Metallkörper zum Steigen; reicht die Kraft, ertönt ein Klingelsignal. Nicht zum ersten Mal präsentierte sich die Zimmererinnung Dresden damit auf dem Stadtfest, der innungseigene „Lukas“ in der Augustusstraße hat längst Kultstatus.

                      Auch 2016 bot das Megaevent den idealen Hintergrund, um für das Zimmerergewerk zu werben, junge Leute für den schönen Bauberuf zu begeistern und in entspannter Atmosphäre Kunden und Kollegen zu treffen. Daneben haben Lehrlinge des Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerk Dresden e. V. (SUFW) einen Baumstamm behauen sowie mittels Rohrhämmern und dreidimensionalen Holzverbindungen ihre Geschicklichkeit unter Beweis gestellt.

                      Ob nun der „Lukas“ lockte – oder das Interesse an einem traditionsreichen Handwerksberuf: Innungsobermeister Thomas Schneider und seine Zimmererkollegen habe gerne Rede und Antwort gestanden. Wer es in diesem Jahr verpasst hat, sollte beim nächsten Stadtfest unbedingt vorbeischauen.

                      In der Zwischenzeit präsentiert sich die Dresdner Zimmererinnung hier: www.facebook.com/Zimmererinnung-Dresden-183958128335572/

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                        Auf dem Dresdner Elbeflohmarkt

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                        Blick auf den Elbeflohmarkt in Dresden

                        Dresden – Kontinuität zahlt sich aus. Seit gefühlten 25 Jahren veranstaltet die Hamburger Firma Melan in Dresden-Johannstadt den Elbeflohmarkt. Sommers wie winters wird in den frühen Morgenstunden eines jeden Sonnabends unterhalb der Albertbrücke ein farbenfreudiges Paralleluniversum errichtet. Auf einer Länge von vielleicht 400 Metern bauen gut 300 Trödelhändler (zu Spitzenzeiten waren es schon 600) ihre Verkaufsstände direkt neben den Elbwiesen auf.

                        Bald strömt das Publikum herbei, zunächst die örtlichen Händler. Auf der Suche nach Gelegenheiten, frische Ware günstig zu ergattern, huschen sie unstet von Stand zu Stand, greifen blitzschnell nach dem Erhofften oder verziehen missmutig das Gesicht, wenn sich in einer verheißungsvollen Kiste wenig Brauchbares entdecken lässt. Nicht minder ambitioniert: die Spezies der Sammler, deren Sehnsucht wertvollen Büchern, seltenen Vinylplatten, alten Uhren, historischem Spielzeug, Emailschildern oder technischen Kuriositäten gilt. In kleinen Grüppchen stehen sie dann kaffeetrinkend beisammen, denn erst die fachmännischen Gespräche unter Gleichgestimmten sorgen für die rechte Stimmung.

                        Rechts an der Sandsteinmauer unterhalb der Straße stehen seit Jahr und Tag, von grünen Planen überdacht, in Spitzwegscher Manier – die Philatelisten. Den Oberkörper schräg über den Tisch geschoben, betrachten die Vertreter einer in die Jahre gekommenen Zunft mit unendlicher Geduld die rundum gezackten Kostbarkeiten. 2012 berichtete die Presse von einem Dresdner Rentner, der inmitten eines Zwei-Kilo-Postens Briefmarken, den seine Freundin für wenig Geld auf dem Elbflohmarkt erstanden hatte, eine seltene One-Cent-Marke aus dem Jahr 1861 fand. Die Benjamin Franklin zeigende Prägung soll weltweit in nur zwei Exemplaren erhalten und angeblich 2,5 Millionen Euro wert gewesen sein.

                        Hinter einem Klamottenständer dehnt sich ein junger Mann. Heinrich Harrers wegen fühle ich stets ein instinktives Verlangen, sobald ich etwas vermeintlich Tibetisches zu entdecken glaube. Die leuchtendblaue Wolljacke mit den inspirierenden Ornamenten sei aus Indien, höre ich und pariere, dass es gewiss nicht leicht sei, sich von dieser außergewöhnlichen Garderobe zu trennen. Er sei mit seinem Mann zusammengezogen, erklärt mein Verkäufer freundlich, deshalb ginge es. „Mit Ihrem Mann?“ wiederhole ich gedehnt, augenblicklich begreifend, dass die Welt auch hier unten ein ganzes Stück bunter geworden ist.

