
Dresden – Das älteste Baudenkmal der Dresdner Neustadt ist der Jägerhof vis-à-vis dem sächsischen Finanzministerium. Nachdem die sächsische Kurwürde 1547 auf die albertinischen Wettiner übergegangen war, setzte in der nunmehr kurfürstlichen Residenzstadt Dresden eine intensive Bautätigkeit ein. Mit Schloss, Zeughaus (Albertinum) und dem Stallgebäude entstanden prachtvolle und berühmte Bauwerke der deutschen Renaissance. Auch rechts der Elbe, im damaligen Altendresden, wurde gebaut, entstand der „Jägerhof“.
Ursprünglich befand sich an seiner Stelle das Dresdner Augustinerkloster. Mit Einführung der Reformation in Sachsen (1539) aufgelöst, war dieses bis 1546 abgetragen worden. Kurfürst August (1626-1586) ließ stattdessen ab 1569 eine vierflügelige Menagerie errichten, den Jägerhof, in dem vor allem Raubtiere wie Löwen, Tiger und Bären für die Hofjagd gehalten wurden. Außerdem waren hier die zahlreichen Jagdhunde und -gerätschaften untergebracht. Im (bis 1617) aufgesetzten Obergeschoß befand sich ein mit Gemälden und Skulpturen ausgestatteter Jägersaal, der Repräsentationszwecken diente. Heute ist lediglich der Westflügel erhalten, dessen volutengeschmückter Südgiebel ein Altan ziert. Dem Gebäude vorgelagert sind drei achteckige Treppentürme mit sogenannten Welschen Hauben.
Quelle: Privatarchiv Bert Wawrzinek
Durch den Bau von stadtfernen Jagdschlössern wie Moritz- und Hubertusburg verlor der Jägerhof an Bedeutung und wurde später Teil einer Kavalleriekaserne der sächsischen Armee. Mit der 1877 erfolgten Fertigstellung der im Norden entstandenen Albertstadt, einem umfangreichen Kasernenkomplex, entfiel auch diese Nutzung. Schließlich wurden große Teile der Anlage abgerissen, in dem umgebauten Westflügel fanden eine Werkstatt, ein Lager und zwischenzeitlich auch ein Armenhaus ihr Domizil.
Der Maler und Mitbegründer des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Oskar Seyffert (1862-1940), hat den vom Abriss bedrohten Jägerhof gerettet. Zwischen 1911 und 1913 ließ der unermüdliche Volkskundler umfangreiche Sanierungsarbeiten durchführen, um das Landesmuseum für Sächsische Volkskunst unterbringen zu können. Mit 8.000 Exponaten wurde es im September 1913 eröffnet. Seinem Schöpfer und erstem Direktor zu Ehren trug es von 1927 bis 1949 den Namen Oskar-Seyffert-Museum. Bei der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 brannten die oberen Stockwerke aus. Lediglich das Erdgeschoß mit seinem Kreuzgratgewölbe aus der Entstehungszeit blieb im Original erhalten.
Doch schon im Dezember 1945 fand in den notdürftig hergerichteten Räumen eine erste Weihnachtsausstellung statt, 1950 wurde das Museum wiedereröffnet. Die Dresdner und die Freunde sächsischer Volkskunst aus aller Welt wissen ihren Jägerhof zu schätzen, erfreuen sich an dem Zauber erzgebirgischer Schnitzereien, sorbischer Volkstrachten, bedruckter Webereien aus der Oberlausitz, Bauernmöbeln und vielem mehr.
Seit 2005 hat eine der weltweit größten und bedeutenden Puppentheatersammlungen im Obergeschoß ihren Platz gefunden. Im gemütlichen Foyer aber empfangen den Besucher urige barocke Jäger aus Sandstein, die vordem die Fassade schmückten und nun als stumme Zeugen an die Ursprünge des einst der Jagd gewidmeten Hauses erinnern.
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