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Stolpen800, die Ostersäule und das Pfingstwunder von Lauterbach

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Mit Ostersäule und Brunnenhäuschen beim Festumzug in Stolpen

Stolpen - Die 800-Jahr-Feier der Burgstadt ist Geschichte. Auch wenn im Vorfeld Diskussionen über die Hintergründe des Jubiläums für Irritationen sorgten (Sachsen Depesche berichtete: https://www.sachsen-depesche.de/kultur/stolpen800.html), hat doch die Stolpener Bürgerschaft eine wunderbare Woche zelebriert, die im historischen Festumzug am Sonntag (10.6.) ihren glanzvollen Höhepunkt fand. Mit dabei, die ländlichen Ortstteile Stolpens: Langenwolmsdorf, Helmsdorf, Rennersdorf-Neudörfel, Heeselicht und Lauterbach; einst selbständige Dörfer, die seit 1994 dazugehören und sich nun selbstbewußt im Reigen der in 40 Bildern gezeigten Stadtgeschichte, inmitten von fast 1000 Mitwirkenden, präsentierten.

Einen besonderen Akzent setzte dabei der 600-Seelen-Ort Lauterbach, dessen Kultur- und Bürgerverein mit einer originalgetreuenKopie der berühmten Ostersäule nicht wenig Aufmerksamkeit erregte. Hoch auf einem hölzernen Wagen und flankiert vom nicht minder symbolträchtigen Brunnenhäuschen (welches seit Jahrhunderten das Gemeindesiegel ziert), wurde die steinerne Säule von einem Lanz Bulldog, Baujahr 1938, volle drei Stunden durch das festlich geschmückte Stolpen gezogen. Was aber hat es damit auf sich, ist von dem urigen Denkmal zu halten, das am westlichen Dorfausgang Lauterbachs seit einem halben Jahrtausend zum Innehalten einlädt?

Zunächst geht es um eine Betsäule, wie sie im mittelalterlichen Deutschland weit verbreitet war. Obwohl die meisten dieser Andachtsstätten der Zeit und dem reformatorischen Bildersturm zum Opfer fielen, kann man bis heute, in von katholischen Sorben bewohnten Teilen der Oberlausitz, nicht wenige dieser Zeugnisse alter Volksfrömmigkeit bewundern. Sinn und Zweck jener Bet- oder Martersäulen (= Martern Jesu am Kreuz) aber war es, einen Ort für die Zwiesprache mit Gott zu haben, einen Platz also, an dem sich himmlischer Beistand erbitten ließ.

Gründe dafür gab es genug: die Sorge um Verwandte, das eigene Seelenheil, Angst vor der Pest und anderen Krankheiten, vielleicht auch eine bevorstehende Reise. Betsäulen fanden sich an Straßen und Wegkreuzungen, und auch die Lauterbacher Ostersäule steht an einer alten Handelstraße, die einst von Pirna, Stolpen über Lauterbach und Bühlau nach Bischofswerda führte. Um zu verstehen, was den Stolpner Amtsschösser Thomas Treuter im Jahre 1584 dazu brachte, die, zunächst seltsam anmutende, Inschrift am Säulenkopf zu verewigen, bedarf es eines Blickes in die Geschichte.

Um das Jahr 800 lag das spätere Ostsachsen jenseits der Grenze des Fränkischen Reiches, deren Verlauf durch Elbe und Saale bestimmt war. Nach Abzug der germanischen Urbevölkerung wurden hier heidnische Slawen - Milzener und Daleminzier - ansässig. Im Krieg mit letzteren ließ König Heinrich I. (879-936) die Burg Misni (Meißen) errichten. Um die deutsche Herrschaft zu festigen, entstanden 968 die Mark Meißen und das gleichnamige Bistum. Die Militärverwaltung im eroberterten Sorbenland indes stützte sich auf Burgen rechts der Elbe, Burgwarde übten die Kontrolle über ein bestimmtes Gebiet aus.

1006 schenkte König Heinrich II. (973-1024) dem Meißner Bischof den Burward Göda und das dazugehörige Gebiet, zu dem auch die Flur des (noch nicht existierenden) Dorfes Lauterbach gehörte. Im Zuge der deutschen Ostsiedlung kamen Sachsen, Thüringer, Franken und Flamen auch in den obersächsischen Raum. Um 1150 gründeten 40 fränkische Bauern mit ihren Familien das Waldhufendorf Lauterbach. 1517 begann die Reformation in Deutschland. Während Kursachsen die neue Religion 1539 annahm, wurden Stolpen und die umliegenden Dörfer erst 1559 durch einen Gebietstausch kursächsisch - und evangelisch.

Im Jahr 1582 hatte Papst Gregor eine Kalenderreform für die katholischen Länder beschlossen. Bekanntlich dreht sich die Erde in 24 Stunden einmal um die eigene Achse und umrundet die Sonne in 365 Tagen. Die genaue Laufzeit binnen eines Jahres beträgt jedoch zusätzlich 6 Stunden, weshalb alle vier Jahre ein Tag in den Kalender eingeschoben werden muß (Schaltjahr). 1582 betrug diese Abweichung schon 10 Tage, die nun ausgelassen wurden. In der benachbarten Oberlausitz, die zum Königreich Böhmen gehörte und katholisch blieb, wurde der neue Kalender 1584 eingeführt, nicht aber im kursächsischen Amt Stolpen, wo man weiter nach julianischer Zeit lebte.

Entsprechend einer alten Überlieferung soll es ein Lauterbacher Fuhrmann gewesen sein, der in jenem Jahr seine Verwandten in der Oberlausitz besuchte, um bei ihnen das Osterfest zu feiern. Nach gregorianischem Kalender war das am 1. April. Zurück in Lauterbach, gab es am 19. April (julianischer Kalender) eine zweite Feier mit den Daheimgebliebenen. Dies mag damalige Zeitgenossen nicht wenig erstaunt haben, wovon bis heute diese Worte künden: „1584 JAR / DAS IST WAR / ZVENE OSTERN / IN EINEN JAR“.

300 Jahre später (1884) wurde die Säule restauriert. Statt erhoffter Münzen und Urkunden aus der Entstehungszeit fanden sich Asche und Scherben. Es war im Frühjahr 2018, als sich rührige Mitglieder des Lauterbacher Kulturvereins – das anstehende Stolpener Jubiläum vor Augen – abermals mit Meßgerät und Photoapparat an den historischen Ort begaben. So nahm eine „zweite“ Ostersäule in Lauterbach allmählich Gestalt an, wuchs auf einer soliden Rahmenkonstruktion das 2,50 Meter hohe Monument.

Und es geschah Folgendes: Als man am letzten Pfingstsonntag schließlich dabei war, den am Säulenkopf dargestellten, gekreuzigten Heiland zu modellieren, erschien auf dem First der benachbarten Scheune eine – weiße Taube! Nun erinnert die christliche Welt gerade an diesem 50. Tag nach Ostern an die Herabkunft des Hl. Geistes auf die Jünger Jesu, die in Jerusalem so ihr (in der Apostelgeschichte des Neuen Testaments beschriebenes) Pfingstwunder erlebten. Den Jüngern sollen dabei „Zungen wie von Feuer“ erschienen sein. Fortan war es ihnen möglich, das Wort Gottes auch in fremden, ihnen bis dahin unbekannten Sprachen zu verkünden.

Die weiße Taube aber ist in der Ikonographie das Symbol des - Heiligen Geistes und in zahllosen Kunstwerken und gerade für Pfingsten zentrales Sinnbild. Solcherart inspiriert, durften die „Verwunderten“ dann auch bei strahlendem Sonnenschein ihr Tagwerk fortsetzen, nahmen die Arbeiten einen glücklichen Abschluß. Am 10. Juni 2018 aber stand der Kultur- und Bürgerverein aus Lauterbach samt Ostersäule auf dem Markt zu Stolpen, um der jubelnden Stadt einen herzlichen Glückwunsch zu entbieten!