                        An die Endlichkeit allen Seins gemahnen viele Dutzend Meter aneinander gereihter Bananenkartons, darin jedes Teil einen Euro oder zwei. Hier finden sich ganze Hausstände wieder, die eben noch, peinlich geordnet, ihren Platz in den Schrankwänden der beigen Generation behauptet haben. Die Fotoalben muss man einmal zur Hand nehmen, nicht selten finden sich ganze Lebenswege dokumentiert. Nach einem Aufbruch voller Jugend und Hoffnung in der Nachkriegszeit folgen berufliche und familiäre Ereignisse, Fotos von den Kindern und später Enkeln; jenen vielleicht, die all die Hinterlassenschaft kalt verschmähten und den „Beräumern“ überantworteten. Wer alle Illusionen über den Zusammenhalt der Generationen verlieren will, sollte sich mit den Damen und Herren dieser Branche einmal austauschen…

                        Es ist ein buntes Völkchen, das hier allwöchentlich zusammenströmt, getrieben von Neugier und dem gemeinsamen Begehren, an einem Sonnabendmorgen den ganz besonderen Fund zu machen. Irgendwann wird es zur Sucht und bleibt, mit der Stadtsilhouette im Rücken, vielleicht die charmanteste Form, alles andere oberhalb der alten Sandsteintreppe – und für ein paar Stunden gänzlich hinter sich zu lassen.


                        Elbeflohmarkt Dresden: Jeden Sonnabend ab 07:00 Uhr, Johannstadt, Straßenbahnhaltestelle Sachsenplatz. Weitere Informationen: http://www.melan.de/go/standort-detail/54-flohmarkt-troedelmarkt-in-dresden-elbeflohmarkt-samstagsmarkt.html

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                          Das Dresdner Landhaus am Pirnaischen Platz

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                          „Das Landhaus in Dresden“, Lithographie um 1840

                          Dresden – Das einzige erhaltene historische Bauwerk an der Wilsdruffer Straße ist das Dresdner Landhaus von Hofbaumeister Friedrich Krubsacius. 1770 bis1776 errichtet, diente es den sächsischen Landständen bis 1907 als Verwaltungs- und Tagungsgebäude. Die barock anmutende Fassade zur Wilsdruffer Straße ist eigentlich Gartenseite, während die ursprüngliche Hauptfront (mit eindrucksvollem Portikus aus sechs dorischen Säulen, die einen Balkon tragen) sich in der heutigen Landhausstraße befindet und Dresdens erste klassizistische Fassade vorstellt.

                          Zu ebener Erde sowie im ersten Obergeschoß befand sich die Steuerverwaltung, darüber lagen Räume für die einzelnen Ausschüsse der Abgeordneten. Mit Einführung der sächsischen Verfassung von 1831 mussten Säle für nunmehr zwei Kammern eingerichtet werden, die im zweiten Obergeschoß Platz fanden. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde das Landhaus 1963 bis 1965 unter der Leitung von Manfred Arlt wieder aufgebaut und fortan als Stadtmuseum genutzt.

                          Nach der Sanierung von 2005/06 fand die Städtische Galerie ihr Domizil in der ersten Etage und präsentiert u. a. mit Werken von Otto Mueller, Otto Dix, Willy Wolff und Hermann Glöckner einen Streifzug durch die Dresdner Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Postmodern gibt sich die offene Stahlkonstruktion einer Rettungstreppe, die seither die östliche Giebelseite des Gebäudes ziert – und zu Kopfschütteln oder Zustimmung anregen mag.

                          Landhaus mit postmoderner Rettungstreppe | Quelle: Bert Wawrzinek
                          Landhaus mit postmoderner Rettungstreppe
                          Quelle: Bert Wawrzinek

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                            Stern-Combo Meißen und SBB laden zum „Artrock-Gipfel“ ins Leipziger Stadtbad

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                            Stern-Combo Meißen

                            Leipzig – Wer kennt den „Alten auf der Mühlkippe“ von 1977 noch? Der originelle Song könnte schon bald live und in greifbarer Nähe zu erleben sein – beim „Artrock-Gipfel“ im Leipziger Stadtbad. In der Messemetropole werden am 17. September mit der Stern-Combo Meißen und ihrem polnischen Pendant SBB zwei Rocklegenden aufspielen, die eine musikalische Ära repräsentieren, die es noch immer in sich hat.

                            Als die großen Zeiten experimenteller und konzertanter Rockmusik hohe Wellen schlugen, war der Begriff des „Artrock“ (Kunst-Rock) noch gar nicht in Gebrauch. Damals, in den Siebzigern wurden einfach „Werke“ erwartet und geboten, das Musikpublikum war ebenso aufgeschlossen wie anspruchsvoll. Rockmusik war selbstverständlicher Teil der Alltagskultur und in der Dorfdisko lief nicht Wolfgang Petry, sondern Jethro Tull! Das ist eine Weile her, und doch stellen sich zwei, der damaligen Exponenten noch immer ihrem Publikum. 

