Dresden – In wenigen Tagen feiern auch die Sachsen das Osterfest, jenes älteste und höchste Fest der Christenheit. Neben den christlich-jüdischen Wurzeln prägen dabei ebenso heidnische - germanische wie sorbische - Ursprünge Inhalt und Form dieser Tage. Doch während insbesondere die evangelische Amtskirche mit den Parteien um die bessere Politik wetteifert, kennen immer weniger Menschen die spirituellen Grundlagen der Ostertage, die unseren Altvorderen noch selbstverständliche Gewißheiten und Bestandteil ihrer Identität waren.
Schon in den Jahren nach 1933 gab es Bestrebungen, Ostern als „deutsches Frühlingsfest“ zu entchristlichen und im Rückgriff auf das überkommene Brauchtum die germanisch-heidnische Tradition in den Vordergrund zu stellen. In der atheistischen DDR setzte sich die Entwicklung hin zum folkloristischen Familienfest mit Osterspaziergang und Schokoladenosterhasen fort, während besonders in katholischen Gegenden, wie dem Eichsfeld oder der Oberlausitz, treu an der christlichen Überlieferung festgehalten wurde.
In unserer säkularen Welt wird das Fest als „Mega-Event“ einer ganzen Industrie im Stil eines platten Konsumismus zelebriert, hinter dem jede Spiritualität längst verschwunden scheint. Und doch folgen immer mehr Menschen, eines leeren Materialismus müde, gerade in jenen Tagen einer inneren Stimme und gehen auf die Suche nach den verlorenen Ursprüngen, dem Heiligen; ein Bestreben, das sich angesichts der islamischen Herausforderung noch als Überlebensstrategie erweisen könnte. Worum also geht es beim anstehenden Osterfest? Um den Frühling? Das ewige „Stirb und werde!“ des Lebens? Um Gott?
Ostern (lateinisch pascha, hebräisch pessach) ist die jährliche Auferstehungsfeier Jesu Christi, der, nach christlicher Auffassung, als Sohn Gottes den Tod überwunden hat. Da im Neuen Testament Tod und Auferstehung Jesu in eine Pessach-Woche fielen, bestimmt der Termin des jüdischen Hauptfestes auch das Osterdatum: am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond (zwischen 22. März und 25. April). Die Osterzeit beginnt mit dem Ostermorgen und endet nach 50 Tagen mit Pfingsten. Indes läßt sich das deutsche Wort „Ostern" nach Jacob Grimm von „Ostara (indogermanisch für „Morgenröte“) ableiten. Der germanischen Frühlingsgöttin Ostara aber huldigten unsere Vorfahren zur Tag- und Nachtgleiche am 21. März oder zum ersten Vollmond. Es sind also verschiedene Bezugsebenen, die sich im Laufe der Jahrhunderte überlagerten und in wechselnder Intensität den Charakter einer jeweiligen Epoche prägen.
Was wird an welchem Tag gefeiert?
Palmsonntag (25. März) - Mit dem letzten Sonntag vor Ostern beginnt die Karwoche (kara = Klage, Kummer, Trauer). Gedacht wird des feierlichen Einzugs Christi in Jerusalem, dem die jubelnde Bevölkerung Palmzweige auf den Weg streut. Da dies gleichzeitig der Beginn des Leidensweges Jesu ist, mischen sich Freude und Trauer. Seit dem Mittelalter werden diese Ereignisse in Palmsonntagsprozessionen nachgestellt, die im katholischen Eichsfeld, in der „Heiligenstädter Palmsonntags-Prozession“ unter Mitwirkung von Tausenden von Gläubigen bis heute ihren überwältigenden Ausdruck findet.
Gründonnerstag (29. März) – Der fünfte Tag der Karwoche leitet die österlichen Feierlichkeiten, die Zeit der heiligen drei Tage ein (Triduum Sacrum). Die Passion Christi – Leiden und Sterben Jesu - hat begonnen. Christen gedenken des letzten Abendmahls vor der Kreuzigung. In katholischen Kirchen wird die Abendmahlsmesse gefeiert und der Ritus der Fußwaschung vollzogen, so wie Christus am Vorabend seines Todes den Jüngern die Füße wusch. In alter Zeit war Gründonnerstag noch Anlaß öffentlicher Sündenvergebung. Während in den Kirchen bis zum „Gloria“ in der Osternacht die Glocken verstummen, versprechen heidnische Gründonnerstagsbräuche beim Verzehr von grünem Gemüse und Kräutern eine über das ganze Jahr anhaltende Wirkung. In Teilen der Oberlausitz hat sich ein Heischebrauch erhalten, bei dem Kinder von Haus zu Haus ziehen, um Süßigkeiten zu erbetteln, so beim Gründonnerstag-Singen in Ostritz.