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    Walter Battisti (1968-2018)

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    Walter Battisti  (+)

    Dresden – Walter Battisti ist tot. Er hinterläßt eine erwachsene Tochter, traurige Freunde und ein bildnerisches Werk, das die Nachwelt weiterhin mit dem Südtiroler Künstler verbinden wird, dessen Wahlheimat Dresden war. 1968 in Bozen geboren, hatte es Battisti nach einem Studium der Kunstgeschichte in Wien und Innsbruck an die Elbe verschlagen. An der Dresdner Hochschule für Bildende Künste wurde er (1999-2007) zum akademischen Maler und Grafiker, waren Siegfried Klotz, Max Uhlig und Peter Bömmels seine Lehrer.

    Obschon der Fokus bis zuletzt auf die Malerei gerichtet blieb, zeugen nicht minder Battistis kunstgeschichtliche Essays, ein Hörbuch sowie Ausstellungsaktivitäten mit der von ihm gegründeten freien Künstlergruppe „12 Nischen“ von der schöpferischem Unrast eines vielseitig inspirierten, außergewöhnlichen Menschen.

    Noch im April hatte der Künstler mit einer Ausstellung in der „Alten Fabrik“ für Aufsehen gesorgt, die eine Wiederentdeckung des Dresdner Malers Richard Miller (1905-1959), dessen Werke Battisti gleichfalls zur Verfügung stellte, mit eigenen Bildern vereinte. Darunter ein Stilleben „nach altmeisterlicher Manier“ mit stummen Vogelpräparaten vor schwarzem Grund, dazu Papierschiffchen von beklemmender Verlorenheit. Am 31. Mai 2018 starb Walter Battisti einsam in seinem Atelier in der Prießnitzstraße.

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      Neustart bei MCB

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      Wiedergefunden: Mike Demnitz und Friedhelm Schönfeld

      Dresden – Zuletzt war es um die seit „Urzeiten“ (1983) existierenden MCB von Rocklegende Mike Demnitz etwas still geworden. Zu still. Das könnte sich bald ändern. Als der ambitionierte Bassist Dezember 2016 im Barockviertel Anekdoten aus einem 16 Kapellen langen Rockerleben zum Besten gab, war auch der Sänger und Saxophonist Frank „Friedhelm“ Schönfeld unter den Gästen. Der aber gehörte einst mit Demnitz zu den Gründungsmitgliedern von „Reform“, einer der interessantesten Rockformationen der früheren DDR. Doch wer ahnte nun, daß jene nostalgische Wiedersehensfreude wenig später, 2018, in einen hoffnungsvollen Neustart für MCB münden würde?

      Vor einigen Tagen konnte man sich davon überzeugen. Südlich von Dresden gab es in privater Atmosphäre einen Auftritt in neuer Besetzung, zu der, neben Demnitz und Schönfeld, auch Basti Pfund (seit 2002 an den Drums) und der junge Gitarrist Johannes Gebühr gehören. Für das bisherige Rocktrio ist das ein ungewöhnlicher Ansatz. Um so zufriedener die Mienen der Anwesenden, als das Schönfeldsche Saxophon scheinbar mühelos auf hämmernden Gitarren über „Brücken aus Leichen“ (Stalingrad) hinausgreifend, beim King Crimson-Cover „Red“ in ekstatischen Soli zur Entladung fand. Unnötig zu erwähnen, daß die Spielfreude der Band ungebrochen und mit der „Heavy Mörtel Mischmaschine“ schon bald wieder auf den Bühnen dieses Landes zu erleben ist.

      *Ein kleiner Film vom Wiedersehen der beiden Rock-Veteranen findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=dlxT3-lZNKM

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        Das „Trojanische Pferd“ in Pirna

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        Pirna – Erst Mitte April hatte der Dresdner Verein „Pro Mitsprache e.V.“ um den politisierenden Hausmeister Rene Jahn mit einer Kunstaktion von sich reden gemacht, wobei das „Trojanische Pferd“, eine 5 Meter hohe Monumentalplastik aus Styropor, gegenüber dem Dresdner Altmarkt für Aufsehen sorgte. Der Mythos des hölzernen Pferdes, mit dem die Griechen das antike Troja nach zehnjähriger Belagerung durch List und Tücke in die Knie zwangen, ist bekannt und scheint nicht nur den Initiatoren eine Versinnbildlichung unserer, in mehrfacher Hinsicht als „besorgniserregend“ empfundenen Gegenwart.

        So setzten sich Befürworter und Kritiker, wie der Verein „Atticus“, dessen Vorsitzender Eric Hattke darin gar einen „schleichenden Angriff auf die Grundwerte der Demokratie unter der Bemäntelung von Heimat- und Freiheitsliebe“ erkennen wollte, bald mit dem Projekt auseinander. Als „Reisepferd“, hieß es zuletzt, soll die archaische Skulptur auch anderswo noch ihre Kreise ziehen. Vergangenes Wochenende (30.06./01.07.), zum „Tag der Kunst“ im malerischen Pirna/Sächsische Schweiz, war man dann wieder zur Stelle.

        Es mögen 180 Neugierige sein, die zur Eröffnungsveranstaltung auf jenen historischen Marktplatz gekommen sind, der von Bernardo Bellotto (Canaletto) 1753 in einem berühmten Bild verewigt worden war. Die DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld habe absagen müssen, ihre Rede wird von Susanne Dagen, der bekannten Loschwitzer Buchhändlerin, verlesen. Troja wäre damals seiner „Naivität“ zum Opfer gefallen, heißt es ebenda, so hätte man die Kritiker zum Verstummen gebracht und noch eine riesige „Willkommensparty“ gefeiert, bis das Gemetzel der Eroberer begann. In Deutschland sei aus der „humanitären Ausnahmesituation“ von 2015 längst ein „andauernder Ausnahmezustand“ geworden, die „unkontrollierte Einwanderung“ habe unser Land verändert.

        Kritik an der Bundesregierung äußern auch Daniel Hobrack und Christoph Berndt, der aus Cottbus gekommen ist. Ein Plädoyer für das zeitlos Schöne von Daniel Heimann schließt die Redebeiträge ab. Unweigerlich schweifen die Gedanken zu Canalettos „Marktplatz zu Pirna“; einen Steinwurf entfernt, vom ersten Stock der heutigen Schuhgasse 16 aus, hatte es der Künstler geschaffen. Und damals wie heute sieht der Betrachter das Musterbild einer über Jahrhunderte gewachsenen Stadt, liebevoll von Generation zu Generation bewahrt und an diesem Tag vielleicht das „Troja“, dessen Zukunft den hier angeregten „öffentlichen Diskurs“ allemalen wert ist.

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          Van Cleef, 1555: Dresdens älteste erhaltene Stadtansicht

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          Dresden 1555 (Kupferstich nach Heinrich van Cleef)

          Dresden – Noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunders hielt die Fachwelt Franz Hogenbergs Dresden-Kupferstich in Georg Brauns Städtebuch „Civitates orbis terrarum“ (1572) für die älteste erhaltene Ansicht Dresdens. Zwei frühere Prospekte von 1529 und 1547 fanden noch um 1800 Erwähnung; und wenn überhaupt jemals existent, galten sie schon damals als verlorengegangen. Im Jahre 1906 erschien in den Dresdner Geschichtsblättern ein Beitrag des Ratsarchivars Otto Richter (1852-1922), worin diese bisherige Auffassung revidiert und der Blick auf den Maler Hendrick (Heinrich) van Cleef (Henricus a Cleve) gelenkt wurde. Richter verwies zunächst auf einen Eintrag im „Verzeichnis der Landkarten und vornehmsten topographischen Blätter der Sächsischen Lande“ (Meißen 1796) des kurfürstlichen Oberbibliothekars Johann Christian Adelung.