                            Die 1964 gegründete Stern-Combo Meißen ist heute nicht nur eine der dienstältesten Rockbands Gesamtdeutschlands, sie ist auch eine der innovativsten der ehemaligen DDR gewesen. Die Qualität ihrer Liveauftritte, geprägt von virtuoser Spielfreude im Umgang mit neuartigen Musikformen und -instrumenten, garantierte unvergessliche Konzerterlebnisse, festgehalten auf Schallplatten, die einem das Herz wärmen. Die Besetzungslisten der Band verzeichnen unzählige brillante Künstlerpersönlichkeiten, und stellvertretend sei hier vor allen der beiden, jüngst verstorbenen Protagonisten gedacht: Thomas Kurzhals (1953-2015) und Reinhard Fißler (1949-2016).

                            Nun ist in all den Jahrzehnten viel Wasser die Elbe heruntergeflossen, und auch die Stern-Combo hat manche Häutung durchlebt. Der Neustart nach dem Mauerfall gelang, zahlreiche Projekte und Plattenproduktionen hielten die Mannen um Bandgründer Martin Schreier seither in Atem. 2015 führte die Band anlässlich des 1. Landesmusikfests Sachsen in Grimma – gemeinsam mit dem Leipziger Symphonieorchester unter Stephan König sowie dem Landesjugendchor Sachsen – das nach der Vorlage von Modest Mussorgski (1839-1881) geschaffene Konzertwerk „Bilder einer Ausstellung – The Rock Version“ auf, von dem auch in Leipzig Auszüge zu hören sein werden. Neben unverzichtbaren Klassikern wie „Der weite Weg“ oder „Der Kampf um den Südpol“, mit denen die Stern-Combo in den 70er Jahren bekannt wurde, wird es auch neuere Kompositionen geben, die sich hören und sehen lassen können. Mit dem jungen Sänger und Keyboarder Manuel Schmid an der Spitze präsentiert sich beim „Artrock-Gipfel“ eine Band, die auch im 52. Jahr ihres Bestehens nichts an Spiel- und Experimentierfreude verloren hat.

                            Zur Einstimmung hier ein Konzertmitschnitt von 2014. Live in Stendal: www.youtube.com/watch?v=j6Cy0v41DH0n

                            Die polnische Rock- und Fusionband SBB (Suchen, Brechen, Bauen) wurde 1969 von dem Sänger, Keyboarder und Bassisten Josef Skrzek mit Antymos Apostolis an der Gitarre und dem Schlagzeuger Jerzy Piotrowsk gegründet. Zwischen 1971 und 1973  arbeitete SBB mit dem legendären polnischen Rockmusiker Czeslaw Niemen zusammen. Ab 1974 wieder zu dritt, feierten die durch westliche Spielweise und erstklassigen Sound hervorstechenden SBB national wie international Erfolge, wurden mit ausverkauften Konzerten und zahlreichen LP-Produktionen zu einer der beliebtesten Bands unseres Nachbarlandes  Die erste Auslandsveröffentlichung „SBB“ erschien 1978 übrigens bei Amiga.

                            Nach der vorläufigen Auflösung 1980 gab es mehrere Versuche der Wiederbelebung, widmeten sich die Musiker Soloprojekten und Studioarbeiten. 2007 traten Skrzek und Apostolis mit dem US-Schlagzeuger Paul Wertico von der Pat Metheny Group auf. Allein zwischen den Jahren 1994 und 2009 entstanden 17 Livealben. Seit 2014 spielen SBB wieder in der Originalbesetzung.

                            Und so klingt die Band 2015: www.youtube.com/watch?v=yOv3Xw04iWI

                            Vielleicht kann die in Leipzig von der ART AGENTUR SEIDEL anberaumte Konzertveranstaltung mehr als eine Reminiszenz an Vergangenes sein, denn die Weggenossen jener Ära werden sich die Gelegenheit ohnehin kaum entgehen lassen. Zu hoffen wäre nicht minder auf junge Musikfreunde, die sich von dem Xavier-Naidoo-Sarah-Connor-Rea-Garvey-Fließband-Mainstream keineswegs angesprochen fühlen, die auf der Suche nach den Ursprüngen, dem Authentischen, nach neuen musikalischen Horizonten sind. Gar nicht auszuschließen, dass sie, nach dem „Artrock-Gipfel“ mit der Stern-Combo und SBB, die gehüteten Vinylsammlungen ihrer Väter und Großväter mit ganz anderen Augen sehen werden.


