
Dresden – Am 4. Februar 1682 wurde Johann Friedrich Böttger als Sohn eines Münzmeisters im thüringischen Schleiz geboren. 14-jährig absolviert er eine Apothekerlehre in Berlin, was sein Interesse an der Alchemie weckte. Bekannt wurde Böttger, weil er seinem Apotheker vor Zeugen die Verwandlung von Silber in Gold demonstriert haben soll. Einer Einladung des brandenburgischen Kurfürsten entzog sich der „Goldmacher“ im Oktober 1701 durch Flucht nach Wittenberg in Sachsen. In einer Bittschrift schilderte er August dem Starken seine Fähigkeiten und bat um dessen Schutz.
In Dresden wurden Böttger Zimmer und Laboratorium im Haus des Statthalters Egon von Fürstenberg angewiesen. Der Kurfürst-König schrieb ihm, dass seine Freiheit eingeschränkt bleibe, bis er seine Fähigkeiten offenbart hätte. Zunächst wird er auf der Festung Königstein untergebracht, dann erfolgt der Aufbau eines chemischen Labors im Bünauischen Haus zu Dresden, später im Goldhaus.
Während die Experimente ihren Fortgang nahmen, bemühte sich Böttgers Mutter in Dresden vergebens um die Freilassung ihres Sohnes. Dem aber wurden wunschgemäß Arbeiter, Berg- und Hüttenarbeiter aus Freiberg, zugeteilt. Zwei Wohnräume im Residenzschloss bewohnte Böttger, dem auch die Teilnahme an den Lustbarkeiten des Hofes offenstand. Im Goldhaus machte er die Bekanntschaft des Gelehrten Walther von Tschirnhaus (1651-1708), der hier ebenfalls ein Labor betrieb. Doch im Juni 1703 flüchtete Böttger über Böhmen nach Enns in Österreich, wurde eingefangen und zurück nach Dresden gebracht. Er musste sich verpflichten, bis Ende 1705 Gold im Wert von zehn Millionen Talern und jährlich Gold im Wert von zweihunderttausend Dukaten zu liefern.
Im Januar 1704 standen sich König und Alchimist erstmalig persönlich gegenüber. Wieder und wieder drängte man Böttger, doch endlich Gold zu machen. Im September 1705 verlor der König die Geduld und befahl die Verbringung Böttgers auf die Meißner Albrechtsburg. Unter Hochdruck wurde weiter experimentiert, nur einheimische Rohstoffe durften Verwendung finden. Mit lokalen Tonerden gelang Ende Mai 1706 der Brand von rotem Porzellan, womit erstmals in Europa das Geheimnis chinesischer Porzellanherstellung entschlüsselt war! Böttger taufte es „Jaspisporzellan“, heute ist das rote Feinsteinzeug unter dem Namen „Böttgersteinzeug“ bekannt. Nun bekam die Jungfernbastei der Festung Dresden ein „Universallaboratorium“, oberhalb dessen Böttger ein Haus bezog. Ende 1707 erfand die Gruppe um Böttger, Tschirnhaus und Pabst von Ohain das weiße europäische Hartporzellan. 1708 errichtete Böttger nahe der Neustädter Dreikönigskirche eine Manufaktur für Delfter Fayencen. Als es ihm endlich gelang, die noch ungelöste Glasur als Voraussetzung für vollwertiges Porzellan zu entwickeln (1709), war der 29-Jährige bereits acht Jahre Gefangener des Königs.
Für Böttgers Freilassung aber erwartete August der Starke eine jährliche Lieferung von 600 000 Dukaten, bis die märchenhafte Summe von 60 Millionen Reichstalern erreicht sei. Im Juni 1710 wurde die erste europäische Manufaktur für Hartporzellan in der Meißner Albrechtsburg eingerichtet, Böttger wird technischer Leiter, später Administrator. Auf Drängen des Königs nahm er erneut die Arbeiten zur Goldherstellung auf. In Anwesenheit Augusts des Starken produzierte er am 20. März 1713 einen Gold- und einen Silberklumpen, beide sind heute in der Dresdner Porzellansammlung ausgestellt. Und auf der Leipziger Ostermesse gleichen Jahres stand nun auch weißes Porzellan aus Meißen zum Verkauf. Seine volle persönliche Freiheit erhielt Böttger am 19. April 1714. Er musste schwören, im Lande zu bleiben, das Geheimnis der Porzellanherstellung zu bewahren und ja, „endlich“ Gold zu machen!
In Dresden bezog er ein Haus am Pirnaischen Tor, doch seine ganze Kraft beanspruchte noch immer die Meißner Manufaktur. Ungemach drohte, als diese und Böttger selbst in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Und doch eröffnet auf dem Neumarkt damals das erste Porzellangeschäft Dresdens. Nach einer schweren Erkrankung wurde Böttger bettlägerig und starb am 13. März 1719 im Alter von nur 37 Jahren. Sein Grab auf dem Johannisfriedhof ist längst verschwunden. Das „Weiße Gold“ aus Sachsen aber, bezaubert noch immer ein internationales Publikum, was auch einem Berliner Apothekergesellen zu danken ist, der vor 335 Jahren geboren wurde.
- sachsen
- dresden
- kultur
- geschichte
- johann friedrich bottger
- konigreich sachsen
- wettiner
- haus wettin
- porzellan
- gold
- silber
- schleiz
- wittenberg
- alchemie
- pharmazie
- apotheke
- egon von furstenberg
- johann friedrich tiemann
- jaspisporzellan
- bottgersteinzeug
- fayencen
- festung konigstein
- porzellanmanufaktur
- meißen
- albrechtsburg
- friedrich zorn
- pabst von ohain
- hartporzellan
- walther von tschirnhaus
- johannisfriedhof