          Auf Seite 65 hatte dieser auch einen Prospekt von Dresden verzeichnet, „enthalten in Henrici a Cleve: ‚Ruinarum ruriumque aliquot delineationes‘, 1587“ (abweichend: Ruinarum varii Prospectus, ruriumque aliquot delineationes, 1604). Genau diese gestochene Ansicht aber war 1906 vom Dresdner Stadtmuseum erworben worden. Sie entstammt dem genannten, in Antwerpen erschienenen Werk mit insgesamt 38, nach Cleefs Zeichnungen von Philipp Galle gestochenen und gedruckten Ansichten. Adelung aber könne das von ihm genannte Blatt (Nr. 27 der Collection) selbst nicht gesehen haben, so Richter, da jenes seltene Buch zu dieser Zeit in keiner sächsischen Bibliothek vorhanden war, was sich bis heute nicht geändert hat.

          Von Antwerpen nach Italien, über Dresden zurück

          Heinrich van Cleef, um 1525 in Antwerpen geboren, soll nach einer Ausbildung bei dem Maler Frans Floris nach Italien gereist und 1555 in seine Heimatstadt zurückgekehrt sein. Im gleichen Jahr heiratete er Paschasia Suys. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, die wie Vater Cleef Maler wurden. Nach 1590 soll der Künstler in Antwerpen gestorben sein. Bilder des Landschaftsmalers Cleef sind offenbar nicht erhalten, wohl aber zahlreiche Stiche und Landschaftszeichnungen. Doch wann genau ist Cleef in Dresden gewesen, um die Stadtsilhouette - in einem vorweggenommenen „Canaletto-Blick“ - vom gegenüberliegenden Elbufer aus für die Nachwelt festzuhalten?

          Mit Bestimmtheit nennt Otto Richter das Jahr 1555 als Entstehungsdatum, da Cleef den Schössereiturm des Residenzschlosses schon in der 1553 erhaltenen Form darstellt und weiter anzunehmen ist, daß der Abstecher des Künstlers nach Dresden erst auf seiner Rückreise erfolgte. Allerdings zeigen die Ansichten im genannten Buch fast ausschließlich römische oder griechische Altertümer südlich der Ewigen Stadt. Ausnahmen bilden das Aquädukt von Segovia (Kastilien), eine toskanische Brücke und eben Dresden, was den Reiseplan des Flamen kaum plausibler macht. Nicht weniger interessant aber ist die Frage, was genau wir auf der stimmungsvollen Vedute, die Richter als eine „gute Ansicht der Stadt“ charakterisiert, überhaupt betrachten können.

          Im Detail

          Besonders jene wichtigsten beiden Bauwerke, die mächtige Elbrücke und das Schloß, seien, so Richter, mit einer für diese Zeit „nicht gewöhnlichen Genauigkeit“ gezeichnet. Ganz links auf der Brücke fällt das große Tor mit Gatter ins Auge, daneben das Zollhaus. Auf dem übernächsten Brückenbogen glaubte Otto Richter die bereits 1305 erwähnte Alexiuskapelle mit spitzem Dach und gotischen Erkern zu erkennen, deren Abbild überhaupt unbekannt war. Jene Kapelle aber mußte 1541 der Errichtung eines Zollhauses weichen, Van Cleef kann sie 1555 nicht gesehen haben. Am Ende meint die Spitze doch den Turm der (perspektivisch verfehlten) alten Frauenkirche?

          Rechts davon ragt ein, von Richter nicht näher bezeichnetes, großes Haus mit einem Giebel auf, dann, dem Anschein nach, die alte Frauenkirche mit eigenartigem Turm. Oder doch die Kreuzkirche, wie Günther Rehschuh 1969 meinte? Das große Dach daneben ordnet der Ratsarchivar dem „alten Judenhause und Gewandhause“ zu (abgerissen 1591), daneben ein Stück alter Stadtmauer mit einem dickem Turm als Abschluß. Der „sonderbar geformte Turm“ über dem Georgentor indes, markiert für Richter „der Lage nach“ die Kreuzkirche, dazu sei ein alles überragender Hausmannsturm in der Mitte „nicht ganz richtig wiedergegeben“. (Zwischen beiden genannten Türmen sieht der Betrachter oben genannten Schössereiturm mit auffälliger Spitze, genannt „Flasche“.) Überhaupt wären, so Richter, die Bauten im Hintergrund „nur sehr flüchtig und mit offenbarer Willkür angeordnet“, die Wiedergabe von Türmen aber sei „die schwache Seite Cleefs wie aller Architekten seiner Zeit“.

          An der Schwelle einer neuen Zeit

          Bei aller Entdeckerfreude muß Richter übersehen haben, daß Cleefs Dresden-Prospekt erst 1863 im Bildteil der „Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden von der frühesten bis auf die gegenwärtige Zeit“ von Martin Bernhard Lindau, der das Blatt besessen haben müßte, zutreffend als „älteste Ansicht von Dresden“ bezeichnet, abgedruckt worden war. So oder so bleibt die Cleefsche Ansicht ein schönes Dokument Dresdens auf dem Weg zur glanzvollen Renaissancestadt. Erst wenige Jahre zuvor (1539) war in Sachsen die Reformation eingeführt worden. Herzog Moritz (1521-1553) hatte 1547 die Kurwürde an die albertinischen Wettiner gebracht, Dresden wurde kurfürstliche Residenz!

          Noch im gleichen Jahr ordnete Kurfürst Moritz den Umbau seiner Dresdner Burg an, die sich zum repräsentativen Schloß und einem Gründungsbau deutscher Renaissance entwickeln sollte. Unter seinem Bruder, Kurfürst August von Sachsen (1526-1586) setzte sich der wirtschaftliche und kulturelle Aufstieg fort. 1549 vereinigte sich die Stadt, die damals 6500 Einwohner und 490 Häuser zählte, mit dem rechtselbischem Altendresden. Die Weichen waren also gestellt für jene großartige Entwicklung, die Dresden schon bald zu einer der schönsten Städte Deutschlands erheben würde. Ein Künstler aus Antwerpen hat den Beginn jener Aufbruchstimmung festgehalten - als „Schnappschuß“ aus dem Jahre 1555 - auf Dresdens ältester erhaltener Ansicht!

           

          Literatur:

          Günther R. Rehschuh: Die ersten Ansichten der Stadt Dresden, in: Sächsische Heimatblätter 6/1969, S. 28-32. Otto Richter: Die älteste Ansicht der Stadt Dresden, in: Dresdner Geschichtsblätter Nr. 2 (1906), S. 89-91 (alle Zitate ebd.) Ulrich Becker und Felix Thieme: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Band 7, Leipzig 1912, S. 96 f.