                            SACHSEN DEPESCHE verlost in Kooperation mit der Berliner ART AGENTUR SEIDEL 2 x 2 Freikarten für den „Artrock-Gipfel“ mit der Stern-Combo Meißen und SBB am 17.09.2016 im Leipziger Stadtbad.

                            Hierzu ist folgende Frage zu beantworten: Wieviel Jahre Bandgeschichte bringen Stern Meißen und SBB zusammen auf die Bühne?

                            Ihre Antwort senden Sie bitte per Mail an die SACHSEN DEPESCHE, z.H. Herrn Krug, E-Mail: krug@sachsen-depesche.de

                            Unter allen Einsendern mit der richtigen Zahl verlosen wir 2 x 2 Freikarten. Einsendeschluss ist Freitag, 02.09.2016, 15:00 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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                              Dresdens malerische Aussicht

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                              Der Pavillon am Waldschlösschen; Postkarte (1941)

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                              Acht Bruchsteinpfeiler tragen ein Schieferdach, das von einer Wetterfahne mit einem springenden Hirsch bekrönt wird. Der nimmt auf den nahegelegenen Stadtteil Weißer Hirsch Bezug, während die Jagdszenen der  Deckenmalereien an das Jagdhaus des Grafen Camillo Marcolini (1739-1814) erinnern, das als „Waldschlösschen“ dem ganzen Areal einst seinen Namen gab.

                              Die malerische Aussicht ist letztlich möglich, weil die Bautzner Straße auf dieser Seite etwa 300 Meter unbebaut geblieben ist. Dies aber danken wir der Weisheit Dresdner Stadtväter, die besagte Flächen 1908 erwarben – und damit die Schönheit dieser Landschaft dauerhaft erhalten konnten.

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                                800 Jahre Tharandt: Vom Kurstädtchen zur Forststadt

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                                Tharandt, Lithographie um 1835

                                Dresden – Südwestlich von Dresden, im heutigen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, liegt an der Wilden Weißeritz die Kleinstadt Tharandt. Hervorgegangen aus einer Handwerkersiedlung namens Granaten am Fuß der Burg Tharandt, die der Markgraf von Meißen errichten ließ, wurde der Flecken zunächst indirekt in einer Urkunde vom 21. Januar 1216 erwähnt, genauer ein Vasall des Markgrafen – Boriwo de Tarant – als Burghauptmann genannt.

                                Der Sage nach soll die Burg 1190 in Flammen aufgegangen sein, wobei ein Wunder geschah, und die hier aufbewahrte, wundertätige Fahne des heiligen Georg, unter der Ludwig der Fromme, Landgraf zu Thüringen, 1188 in den Kreuzzügen gekämpft hatte, während des Brandes „vor aller Augen“ zu einem Fenster „herausgeflogen“ und auf immer verschwunden sei. Häufig weilte der Markgraf und Minnesänger Heinrich der Erlauchte (1218-1288) auf der Burg, 1464 erfolgte hier der „Vollzug der Ehe“ zwischen Albrecht dem Beherzten (1443-1500), dem Stammvater der albertinischen Wettiner, und seiner Gemahlin Sidonie. Der Baumeister Arnold von Westfalen hat der böhmischen Königstochter die Burg zum komfortablen Alterssitz umgebaut. Sidonie starb 1510 und war deren letzte Bewohnerin. Ihr zu Ehren stiftete König Johann von Sachsen 1870 den Sidonien-Orden, als Frauenorden für Verdienste auf dem Gebiet „freiwillig helfender Liebe“.

                                Die Burg zerfiel, doch der Name blieb. Die Siedlung hatte sich 1609 zur Stadt mit eigenem Rat und Bürgermeister gemausert und allmählich den Namen Tharandt übernommen. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts sollte es dabei bleiben. 1792 – im Zeitalter der Empfindsamkeit – entdeckte man zwei Heilquellen, Tharandt wurde Badeort und Reiseziel. Auch Schiller, der hier seinen „Don Carlos“ vollendete, und Goethe, seit 1813 mehrfach mit Wohnung im Stadtbad-Hotel, kamen. „Welche eine Fülle von Schönheit“, schrieb Heinrich von Kleist im September 1800 aus Tharandt seiner Verlobten Wilhelmine von Zenge. Solche Schönheit musste auch die Maler auf den Plan rufen: Johann Christian Klengel, Caspar David Friedrich, Karl Friedrich Schinkel, Adrian Ludwig Richter, Johann Clausen Dahl und Karl Blechen fanden in der Tharandter Idylle ihre Motive. Die bereits im 16. Jahrhundert Ruine gewordene Burg wurde das meistgezeichnete Motiv jener romantischen Epoche. Teile der Unterburg fanden später Verwendung in der während des Dreißigjährigen Krieges erneuerten Bergkirche „Zum Heiligen Kreuz“. Dort findet auch der alljährliche „Tharandter Orgelsommer“ statt, im Jubiläumsjahr 2016 zum 36. Mal. Das neben der Burgruine im maurisch-orientalischen Tudorstil aufragende neue Schloss Tharandt wurde Mitte 19. Jahrhundert errichtet und später umgebaut. Zeitweise gehörte es dem „Goldmacher“ Franz Tausend (1884-1942).

