
Dresden – Am 9. März vor 320 Jahren wurde Friederike Caroline Weißenborn in Reichenbach im Vogtland geboren. Als „Neuberin“ wurde sie berühmt. Mit ihren Reformen und Anregungen gilt die Theaterprinzipalin als Begründerin des modernen Schauspiels und Wegbereiterin des deutschen Nationaltheaters.
Nach dem frühen Tod der Mutter verbrachte Caroline freudlose Kinder- und Jugendjahre bei ihrem Vater in Zwickau. Doch der Notar und Gerichtsdirektor Daniel Weißenborn misshandelte seine Tochter. Mit ihrem Geliebten, dem Gymnasiasten Johann Neuber, wagte Caroline schließlich 1717 die Flucht. Das Paar heiratet bald darauf und schloss sich einer Schauspieltruppe in Weißenfels an.
Im Jahr 1727 gründeten die Eheleute ihre eigene Kompanie, die „Neuber’sche Komödiantengesellschaft“. Sie erhielten das sächsische Hofprivileg, in Leipzig einen festen Theaterbetrieb zu errichten. Streng achtete Neuber auf Ausbildung, Moral und Sitte der Schauspieler, kümmerte sich um deren Unterbringung und zahlte feste Gehälter. Damit aber förderte sie das Ansehen eines bislang wenig geschätzten Berufsstandes. Die Prinzipalin Neuber zog die besten Talente an ihr Theater, schrieb zahlreiche Vorspiele und Dramen und trat selbst als Schauspielerin auf. Doch mit dem Tod Augusts des Starken verlor sie 1733 ihre Konzession und musste wieder auf Tournee gehen. Nach einem Intermezzo in Lübeck, versuchte die umtriebige Theaterunternehmerin, in Hamburg Fuß zu fassen.
Seit dem 16. Jahrhundert dominierte der populäre „Hanswurst“ als derbkomische Figur in billigen Stegreifkomödien die deutschen Jahrmarkttheater und Wanderbühnen. Als Sinnbild des überkommenen Theaters soll ihn die Neuberin 1737 in Leipzig von der Bühne verbannt haben. Sie führte das Rollenstudium ein und sorgte für die originalgetreue Wiedergabe der Schauspieltexte. Mit der Aufführung von Theaterstücken von Gellert, Lessing und besonders Johann Christoph Gottscheds (1700-1766), der ihr besonders verbunden war, förderte sie eine neue Generation deutscher Bühnendramatiker. Im Sinne der Aufklärung hieß das, statt bloßer Unterhaltung von der Bühne herab sittlich-moralische Anschauungen zu vermitteln.
Zwischen 1734 und 1755 absolvierte sie zahlreiche Gastspiele im deutschen Sprachraum, unter anderem in Frankfurt am Main und Straßburg. In Dresden gastierte sie im Gewandhaus am Neumarkt. Auf Einladung der Zarin Anna ging das Ensemble nach Petersburg, wo die Künstler mit dem Titel „Hofschauspieler“ geehrt wurden. 1741 kehrte die Truppe nach Sachsen zurück.
Ausbleibender Erfolg erzwang 1750 schließlich die Auflösung des Theaterunternehmens. Ein Neubeginn als Schauspielerin in Wien misslang. Die preußische Bombardierung Dresdens im Siebenjährigen Krieg vertrieb Caroline Neuber aus Dresden ins benachbarte Laubegast. Dort starb sie zurückgezogen und in bitterer Armut am 30. November 1760 im Alter von 63 Jahren. Ohne Trauerfeier wurde sie auf dem Leubener Friedhof bestattet. Johann Wolfgang von Goethe setzte der außergewöhnlichen Frau als „Madame de Retti“ im Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ein literarisches Denkmal.
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