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            „Vertonte Lyrik der Romantik“ auf dem Dresdner Garnisonfriedhof

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            Ehrenhain auf dem Dresdner Garnisonfriedhof

            Dresden - Mit seiner Konzertreihe „Albertstädter Friedhofskonzerte“ möchte der Verein Denk Mal Fort! e. V. die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Ensemble des Dresdner Garnisonfriedhofes (Nordfriedhof) lenken und zur Erhaltung des denkmalgeschützten Areals beitragen. Kommenden Sonnabend (14. Juli) konzertiert das Leipziger Dark Folk Trio AURAGO in der Friedhofskapelle, werden Anna Reiland (Gesang), Maria und Silas Hofmüller (Klavier/Gitarre) neben eigenen Kompositionen auch neu vertonte Dichtungen Edgar Allan Poes und Joseph von Eichendorffs zu Gehör bringen. Mit ihrer einfühlsamen, von der Lyrik der Romantik geprägten Musik, wollen die drei Musiker die besondere Atmosphäre des Veranstaltungsortes zwischen Dramatik und Melancholie künstlerisch verarbeiten.

            Am Rande der Dresdner Heide im Stadtteil Albertstadt gelegen, wurde der Begräbnisplatz 1901 für die Angehörigen der sächsischen Armee geschaffen und ging nach dem Zweiten Weltkrieg in städtischen Besitz über. Durch seine Randlage weithin unbekannt, finden auf dem Friedhof kaum noch Beisetzungen statt. Die neoklassizistische Friedhofskapelle war ab 1902 nach Plänen des Sächsischen Heeresbauamtes als simultanes Gotteshaus für evangelische wie auch katholische Beisetzungen errichtet worden. Während 2011/2012 eine äußerliche Sanierung des verfallenen Gebäudes erfolgte, steht die Wiederherstellung des Innern noch aus.

             

            Samstag, 14. Juli 2018, 19.00 Uhr (Einlaß ab 18.30 Uhr), Kapelle auf dem Nordfriedhof, Kannenhenkelweg 1, 01099 Dresden, Eintritt: EUR 10,--

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              „Tag des offenen Schlosses“ + Antikmarkt am 29. Juli in Großkmehlen

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              Wasserschloss Großkmehlen

              Ortrand – Nur 25 Autominuten nördlich von Dresden (A13 Abfahrt Ortrand), im südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz, liegt das 1205 ersterwähnte - Straßenangerdorf Großkmehlen mit einem Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges lebten hier die Fürsten zu Lynar. 2000 wurde die „Brandenburgische Schlösser GmbH“ Eigentümer des Renaissancebaus, der in den letzten Jahren aufwendig saniert wurde.

              Am Sonntag, dem 29. Juli 2018, verwandelt sich das Areal von 10.00-18.00 Uhr in einen Kunst-, Antik- und Trödelmarkt. Dabei werden auch 10.000 historische Ansichtspostkarten nahezu sämtlicher Orte Brandenburgs und Sachsens offeriertZeitgleich öffnen sich beim „Tag des offenen Schlosses“ kaum zugängliche Räume, erhalten Neugierige Einblick in Restaurierungsarbeiten und haben die Möglichkeit, mit den Ausführenden selbst ins Gespräch zu kommen. Nebenan, in der St.-Georgs-Kirche, gibt es um 16.00 Uhr ein Konzert auf der historischen Orgel, die Gottfried Silbermann einst 1717/18 errichtete.

              29. Juli 2018, 10.00-18.00 Uhr, Dr.-Karl-Eduard-Zschariae-von-Lingenthal-Straße 1, 01990 Großkmehlen. Eintritt (Antikmarkt): 4,00 €, SZ-Card 3,00 €, Kinder bis 12 Jahren frei.

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                Was macht eigentlich - die Zittauer Mandaukaserne?

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                Nicht nur Freunde: Eingeworfene Fenster an der Hauptfassade

                Zittau – Es ist wieder still geworden, um Zittaus größtes Gebäude, die 1868/69 unter Leitung des Stadtbaumeisters Emil Trummler errichtete 102er-Kaserne. So freut sich der interessierte Beobachter einstweilen an Meldungen über den sympathischen Falkennachwuchs, der das dritte Jahr in Folge in dem traditionsreichen Bau das Licht der Welt erblickt. Und doch grenzt es an ein Wunder, daß die Kaserne mit ihren 200 Räumen und 12 000 m² Nutzfläche zwischen Stadtzentrum und Südvorstadt bis heute den Zeitläuften trotzt, der geplante Abriß in letzter Stunde verhindert werden konnte. Nachdem Notsicherungs- und Sanierungsarbeiten neue Perspektiven zu eröffnen schienen, standen Mitte 2017 immerhin 3,9 Millionen Euro Fördermittel aus dem Bundesbauministerium im Raum, rückte ein Erfolg in greifbare Nähe.

                Doch der Traum zerplatzte, nachdem sich Eigentümer Thomas Göttsberger und die Stadt Zittau nicht auf ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept zu einigen vermochten. Nach einem Stadtratsbeschluß verzichtete die Stadt Zittau im Herbst 2017 jedenfalls auf die in Aussicht gestellten Fördermillionen. Tragisch dabei, daß gerade die Zittauer Hochschule als potentieller Mieter damals keine Aussagen zu ihrem Flächenbedarf treffen konnte, und die von der Stadt geforderte Bankbürgschaft über die Gesamtbausumme ohne entsprechende Mietverträge nicht zu haben war.

                Daß das denkmalgeschützte Bauwerk nicht nur über Freunde verfügt, zeigt sich dieser Tage in Form von leeren Fensterhöhlen an der Fassadenfront. Um die 100 Fensterflügel werden gerade neu verglast, damit der morbide Charme der alten Dame auch künftig seine Wirkung tut. Aller Skepsis zum Trotz, geht es dabei um mehr als nur Kosmetik, zeigt sich in der Wiederherstellung der gewohnten Ordnung gleichwohl die ausdauernde Überzeugung der Zittauer Kasernenretter, daß der Dornröschenschlaf des stadtbildprägenden Monuments auch mal ein Ende haben wird. Irgendwann.

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                  Zwölf farbige Bilder aus den Tagen der Kurfürstlichen und Königlich Sächsischen Post 1770 bis 1865 (1)

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                  Kursächsischer Postmeister 1770

                  Dresden – 1925 erschien unter genanntem Titel in Dresden die zweite Auflage eines Mäppchens mit 12 Farbreproduktionen von Ölbildern, die einst im Auftrag des (1917 in Großgraupa verstorbenen) Geh. Postrats Karl Thieme entstanden waren. Der sächsische Postrat hatte im Laufe einer über fünfzigjährigen Dienstzeit auch eine Reihe postgeschichtlicher Abbildungen zusammengetragen, nach denen der Maler Gustav Otto Müller (1827-1922) dann jene repräsentative Dokumentation erschuf.

                  Es liegt in der Natur der Sache, daß der Ausführende ein Meister kostümkundlicher Darstellung und Kenner der sächsischen Verhältnisse war. In Dresden geboren, hatte Müller 1842-46 an der Kunstakademie bei Ernst Rietschel, Julius Schnorr von Carolsfeld und Julius Hübner studiert. Ab 1865 wirkte der (vor allem als Militärmaler tätige) Künstler als Zeichenlehrer am sächsischen Kadettenhaus in Dresden, wurde 1870 Inspektor und 1908-10 schließlich Kustos der Königlichen Gemäldegalerie. In jungen Jahren hatte er manche seiner posthistorischen Motive noch selbst erlebt, die er nun in liebenswürdigen Bildern den Nachgeborenen zu überliefern wußte.