                                Berühmt wurde Tharandt als Gelehrten- und Studentenstadt. Dies ist Heinrich Cotta (1763-1844) zu danken, der 1811 mit der Anstellung bei der sächsischen Forstvermessung auch seine private Forstlehranstalt mitbrachte. Damit entstand eine der ältesten forstlichen Ausbildungsstätten der Welt. Handwerk, Handel und das Gastgewerbe profitierten, Studentenverbindungen – allen voran Jagdkorporationen – wurden gegründet. Die Lehranstalt wurde 1816 Königlich-Sächsische Forstakademie und 1929/1941 als Forstliche Hochschule Tharandt in die Technische Hochschule Dresden eingebunden. Heute unterhält die Technische Universität Dresden hier mit neun Instituten, 20 Hochschullehrern und über 700 Studenten die Fachrichtung Forstwissenschaften ihrer umweltwissenschaftlichen Fakultät. Dazu gehört der – noch von Cotta gegründete – Forstbotanische Garten, ein 18 Hektar großes Areal mit einer der weltweit ältesten wissenschaftlichen Gehölzsammlungen. Heinrich Cottas Grab liegt südlich davon – inmitten von 80 Eichen, die Studenten einst zu seinem 80. Geburtstag gepflanzt hatten. Von dort sind es nur wenige Schritte bis zum Aussichtspunkt „Heinrichs Eck“, darunter Tharandts „Heilige Hallen“, ein Bestand mächtiger alter Buchen, die sich hallenartig gen Himmel wölben.

                                Schon 1805 wird überliefert, dass die Dresdner das nahegelegene Städtchen als bevorzugten Ort „sonntäglicher Vergnügungen“ nutzten. Die große Poststraße von Dresden über Freiberg nach Bayern führte seit 1833 auch durch Tharandt, was zu einer deutlichen Belebung des Fremdenverkehrs führte. Den zahlreichen Gasthäusern gingen die Besucher nicht aus. 1855 erhielt die Stadt einen Bahnanschluss nach Dresden. Ein Pferdeomnibus, der seit 1903 zwischen Tharandt und Hartha verkehrte, wurde 1912 durch die Kraftomnibuslinie des sächsischen Automobilpioniers Emil Nacke abgelöst. Als Linie 345 ist sie die heute älteste Busverbindung des Regionalverkehrs Dresden.

                                Die Wasserkraft der Wilden Weißeritz nutzte der Mühlenbesitzer Friedrich Ernst Schmieder seit 1893, um Strom für die angeschlossenen Häuser in der Nachbarschaft und die städtische Straßenbeleuchtung zu produzieren. Dieses Stromnetz war das zweite seiner Art in Sachsen und doch ein Novum im Königreich, da es erstmalig allen Einwohnern einer Stadt zur Verfügung stand. Die Wasserkraft der Weißeritz war es auch, die Tharandt immer wieder schwer zu schaffen machte, so 1897, 1958 und auch 2002 zur Jahrhundertflut, als der über seine Ufer getretene Fluss vier Häuser zerstörte und die Bibliothek der Forstfakultät in Mitleidenschaft zog.

                                Aktuell zählt die Stadt Tharandt einschließlich aller Ortsteile 5.412 Einwohner. Bürgermeister ist seit 2006 der parteilose Silvio Ziesemer, stärkste politische Kraft im Stadtrat eine Freie Wählergemeinschaft mit 44,5 Prozent (2014). Die Stadt hat eine Grundschule, eine weitere befindet sich in Hartha. Das 1910 auf dem Schulberg errichtete Schulgebäude wird seit 2006 von einem evangelischen Gymnasium genutzt. Im Tharandter Wald liegt der geographische Mittelpunkt des Freistaates Sachsen.

                                Tharandt ist eine kleine Stadt mit großer Tradition. In Tharandt wurden die Ideen einer modernen – nachhaltigen – Forstwirtschaft entwickelt, von hier aus trugen Forstleute diese in die Welt. Die Tharandter sind sich dessen gewiss. Am 21. August haben sie, in einem Festzug mit 800 Darstellern, Geschichte und Gegenwart ihrer Stadt in 80 liebevoll komponierten Bildern nachgestaltet.

