
Dresden – Im Weichbild der sächsischen Landeshauptstadt befinden sich um die 300 Brunnen und Wasserspiele. Damit zählt Dresden zu den brunnenreichsten Städten Deutschlands. Im Barockviertel Innere Neustadt, auf dem Platz hinter der Dreikönigskirche, steht der Rebekka-Brunnen. Ein Sandsteintrog von quadratischer Fläche, mit einer kreisförmigen Treppe umschlossen, darin eine schlanke Säule aus Eisenguss, welche die Figur der „Rebekka“ trägt. Zusätzlich befüllen vier Delphinköpfe je ein halbkreisförmiges Becken an den Außenseiten. Wann die Anlage ihren heutigen Namen erhielt, liegt im Dunkeln. Bis 1952 wurde sie als „Brunnen hinter der Neustädter Kirche“ bezeichnet.
Ein neuer Platz mit Brunnenanlage
Ursprünglich war besagtes Areal bebaut. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts suchte die Stadt die entsprechenden Grundstücke zu kaufen, deren Abriss eine angemessene Platzgestaltung ermöglichen sollte. Außerdem befand sich auf dem Gelände eine Leitung, die Wasser aus der Dresdner Heide nach der Neustadt führte. Um dem vorherrschenden Wassermangel zu begegnen, baten die Bürger den Rat der Stadt, das in den abzubrechenden Häusern befindliche Röhrwasser auf dem neuen Platz zur öffentlichen Entnahme zu belassen. Die Stadtväter hatten ein Einsehen und die städtischen Wasserwerke ein Projekt, wonach ein steinerner Brunnen zu errichten war, dessen Mitte den vorhandenen Röhrwasserständer aufnahm, der – anstatt eines bisherigen Löwen – eine runde Gaslaterne tragen sollte.
Im Jahr 1863 wurde gebaut. Die Bildhauer- und Steinmetzarbeiten bekam der Dresdner Künstler Carl August Hauptmann übertragen, welcher Mitte September dafür eine Rechnung über insgesamt 518 Taler vorlegte. Allein die Laterne schien nicht recht auf die Säule zu passen und mag zu manchem Spott Anlass gegeben haben, weshalb „sofortige Herabnahme“ angeordnet werden musste. Stattdessen bildet seit 1864 die Skulptur einer Wasserträgerin, die von Pohl & Comp. (Berlin) in Zink angefertigt wurde, den Abschluss.
Verfall und Wiederherstellung
Während der Brunnen die Luftangriffe des Frühjahrs 1945 weitgehend überstand, taten Witterung und Vandalismus in den Folgejahren ein Übriges. Schließlich musste die Anlage ihren Dienst einstellen, und auch die Brunnenfigur verschwand um 1952 spurlos… 1992 begann das Dresdner Stadtgartenamt mit Recherchen nach Bild- und Textquellen, im Oktober 1993 startete die Rekonstruktion. Unter der Regie der Metallrestaurierungs-Spezialisten Aust und Köckritz aus Ortrand, finanziert von der Dussmann-Stiftung, gelang die Wiederherstellung nach historischem Vorbild. Michael Boleslaw Karlowski modellierte an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein die Figur der Rebekka; Wasserbecken, Treppe und Delphine erneuerte der Steinmetzbetrieb Gönnert und Partner. Im Mai 1994 bekamen die Dresdner ihren Brunnen zurück.
Warum „Rebekka“?
Nach biblischer Überlieferung war Rebekka die Frau von Isaak, Abrahams Sohn und Mutter der Zwillinge Esau und Jakob. Abraham, Stammvater Israels, ließ einst seine Großnichte nach Kanaan holen, da sein Sohn keine der heidnischen Kanaaniterinnen heiraten sollte (1. Mose 24). An einem Brunnen vor der Stadt habe Abrahams Bote die gesuchte Frau erkannt, als diese ihm Wasser reichte und seine Kamele tränkte, ganz wie er es von seinen Gott Jahwe erbeten hatte. Die Brunnenszene aber wurde zum beliebten Sujet in der bildenden Kunst. Und so wird auch die anmutige Wasserträgerin an der Rähnitzgasse wieder für belebende Frische sorgen, wenn Mitte April die Dresdner Brunnensaison beginnt.
Literatur: Detlef Eilfeld / Jochen Hänsch: Das Dresdner Brunnenbuch. Wasser in seiner schönsten Form, Band I, Dresden 2013.
Hier kann man sich ein (bewegtes) Bild vom Rebekka-Brunnen und seinem barocken Umfeld machen: https://www.youtube.com/watch?v=BL3w8Y8B6a8
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