                  Eine stimmungsvolle Ergänzung aber sind Thiemes Erläuterungstexte, die einem das Herz warm werden lassen und in Streiflichtern einen plastischen Endruck jener Ära vermitteln, als Sachsen noch Kurfürstentum und Königreich war. In loser Folge dokumentieren wir nun sämtliche 12 Müllerschen Bilder, deren erstes mit „Kursächsischer Postmeister 1770“ untertitelt ist:

                  „In den alten Tagen, als die Post noch unbestritten die Landstraße beherrschte, als es noch keine Eisenbahn und Telegraphen gab, war der Postmeister eine gar wichtige und angesehene Persönlichkeit. In seinen Ställen stampften die Pferde, die er für den Wechsel der ‚Ordinair-Posten‘ und für die Extraposten bereit halten mußte, warteten die Postillione und ‚Postjungen‘, Stallknechte und der Wagenmeister auf seine Befehle. Mit allen Verhältnissen des Städtchens ist er genau vertraut, und wenn, wie es vorkommt, ein verliebtes Bräutlein auf der Adresse ihrer Epistel (lat. ‚Brief‘) seufzt: ‚Der Herr Postmeister wird sehr fleißig gebeten, diesen Brief cito (lat. ‚rasch‘) bestellen zu lassen, da gar viel daran gelegen!‘, so wird unser Postherrscher das volle Verständnis für solche Herzensnöte zeigen. Die Miene, mit der er den wetterfesten und stumpf ausschauenden Postillion abfertigt, ist dagegen sehr gemessen und streng. Aber zweifellos hat dieser Posttillion, der eine Reitpost befordern soll, ein schärferes Anfassen nötig, denn er macht etwas den Eindruck eines Liebhabers von einem tüchtigen Schäpschen. ‚Aber nicht zu tief in das Glas geguckt!‘, mahnte damals Heinrich Voß, der Dichter der ‚Luise‘, seinen Holsteinischen Postillion. Hoffentlich hat auch sein sächsischer Kamerad die gleiche Warnung des Herrn Postmeisters beherzigt.“ Fortsetzung folgt.

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                    Reloaded: Graf Mescinski und das polnische Königspaar in Kutno

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                    Schloß Malina (Kutno)

                    Kutno - Auf Zeitreise unterwegs ins barocke Polen. Schließlich sitzen seit 1697 sächsische Wettiner auf dem dortigen Thron. Im Auftrag Seiner Majestät August III. (1696-1763) reisen Exzellenz Graf von Wackerbarth-Salmur dem aus Warschau zurückkehrenden Königspaar entgegen. Die siebentägige Kutschfahrt führt über Guben, wo die schlesische Grenze passiert wird, und Posen geradewegs nach - Kutno.

                    In der zentralpolnischen Stadt gibt es 1750 ein barockes Postpalais, für den Kurfürst-König und seinen Hof errichtet, um während der Reisen zwischen den Residenzen Dresden und Warschau als Herberge zu dienen. Wackerbarth wird Vorkehrungen zu treffen haben, denn das königliche Paar nimmt einige Tage Quartier und will glänzend empfangen sein. Bevor die Reise schließlich weitergeht, erwartet Majestät huldvoll jenen Grafen Mescinski, dessen Oheim einst vergeblich versuchte, am Warschauer Hof in königliche Dienste zu treten: Wird der junge Mescinski dabei mehr Erfolg haben? https://www.sachsen-depesche.de/kultur/beim-grafen-wackerbarth-in-großsedlitz.html

                    Dem geht es eigentlich gut, sorgen doch Ländereien und sonstige Geschäfte seit langem für stattliche Erträge. Zuletzt konnte selbst Schloss Oporow verkauft werden, der alte Kasten, nachdem zuvor Malina, ein weißer Märchentraum, neu erbaut worden war. Nicht zuletzt genießen die Söhne des Grafen die beste Ausbildung an der Krakauer Universität, während die Gräfin wieder einmal nach Paris gereist ist, um daselbst die neuesten Moden und Manieren kennenzulernen …

                    Kein Grund zur Sorge also, wären da nicht diese merkwürdigen Geschehnisse um Schloß Malina, die verschwundenen Stallburschen, das geschändete Dienstmädchen, der simulierte Brandanschlag. Ging es am Ende gar um das Leben seiner Familie? Sollte er, Mescinski, sich nicht ein Herz fassen, die Gelegenheit nutzen, dem König reinen Wein einschenken? Um Hilfe bitten?

                    Wie die (fiktive) Geschichte weitergeht, kann das interessierte Publikum vom 3. bis 5. August 2018 vor Ort in Kutno miterleben, wo unter der Regie von Konrad Checinski und Uwe Müller alias Augustus Rex alias Graf Wackerbarth umtriebige Barockenthusiasten aus Sachsen und Polen ein facettenreiches Spektakel zur Aufführung bringen. Sachsen Depesche berichtet.

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                      1. Dresdner Ideen- und Kreativmarkt am 4./5. August

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                      Schmuck und mehr im Haus der Presse

                      Dresden – Auf der Suche nach dem ganz Besonderen, Handgemachten, Individuellen abseits der großen Kaufmärkte? Dann sind Sie am 4./5. August 2018 beim neuen Familien-, Ideen- und Kreativmarkt genau richtig. Rund ums Haus der Presse gibt es dann, parallel zum Antikmarkt an der Devrientstraße, einen kreativen Mix aus Kunst & Handwerk mit Schmuck, Holzspielzeug, Kindersachen, Handarbeiten, Kosmetik und vielem mehr für die ganze Familie.

                      So präsentiert das Nähstübchen Emily (https://www.stoffladen-dresden.de/) Patchworkstoffe zum Selbernähen, lädt die Dresdner Keramikmalstube nicht nicht nur Kinder zum Verzieren handgemachter Kunstwerke ein. Außergewöhnlichen Schmuck aus erlesenen Materialien bieten Susann und Thomas Männel von Pantercats, Art & Design (www.pantercats.de). Weiter sind dabei: Graca Korb- und Flechtwaren, Goldbach Paletten Möbel Freital, der Holzspielladen Dresden, Ecofacture Siebdruck, Cloud Art, Tedefamily, Hüllenreich aus Leipzig, Frischecredo, die Bechermanufaktur Dresden, Klimm Bamm Borium aus Pirna und das Comic Portal Dresden.

                      Die passende ästhetische Umrahmung stellt Ars Fantasio mit Digitalkunstwerken zu Star Wars, Marvel und DC Comics vor. Kinder können im Freien auf einer 9 Meter langen Riesenrutsche herumtollen und - als ob dies alles nicht genug wär - kommt am Sonntag die Visagistin Sarah Insam, um den weiblichen Besuchern ein passendesTages-Make-Up auf die sonnengestreßte Haut zu zaubern. Der Eintritt ist frei, jeder kann mitmachen!

                      4. und 5. August 2018, 9-17 / 9-15 Uhr, Haus der Presse, Ostra-Allee 20, 01076 Dresden

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                        „Theodor Körner und die Lützower Jäger“ - ein Vortrag von Lutz Reike am 24. August in Dresden-Loschwitz

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                        Theodor Körner (nach einer Kreidezeichnung seiner Schwester Emma)

                        Dresden – Nicht einmal 22 Jahre alt ist Theodor Körner (1791-1813) geworden. Sind auch die meisten seiner Gedichte, Erzählungen und Theaterstücke heute fast vergessen, ist Körner als „Dichter der Befreiungskriege“ und „Lützower Jäger“ noch immer populär. Doch wer waren jene Freiwilligen um den preußischen Major von Lützow, die aus fast allen deutschen Staaten kamen, und welches Schicksal erwartete den enthusiastischen Sachsen in ihren Reihen?

                        Vor allem Körners Zeitgenossen - und auch der Dichter selbst - können darauf Antwort geben, findet Lutz Reike vom Museum der Dresdner Frühromantik. Am 24. August 2018 wird der Museumpädagoge im Ortsamt Loschwitz einen Vortrag zelebrieren, bei dem auch neu vertonte Lieder des streitbaren Dichtersoldaten zur Aufführung kommen.