                                Den Anfang machte ein Stadtwappen der Ortschaft Tharandt mit stilisiertem Granatapfel unter einer Burg, mit deren Erwähnung vor 800 Jahren eine sächsische Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm.

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                                  Tag des offenen Denkmals am 11. September in Zittau

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                                  Die Mandaukserne in Zittau als Motiv für den Tag des offenen Denkmals

                                  Zittau – Allen Skeptikern zum Trotz: Am 11. September 2016 öffnet die Zittauer Mandaukaserne ihre Pforten – zum Tag des offenen Denkmals in der Neißestadt. Seit 23 Jahren gibt es diese gute Institution, werden – immer am zweiten Sonntag im September – historische Bauten, die eigentlich nicht zugänglich sind, für das interessierte Publikum geöffnet. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sensibilisiert damit bundesweit für die Bedeutung kulturellen Erbes, und es ist eine schöne Fügung, dass 2016 ausgerechnet die bereits totgesagte Mandaukaserne auf der Liste der begehbaren Denkmale im Kreis Görlitz zu finden ist.

                                  Passend scheint auch das diesjährige Motto: „Gemeinsam Denkmale erhalten“, denn erst durch ein breites bürgerschaftliches Engagement konnte – unter Federführung des Stadtforums Zittau und mit Unterstützung des Ostritzer Stadtrats Thomas Göttsberger – der noch Ende 2015 geplante Abriss abgewendet werden (http://www.sachsen-depesche.de/kultur/thomas-göttsberger-und-das-stadtforum-zittau-wollen-die-mandaukaserne-erhalten.html).

                                  Am 11. September lädt Zittaus größtes Gebäude, die 1868/69 unter Leitung des Zittauer Stadtbaumeisters Emil Trummler errichtete Kaserne, zum Stelldichein. Jeweils zur vollen und zur halben Stunde finden Führungen statt, und auch die Initiatoren der Rettungsaktion werden Rede und Antwort stehen und um weitere Unterstützung werben. Die wird es auch brauchen, die immerhin 200 Räume mit einer Nutzfläche von 12.000 m² sind eine schöne Herausforderung.

                                  Alle Beteiligten aber können jetzt schon darauf stolz sein, dass durch ihr gemeinsames Bemühen ein frisch sanierter Südturm in der Sommersonne leuchtet, und aus einem Trauerspiel ein hoffnungsvoller Neubeginn geworden ist.

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                                    Die erste deutsche Flugzeugführerin – eine Sächsin aus Laubegast bei Dresden

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                                    Gedenktafel an Melli Beeses Geburtshaus in Dresden-Laubegast

                                    Dresden – Am 13. September vor 130 Jahren wurde Amelie Hedwig „Melli“ Beese in Laubegast bei Dresden geboren. Als einzige Tochter – unter den vier Kindern des Architekten Karl Richard Beese – genoss das begabte Mädchen mit den braunen Augen und braunem Haar eine unbeschwerte Kindheit und brillierte schon in der Schule mit außergewöhnlichen Leistungen. Um Künstlerin zu werden, studierte sie von 1906 bis 1909 an der Königlichen Akademie in Stockholm Bildhauerei und unterhielt eigene Ateliers in München und Dresden.

                                    Schon damals von Berichten über die „Aviatik“, den noch jungen Luftsport, fasziniert, wurde das in Schweden erlernte Hochseesegeln ihre große Leidenschaft. Die Sehnsucht, selbst fliegen zu können, wurde schließlich übermächtig. Die junge Frau kehrte nach Deutschland zurück, besuchte am Dresdner Technikum Vorlesungen in Mathematik, Mechanik, Schiffbau und Flugmechanik und entwarf, noch ohne große technische Vorkenntnisse, ein Flugboot.

                                    Inspiriert von Raymonde de Laroche, Marie Marvingt und Helene Dutrieu, die als erste Europäerinnen eine Fluglizenz des „Aéro Club de France“ erworben hatten,  ging Melli Beese im November 1910 nach Johannisthal, dem ersten deutschen Motorflugplatz. Damit drängte die zierliche Frau in eine Männerdomäne, hatte manchen Widerstand zu überwinden und wurde zunächst von der „Ad Astra Fluggesellschaft“ als Schülerin angenommen. Durch Robert Thelen und später Hellmuth Hirth (Rumpler-Werke) erhielt sie eine Ausbildung. Bei einem Flug mit Thelen setzte der Motor aus, Fluglehrer und -schülerin stürzten 20 Meter in die Tiefe. Beide überlebten, die Pilotin wurde mit Morphin schmerzbehandelt, was den Beginn einer lebenslangen Sucht auslöste.