Karfreitag (30. März) - Im Mittelpunkt dieses Tages steht die Kreuzigung Jesu in Erwartung seiner Auferstehung. Freiwillig nahm der Gekreuzigte Sünde und Schuld aller Menschen auf sich, denen dadurch Sündenvergebung und ewiges Leben zuteil wird. Der in ganz Deutschland begangene „stille Feiertag“ ist der Buße, dem Fasten und Gebet gewidmet. Ein katholischer Gottesdienst beginnt in der Regel um 15.00 Uhr, der überlieferten Todesstunde Jesu. Den alten und eigentlichen Kern der „Feier vom Leiden und Sterben Christi“ bildet der Wortgottesdienst mit den biblischen Lesungen, den Abschluß eine Kommunionfeier und der dem Volk erteilte Segen. Die Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, geht auf das Karfreitagsgeschehen zurück.
Karsamstag (31. März) Der Ostersamstag ist der Tag zwischen Kreuzigung und Auferstehung. Ruhe und Stille dominieren, münden in den feierlichen Gottesdienst der Osternacht. In Mitteldeutschland werden am Abend die Osterfeuer entzündet, mit deren Flammen unsere germanischen Vorfahren einst den Frühling begrüßten. Später wurden die Feuer vor der Kirche entfacht, heute eher am Rand von Dorf und Stadt, als Fest für Jung und Alt. Mit der katholischen Auferstehungsmesse in der Osternacht und dem evangelischen Gottesdienst am Ostersonntag wandelt sich Trauer zur Freude, wird das Fasten zum Feiern. In der katholischen Osternachtliturgie wird eine große geschmückte Osterkerze – Symbol des auferstandenen Gottessohnes - am neu entfachten und geweihten Osterfeuer entzündet und mit einem Lobgesang feierlich begrüßt.
Ostersonntag (1. April) Christus ist auferstanden! Zahlreiche regionale Bräuche feiern den Sieg des Lebens über den Tod. In katholischen Dörfern der Oberlausitz rüsten sich am Morgen die Männer zum Osterreiten. Um die 1500 Reiter nehmen an den Prozessionen im Sorbenland teil, wobei Christentum und vorchristliche Überlieferung in eins fallen. Im sorbischen Ostro gibt es bis heute das Ostersaatreiten: Zwar verkünden die Reiter die Wiederauferstehung Christi, aber sie reiten auch über die Felder, bitten um eine gute Ernte und Gottes Hilfe für Mensch und Tier. Seit über 400 Jahren findet das Bautzener Eierschieben am Protschenberg statt, eines der größten Volksfeste der Oberlausitz. Überall suchen die Kinder im Garten oder Haus nach bemalten Ostereiern, die seit jeher Fruchtbarkeit und neues Leben versinnbildlichen. Gebracht hat sie der (Oster-) Hase, ebenfalls ein Fruchtbarkeitssymbol!
Ostermontag (2.April) Laut Lukasevangelium begegneten an diesem Tag zwei Jünger dem auferstandenen Christus auf ihrem Weg nach Emmaus. „Doch sie waren wie mit Blindheit geschlagen“ und erkannten den Gottessohn erst am Ende des gemeinsamen Weges. Nach Jerusalem zurückgekehrt, berichten beide von der Auferstehung Christi. Aus dieser Überlieferung entwickelte sich der am Ostermontag (in Süddeutschland) gepflegte Brauch des Emmaus-Ganges, aus dem dann der weltliche Osterspaziergang mit der ganzen Familie wurde. Für so manchen Spaziergänger vielleicht eine Gelegenheit, angesichts der Herrlichkeiten der erwachenden Natur und ganz in sich gekehrt, einmal über die verschütteten Wurzeln des Osterfestes nachzudenken ...