                        Veranstalter ist der „Schiller & Körner in Dresden e. V.“, ein junger Verein, der die beiden Dichter wieder stärker im Bewußtsein der Kulturstadt Dresden zu verankern sucht. Dessen besondere Sorge gilt demSchillerhäuschen, Dresdens kleinstem Museum. Hier soll Schiller, der auf Einladung von Christian Gottfried Körner, Theodors Vater, drei Sommer lang in Loschwitz weilte, die Ode „An die Freude“ vollendet haben.

                         

                        24.08.2018, 18.00 Uhr, Ortsamt Loschwitz, Grundstraße 3, 01326 Dresden.
                        Anmeldung bitte unter 0351/4888500 (Mo-Fr 9-16, Fr 9-14 Uhr).
                        Eintritt: EUR 3.- (zugunsten des Schillerhäuschens)

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                          Zwölf farbige Bilder aus den Tagen der Kurfürstlichen und Königlich Sächsischen Post 1770 bis 1865 (2)

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                          Kursächsischer Postillion von 1780

                          Dresden – Nachdem wir vor Wochenfrist mit der ersten Folge postgeschichtlicher Darstellungen nach Gemälden von Gustav Otto Müller (1827-1922) gestartet sind (https://www.sachsen-depesche.de/kultur/zwölf-farbige-bilder-aus-den-tagen-der-kurfürstlichen-und-königlich-sächsischen-post-1770-bis-1865-1.html ), hier nun eine Fortsetzung der 1925 erschienenen Dokumentation. Und wieder versetzt uns der Geheime Postrat Karl Thieme mit einer launigen Bildbeschreibung in jenes Zeitalter, als Sachsen noch ein Kurfürstentum war, und uniformierte Postbeamte auf Kutschböcken das Land durchmaßen. Diesmal geht es in die Oberlausitz, wo sich bis in unserer Zeit das kleine Volk der Sorben behauptet, dem auch unser „Kursächsischer Postillion von 1780“ anzugehören scheint:

                          „Wie gut kleidet unsern wackeren Hornbläser seine Postillionsgalauniform: das gelbe Kollett mit den blauen Rabatten und dem Vorstoß der Weste, der stattliche Schiffshut und die erbsfarbene Lederhose. Er ist zur Abfahrt fertig, hält die lange Peitsche in der Linken, und sein Extrapostzug stampft vor dem Posthause. Gewiß gehört der Mann zur Station in Bautzen. Seine Gesichtszüge deuten auf wendische Abkunft. Die Bautzner Posthalterei stellte aber gern Wenden ein, die als gute Pferdewärter und geschickte Fahrer geschätzt waren. Daß unser Postillion nicht vor dem alten Patrizierhaus bläst, in welchem Herr Brescius als Oberpostmeister der Oberlausitz das Szepter führt, wird seinen besonderen Grund haben. Der vornehme Fahrgast, auf welchen die Extrapost zur Reise nach Dresden wartet, hat sich gewiß beim Abschiednehmen versäumt, und der aufmerksame Postillion möchte ihn aus größerer Nähe mit kräftigem Signalruf an die wartende Extrapost erinnern. Die „Frau Postillion“, auch eine kräftige Wendin, ist über den Verzug nicht böse, ebensowenig der kleine Sprößling, der stillvergnügt dem Signalrufe des väterlichen Posthorns lauscht. Er wird wohl auch zu einem tüchtigen Postillion heranwachsen.“ (Fortsetzung folgt)

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                            24. Kräutersonntag am 19. August 2018 in St. Marienstern

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                            Kloster Marienstern (Lithographie, 1837)

                            Panschwitz-Kuckau – Für den 19. August, Sonntag nach Mariä Himmelfahrt, laden das Christlich-Soziale Bildungswerk Sachsen e. V. (CSB) gemeinsam mit Äbtissin Gabriela Hesse und den Schwestern des Konvents in das Ernährungs- und Kräuterzentrum zum 24. Kräutersonntag nach Panschwitz-Kuckau ein. Die 6.000 Quadratmeter großeGartenanlage im Kloster St. Marienstern vereint auch über 100 verschiedene Kräuterarten. Das Wissen um deren Wirkung, das Vertrauen in die Heilkräfte, die Gottes Schöpfung den Menschen schenkt, wird auch an diesem Tag wieder tausende Gäste zusammenführen.

                            Zur Eröffnung um 14.30 Uhr findet eine ökumenische Andacht mit Pater Dr. Johannes Müller und Pfarrerin Claudia Wolf aus Kamenz statt, wobei Besucher ihre mitgebrachten Kräutersträuße segnen lassen können. Auf dem Kräutermarkt bieten Händler und Hersteller ausgewählte Kräuter- und Naturprodukte, dazu Tipps und Informationen zu speziellen Anwendungen. Bastelangebote für Kinder laden zu phantasiereichen Kräuter-Kreationen ein. Für den musikalischen Rahmen sorgt die renommierte sorbische Blaskapelle „Horjany“, für das leibliche Wohl die Bäckerei Hubertus Selnack aus Panschwitz-Kuckau.

                            Die Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienstern besteht seit ihrer Gründung 1248 ohne Unterbrechung. Der Überlieferung nach wurde sie einst vom Kamenzer Burgherren Bernhard III. (1293-96 Bischof von Meißen) aus Dank für seine Errettung aus Lebensgefahr gestiftet. Gabriela Hesse OCist., die neugewählte Äbtissin, hat am 10. August 2018 ihre Weihe empfangen, 12 Nonnen bilden den Konvent. Die frommen Schwestern widmen sich dem Stundengebet, der Seelsorge, Arbeiten in Haus und Garten sowie der Betreuung behinderter Menschen.

                            19. August 2018, 14.30 - 16.30 Uhr, Ernährungs- und Kräuterzentrum im Kloster St. Marienstern, Ćišinskistraße 35, 01920 Panschwitz-Kuckau, Tel. 0151 / 52413242

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                              15. August – Mariä Himmelfahrt

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                              Mariä Himmelfahrt

                              Dresden – Obschon im protestantischenSachsen kein gesetzlicher Feiertag, begehen auchhier katholische Christen alljährlich am 15. August „Mariä Aufnahme in den Himmel“ (Mariä Himmelfahrt), das höchste Fest zu Ehren der Gottesmutter. Seit dem 6. Jahrhundert ist der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel bezeugt, was von Papst Pius XII. für die römisch-katholische Kirche 1950 zum Dogma erhoben wurde. An diesem Tag finden in Gottesdiensten auch sogenannte Kräuterweihenstatt, bei der zu Sträußen gebundene Kräuter durch Priester gesegnet werden. Vor allem Heil- und Gewürzkräuter werden gepflückt und nach der Weihe kopfüber getrocknet.

                              Der schöne Brauch geht auf eine Legende zurück, wonach die Apostel das Grab Marias nach drei Tagen öffneten, anstatt eines Leichnams jedoch duftende Blumen und Kräuter vorfanden. In alter Zeit sollten die geweihten Kräutersträuße im Volksglauben vor Unwettern oder Krankheit schützen, wurden auf Dachböden gehängt oder dem Futter beigemischt, auch Kindern und Jungvermählten ins Bett oder gar Verstorbenen in den Sarg gelegt. Auch in der seit 1248 bestehenden Zisterzienserinnen-Abtei St.Marienstern in Panschwitz-Kuckau (Landkreis Kamenz) wird Mariä Himmelfahrt gefeiert, findet am 19. August 2018 beim 24. Kräutersonntag eine ökumenische Andacht statt, bei der Kräutersträuße der Besucher gesegnet werden.