                                    Am 13. September 1911, ihrem 25. Geburtstag, erwarb Melli Beese in Johannisthal, auf einer „Rumpler-Taube“, das Pilotenzeugnis Nr. 115 und wurde damit die erste deutsche Flugzeugführerin. Verehrt und umschwärmt, gewann die erfolgreiche Flugpilotin zahlreiche Preise, errang Höhen- und Dauerrekorde und trug viel zur Entwicklung des Luftsports in Johannisthal bei. Mit 825 Metern gelang ihr am 26. September 1911 der Höhenweltrekord für Damen. Im Januar 1912 gründete Beese mit Unterstützung von Karl August Lingner, dem Dresdner „Odolkönig“, in zwei Johannisthaler Schuppen ihre eigene „Flugschule Melli Beese GmbH“. Mit zunächst drei Piloten auf drei, später vier Flugzeugen, suchte sie, den bislang üblichen Schulbetrieb zu straffen und effizienter zu gestalten. Auch wenn die Unternehmerin damit erneut Widersacher auf den Plan rief – während der gesamten Zeit des Bestehens ihrer Flugschule sollte es keinen einzigen Flugunfall geben.

                                    Ein erster Rückschlag war die Nichtzulassung der Flugschule zur „National-Flugspende“, einer Sammlung zur Unterstützung des Flugwesens in Deutschland, wobei bis Ende 1912 insgesamt 7,5 Millionen Reichsmark zusammengekommen waren. Da ein Teil davon in die Ausbildung von Flugzeugführern investiert werden sollte, hatte die – mit der geringen Größe des Beese‘schen Flugzeugunternehmens begründete – Absage dramatische wirtschaftliche Auswirkungen. An der zunehmend militärisch orientierten Pilotenausbildung konnte Beese fortan nicht partizipieren, und „Privatschüler“ gab es bald kaum noch.

                                    Einer ihrer Teilhaber war der Franzose Charles Boutard, den Beese 1913 heiratete. Parallel begann das Paar mit dem Bau von Flugzeugen, entstanden 1914 die 12.000 Mark teure „Melli-Beese-Taube“ mit einem 50-PS-Argus-Motor – und das „Flugboot“. Vor allem auf dieses setzten Beese und Boutard große Hoffnungen und meldeten es für einen im August 1914 in Warnemünde startenden Ostseeflug an. Das fertige Boot lag bereits auf der Warnow, als am 1. August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach und alle Erwartungen zunichtemachte. Das Boot wurde von den Behörden zerstört, Flugschule und Fabrik mussten geschlossen, Flugplatz und Flugschuppen durften nicht mehr betreten werden. Boutard und Beese (die bei ihrer Heirat die französische Staatsbürgerschaft angenommen hatte) wurden als „feindliche Ausländer“ interniert. Isoliert und deprimiert, erkrankten beide an Tbc, und Beese griff wieder zum Morphium…

                                    Nach Kriegsende kehrte die Flugzeugunternehmerin nach Johannisthal zurück. Ihre Flugzeuge waren demontiert, Deutschland war von den Siegermächten die Aufstellung von Fliegertruppen verboten worden. Nicht nur Beese stand vor dem finanziellen Ruin; auch ihr Mann musste sich seinerseits in Frankreich rechtfertigen, weshalb er während des Krieges in Deutschland geblieben war. Eine von der neuen Regierung erstrittene Entschädigung für Fabrik und Flugzeuge soll Beese in eine Automobilfirma investiert haben, die jedoch in Konkurs ging.

                                    Trotzdem wurde ein Neuanfang versucht. Mit zwei Flugzeugen wollte das Ehepaar Boutard-Beese um die Welt fliegen. Ein ausgedientes Kriegsflugzeug sollte dazu von den Fokker-Werken beschafft werden. Doch woher das nötigte Geld nehmen? Auch die Ehe der beiden Luftfahrtenthusiasten schien den immer neuen Herausforderungen nicht mehr gewachsen.

                                    Zunächst aber musste Melli Beese ihre abgelaufene Fluglizenz erneuern. Bei einem Probeflug am 21. Dezember 1925 stürzte sie ab, fuhr – äußerlich unverletzt – in ihre Pension und erschoss sich. Neben der toten Frau fand man ein Papier mit dem Satz: „Fliegen ist notwendig. Leben nicht.“ Was für ein Schicksal!