                              Und hier geht es zum 24. Kräutersonntag nach St. Marienstern: (https://www.sachsen-depesche.de/kultur/24-kräutersonntag-am-19-august-2018-in-st-marienstern.html)

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                                Hoftheater und Theaterplatz im Dresden der Biedermeierzeit

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                                Das Königliche Hoftheater zu Dresden (Umrißradierung von Gustav Täubert um 1845)

                                Dresden – Als Besucher im Dresden der Biedermeierzeit, der Hauptstadt des sächsischen Königreichs. Was gab es da nicht alles zu bestaunen: weltberühmte Kunstsammlungen und die Gemäldegalerie, jene als „Balkon Europas“ bewunderte Brühlsche Terrasse mit der großen Freitreppe, die Elbbrücke Pöppelmanns, das Hoftheater Gottfried Sempers, Zwinger, Alt- und Neumarkt mit Frauenkirche und noch weit mehr. Wie aber die so gewonnenen Eindrücke konservieren, welche auch fern der Elbe und noch für lange Zeit das Herz erwärmen sollten?

                                Die Photographie steckte noch in den Kinderschuhen, für die Postkarte war es noch zu früh, und ein Smartphone bewehrter Massentourismus war so unvorstellbar wie ein Weltraumflug. Allerdings existierte seit dem ausgehenden Mittelalter die Kunstform der Vedutenmalerei, der wirklichkeitsgetreuen Darstellung von Landschaft und Stadtbild. Den Virtuosen von Zeichenstift und Pinsel aber verdanken wir bis ins 19. Jahrhundert hinein eine Vorstellung – immer die älteste und manchmal die einzige – von unseren Städten und Dörfern aus alter Zeit.

                                Welch Reichtum an Überlieferung ist allein durch den Venezianer Bernardo Bellotto, genannt Canaletto (1722-1780) auf uns gekommen, der das Dresden des Augustäischen Zeitlalters - live und in Farbe – dokumentierte, wie es anschaulicher kaum gedacht werden kann. Auftraggeber der Vedutenmaler aber waren nicht mehr allein Hof und Adel, für deren Repräsentationsbedürfnis erstklassige Künstler engagiert und bezahlt werden konnten. Längst galt es auch den Wünschen des aufstrebendem Bürgertums und dem sich allmählich entwickelnden Tourismus zu entsprechen.

                                Dafür aber brauchte es keine großen Kunstwerke, vielmehr sachgetreue Abbildungen mit hohem Wiedererkennungswert, die als Radierungen oder später Lithographien vervielfältigt, koloriert und über den Buchhandel an das Publikum gebracht wurden. Gefragt war das richtige Gespür, um das Schöne, Typische und Repräsentative gekonnt in Szene zu setzen. Voraussetzung waren Persönlichkeiten, die die künstlerische Produktion auf spezielle Bedürfnisse des Marktes abzustimmen und die unternehmerische Seite auszufüllen in der Lage waren, Menschen wie - Gustav Täubert.

                                Der Sohn des Kunstmalers und Adrian-Zingg-Schülers Carl Gregor Täubert wurde am 21. Februar 1817 in Dresden geboren und studierte 1831 bis 1836 an der Kunstakademie, unter anderen bei Carl August Richter. Im Anschluß reiste er in Sachsen umher und zeichnete Bildvorlagen für namhafte Sammelwerke („Saxonia“, 1835-41; „Sachsens Kirchen-Galerie“, 1837-48; „Das Vaterland der Sachsen“, 1839-44 ). 1846 machte sich Täubert selbständig und gründete einen eigenen Kunstverlag. Nunmehr entstanden einige Tausend Lithographien, Souvenierblätter, zuvor aber Umrißradierungen, wie auch jenes, um 1845 in mehreren Variationen gedruckte Blatt: „Das Königl. Hoftheater zu Dresden“.

                                Dessen sonnenüberstrahlter Mittelpunkt ist das neue Hoftheater von Gottfried Semper. Nur wenige Passanten sind zugegen, doch unübersehbar verharren Miltärs mit aufgeflanztem Seitengewehr, die Wache befindet sich gleich nebenan, breitbeinig vor dem Musentempel. Begonnen 1838, war der Nachfolgebau des bisherigen Morettischen Hoftheaters im Stil der Neorenaissance errichtet und am 13. April 1841 mit Webers „Jubelouvertüre“ eröffnet worden. Hier wirkte Richard Wagner als Kapellmeister, fanden die Uraufführungen einiger seiner Musikdramen statt. Im September 1869 wird das Gebäude bei einem Großbrand untergehen. Der Spielbetrieb läuft in in einem Interimsbau weiter, bis 1871-1878 eine neues Opernhaus ersteht, das 1945 im Bombenhagel sein (vorläufiges) Ende findet.

                                Im Vordergrund ragt links der wuchtige Sockel der Katholischen Hofkirche auf, in deren Schatten emsiger Betrieb auszumachen ist. Zwei respektheischende Hofchaisenträger* in gelben Leibröcken sind bereits gestartet, um per Muskelkraft ein Edelfräulein durch die Residenz zu schleppen. Geduldig warten älteren Damen, eine hat es sich auf ihrem Koffer längst bequem gemacht, dann auf die nächste Sänfte, deren zweiter Träger wohl noch durch ein natürliches Bedürfnis verhindert ist.

                                Halbrechts flaniert ein elegantes Schwesternpaar, begleitet von Mutter und Bräutigam, gen Ausgustusbrücke, während die stadteinwärts reitenden Herren für den weiblichen Liebreiz entschieden keinen Blick zu haben scheinen. Ganz rechts im Bild die Zuckersiederei des reich gewordenenen Drechslermeisters Heinrich Wilhelm Calberla (1774-1836), eines der ersten bedeutsamen Industrieunternehmen der Landeshauptstadt, deren geräumiges Lokal wegen seiner guten Küche vom Theaterpublikum geschätzt wurde. 1853 entwickelt sich daraus das Hotel Bellevue (1945 zerstört), dessen klangvoller Name 1985 in einem Hotelneubau der Inneren Neustadt wiederauferstehen wird.

                                Es ist ungewiß, bis wann Gustav Täubert mit seinem Verlag den Zeitläuften zu trotzen vermochte. Die aufkommende Photographie (und das sich ab 1870 ausbreitende, neue Medium Postkarte) werden seine langjährigen Dienste nach und nach entbehrlich machen. Der „Gesammt-Verlags-Katalog des Deutschen Buchhandels“ verzeichnet noch 1881 auf immerhin 6 Seiten ein vielseitiges Programm mit Ansichtenalben und Erinnerungsblättern aus Dresden und der Sächsischen Schweiz, aber auch Teplitz, Prag, der Oberlausitz, Schlesien, dem Glatzer Gebirge, Posen, dem Harz, ein Rheinalbum, Ansichten vom Ahrthale, Thüringen, dem bayrischen Hochgebirge und Tirol.

                                Am 5. Februar 1913 ist der Verleger, dessen lebenslanges Thema die Dokumentation des vorindustriellen Sachsens war, im 96. Lebensjahr in Dresden gestorben. In seinen Bildern vermag er es noch immer, jene romantische Ära zum Leben zu erwecken, gedenken wir dankbar und mit Wehmut einer beschaulichen Epoche.