                                    In Schmargendorf bei Berlin wurde die außergewöhnliche Frau beerdigt, die Grabstelle ist erhalten und seit 1975 ein Ehrengrab des Landes Berlin. In Dresden-Laubegast trägt eine Straße ihren Namen. An der Außenmauer eines etwas heruntergekommenen, unter Denkmalschutz stehenden Hauses in der Österreicher Straße 84, gegenüber der Schiffswerft, befindet sich seit 1986 eine künstlerische Gedenktafel, die Beeses Züge trägt und an die „erste deutsche Motorfliegerin“ erinnert, die hier vor 130 Jahren geboren wurde.

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                                      Stolpen: Gewölbekeller, buntes Markttreiben und eine Krönung

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                                      Die 12. Basaltkönigin Vera Tuschling, Vorgängerin Lydia Eisold und Stolpens Bürgermeister Uwe Steglich (v.l.n.r.)

                                      Stolpen – Eine schöne Stolpener Tradition ist der Naturmarkt, der am zweiten Septemberwochende der Basaltmetropole einen vitalen und farbenfreudigen Charakter verlieh. Frische Produkte aus Feld und Garten, Käse, Wild-, und Kräuterspezialitäten, dazu Livemusik und schönstes Sommerwetter sorgten für reichlich Gäste und gute Laune.

                                      Am Sonntag stand das schmucke Städtchen in der Sächsischen Schweiz ganz im Zeichen des bundesweiten Tages des offenen Denkmals, wofür zahlreiche Stolpener ihre historischen Basaltgewölbekeller geöffnet hatten, mittelalterliche Steinkreuze wie auch Dachstuhl und Turm der Stadtkirche besichtigt werden konnten. 23 Stationen waren ausgewiesen, in denen man Neues aus alter Zeit erfuhr und intime Blicke in sonst Verschlossenes werfen durfte.

                                      Unbestrittener Höhepunkt war indes die Krönung von Stolpens 12. Basaltkönigin. Als charmante Botschafterin für ein Jahr repräsentiert diese Burg und Stadt Stolpen in der Öffentlichkeit. Bereits im Juni war die Wahl auf Vera Tuschling, eine hübsche  siebzehnjährige Gymnasiastin gefallen, die von ihrer Vorgängerin Lydia Eisold – unter dem Jubel der auf dem Marktplatz versammelten Menge – die goldene Krone aufgesetzt bekam.

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                                        Die Melli-Beese-Gedenkmedaille

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                                        Melli-Beese-Gedenkmedaille

                                        Dresden – Passend zum 130. Geburtstag der ersten deutschen Motorfliegerin gibt es – aus der Werkstatt eines Dresdner Zinngießers – eine Melli-Beese-Gedenkmedaille. Aus einer Zinklegierung gefertigt, zeigt die Vorderseite das Porträt der Flugpionierin im Viertelprofil mit Fliegerhaube und -brille. Die Medaille hat einen Durchmesser von 40 Millimetern und wiegt 40 Gramm.

                                        Melli Beese wurde am 13. September 1886 in Laubegast bei Dresden geboren, erwarb an ihrem 25. Geburtstag 1911 als erste deutsche Frau einen Pilotenschein und leistete mit zahlreichen Rekorden einen prägenden Beitrag zur Entwicklung des damals noch jungen Luftsports. Gemeinsam mit ihrem französischen Mann Charles Boutard führte sie in Johannisthal eine Flugschule und eine Flugzeugfabrik. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte diese hoffnungsvolle Entwicklung zunichte. Nach einem verunglückten Neubeginn setzte Melli Beese am 21. Dezember 1925 ihrem noch jungen Leben ein Ende. Ihre letzten Worte waren: „Fliegen ist notwendig. Leben nicht.“

                                        Ein ausführliches Porträt findet man unter: http://www.sachsen-depesche.de/kultur/die-erste-deutsche-flugzeugführerin-–-eine-sächsin-aus-laubegast-bei-dresden.html.


                                        Aus gegebenem Anlass verlost die SACHSEN DEPESCHE unter ihren Lesern drei Exemplare der Melli-Beese-Gedenkmedaille.

                                        Hierfür wird um Beantwortung folgender Frage gebeten: Wie lautet der Name von Melli Beeses erstem Fluglehrer?

                                        Ihre Antwort senden Sie bitte per Mail an SACHSEN DEPESCHE, z. H. Herrn Michael Krug, E-Mail: krug@sachsen-depesche.de

                                        Unter allen Einsendern mit der richtigen Antwort werden drei Gewinner ermittelt, denen die Melli-Beese-Gedenkmedaille zugesandt wird. Einsendeschluss ist Dienstag, der 27. September 2016, 15:00 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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