                                *Zu den Dresdner Chaisenträgern geht es hier: (https://www.sachsen-depesche.de/kultur/die-dresdner-chaisenträger-ein-ganz-besonderer-berufsstand.html)

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                                  26. August: „Tag des offenen Barockschlosses“ + Antik in Proschwitz

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                                  Neobarocke Pracht: Schloss Proschwitz

                                  Meißen – Das Weingut Schloss Proschwitz ist das älteste privat bewirtschaftete Weingut in Sachsen. Bis zur Reformation im Besitz der Meißner Bischöfe, kam einst ein großer Teil des sächsischen Messweins aus den Proschwitzer Weinbergen. Der Kursächsische Hofmarschall Carl Friedrich von Berlepsch erwarb das Anwesen 1790, durch Erbschaft fiel es an die Familie von Carlowitz. Schließlich heiratete Reichsgraf Clemens zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld 1901 auf Proschwitz ein, ehelichtedie Friederike von Carlowitz. Während des Zweiten Weltkrieges waren hier Kinder aus bombengefährdeten Regionen untergebracht. Ab 1990 kaufte Georg Prinz zur Lippe die elterlichen Weinberge und das 1945 enteigneteSchloss zurück, wo nun nach umfangreichen Sanierungsarbeiten Konzerte, Tagungen und Hochzeiten stattfinden.

                                  Zum „Tag des offenen Barockschlosses“ am 26. August 2018 öffnen sich die Proschwitzer Portale, werden Führungen durch das Areal geboten (Treffpunkt am Weinstand unter dem Hauptportal). In den Mittagsstunden kann man im Festsaal klassische Klaviermusik genießen. Kunst- und Antiquitäten, darunter erlesenes Meißner Porzellan, gibt es vor barocker Kulisse von10.00 – 18.00 Uhr. "Geschichten vom sächsischen und Meißner Wein" erzählt Jürgen Naumann, der jeweils 11.00 und 13.00 Uhr zu einer Weinbergwanderung einlädt. (3 €, Treffpunkt am Fuße der Proschwitzer Katzenstufen hinter dem Meißner Weinhafen).Für das leibliche Wohl sorgen Wildspezialitäten, Crepes, Langos, Thüringer Bratwurst und selbstredend Weine aus Proschwitz.

                                  Weitere Informationen: http://www.schloss-proschwitz.de

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                                    Zwölf farbige Bilder aus den Tagen der Kurfürstlichen und Königlich Sächsischen Post 1770 bis 1865 (3)

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                                    Kursächsischer Postillion 1790

                                    Dresden – Im Anschluß an die ersten beiden Folgen unserer Postgeschichte nach Gemälden von Gustav Otto Müller (1827-1922) hier nun eine Fortsetzung der 1925 erschienenen Dokumentation. Und wieder versetzt uns der Geheime Postrat Karl Thieme mit einer launigen Bildbeschreibung in jenes Zeitalter, als Sachsen noch ein Kurfürstentum war. Diesmal stellen wir einen „Kursächsischen Postillion mit ledigen Pferden“ vor, der die Dresdner Fahrpost, also (im Gegensatz zur „reitenden Post“) die Beförderung von Personen und sperrigem Gut mittels Postkutsche, von Königsbrück nach dem (damals noch sächsischen) 40 Kilometer entfernten Hoyerswerda erledigt hat und sich nun auf dem Heimritt befindet:

                                    „Der wackere ‚Postknecht‘ hat die Dresdner ‚Fahrpost‘ von der Station zu Königsbrück nach Hoyerswerda befördert und reitet nun mit seinen ledigen Rößlein wieder heim. Das ist keine anstrengende Arbeit, und der alte Postillion läßt sich dabei sein Pfeifchen schmecken. Ja, als er auf der nahen Wiese eine hübsche Bäuerin erblickt, die in Begleitung ihres Jungen Futter schneidet, knüpft er gern ein Schwätzchen mit ihr an. Wer wollte ihm das übelnehmen? Wenn der Fränkische ‚Einsiedelmann‘, von dem V. v. Scheffel in seinem ‚Gaudeamus‘ singt, sich bei der schönen Schnitterin verweilt, so kann man das unserm Postillion um so weniger verdenken, als die Gegend zwischen Königsbrück und Hoyerswerda weniger reizvoll ist, als die Main-Aue. Die beiden Postgäule aber lassen sich inzwischen das frische Gras schmecken, das ihnen der brave Junge zureicht. Und so sind alle Teile mit der Rast zufrieden.“ (Fortsetzung folgt)

                                     

                                    Hier geht es zu den vorangegangenen Folgen:

                                    https://www.sachsen-depesche.de/kultur/zwölf-farbige-bilder-aus-den-tagen-der-kurfürstlichen-und-königlich-sächsischen-post-1770-bis-1865-1.html
                                    https://www.sachsen-depesche.de/kultur/zwölf-farbige-bilder-aus-den-tagen-der-kurfürstlichen-und-königlich-sächsischen-post-1770-bis-1865-2.html

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                                      87. Dresdner Sammlerbörse am 8. September

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                                      Legendär: Mosaikhefte von Hannes Hegen

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                                      Es darf also wieder nach Herzenslust getauscht, ge- und verkauft, ja gefachsimpelt werden, und natürlich wird auch der „Sammler-Ruheraum“ für Diskretes zur Verfügung stehen. Außerdem besteht für Sammler und Vereine die Möglichkeit, über ihre Interessengebiete zu informieren. Mitgebrachte „Schätze“ werden unentgeltlich und kompetent bewertet. Kostenfrei gibt es numismatische und philokartistische Periodica, wie das neue Sammlerbörseninfo 2018, worin weitere Termine auf (Neu-) Gierige warten. Überzeugen Sie sich selbst!

                                      08.09.2018, Alte Mensa der TU, Dülferstraße 1, 01060 Dresden

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                                        Das „Trojanische Pferd“ am 1. September in Meißen

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                                        Das

                                        Meißen - „Umstritten“ im besten Wortsinn ist das „Trojanische Pferd“, ein Kunstprojekt des Vereins „Pro Mitsprache e. V.“ um Rene Jahn, Dresdens politischsten Hausmeister. Bereits im April hat die 5 Meter hohe Monumentalskulptur vor dem Dresdner Kulturpalast für Aufsehen gesorgt, um Ende Juni in Pirna Diskussionen anzuregen. Offenbar scheint der Mythos des hölzernen Pferdes, mit dem die Griechen das antike Troja nach zehnjähriger Belagerung durch eine List in die Knie zwangen, nicht nur den Initiatoren als Sinnbild einer als „besorgniserregend“ empfundenen Gegenwart.

                                        Am 1. September wird die Styropor-Großplastik am Heinrichplatz in Meißen zu erleben sein. Unweit des Marktes in der Altstadt gelegen, markiert dort ein Brunnen mit dem Denkmal Heinrichs I. (876-936) von Robert Henze den Beginn (ober)sächsischer Geschichte. Der ostfränkische König hatte einst (929 ) auf dem Hügel an der Elbe eine Burg erbaut, die zum Sitz der Markgrafen von Meißen wurde. Ab 1089 kamen diese aus dem Haus Wettin, welches die Geschicke der sächsischen Lande bis 1918 bestimmen sollte.

                                        Kein Zufall ist das Datum der Aktion, wählen doch die Meißner einige Tage später (9. September) einen neuen Oberbürgermeister. Mit dem parteilosen OB Olaf Raschke konkurrieren dabei der frühere Bürgerrechtler Frank Richter (parteilos), Martin Bahrmann (FDP), Joachim Keiler (AfD) und Heiko Lorenz von der Sächsischen Volkspartei. Insofern bietet die Idee von einem „Gesprächsangebot für die Meißner“ eine originelle Möglichkeit, jenseits verhärteter Fronten Argumente auszutauschen und dabei auch kritischen Stimmen ein öffentliches Forum zu bieten.

                                        01.09.2018, Beginn 12.00 Uhr, Heinrichplatz, 01662 Meißen.
                                        Weitere Informationen: https://www.facebook.com/Kunst-ist-frei-das-Trojanische-Pferd-494639054272516/

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