
Dresden – Jetzt ist es also heraus: Die FDP-Mitgliedschaften von Stadtrat Jens Genschmar (50) und Ex-Rätin Barbara Lässig (62) seien mit deren Kandidatur für die „Freien Wähler“ (FW) erloschen, teilte die Dresdner FDP zu Wochenbeginn mit. Damit trennt sich die Partei von den zwei populären, gleichwohl unbequemen Mitstreitern, findet eine mehrjährige Auseinandersetzung ihr Ende. Jetzt sei er eben ein „parteiloser Liberaler“, meint der Noch-FDP-Stadtrat lakonisch, „verbiegen“ lasse er sich jedenfalls nicht.
Genschmar, seit 14 Jahren Stadtrat und Begründer des Dresdner Fußball-Museums, wie auch „Skater-Mutter“ Lässig, die einst für die PDS und später FDP im Stadtparlament saß, waren wegen „rechtspopulistischer Äußerungen und Aktionen“ ins Visier der Kritik geraten. Jetzt haben beide die Flucht nach vorn angetreten und finden sich auf der aktuellen FW-Kandidatenliste für die Wahlen zum Dresdner Stadtrat am 26. Mai 2019.
Es ist ein buntes Völkchen, das „Sachsens größte Bürgerbewegung“ (24 % aller Mandate in Stadt- und Gemeinderäten) zu diesem Anlaß aufbieten wird, darunter, neben den Genannten, der Vorsitzende des Fernsehturmvereins Eberhard Mittag, der Schausteller Müller-Milano (Dresdner Weihnachts-Circus), „Dresdens politischster Hausmeister“ René Jahn, ein ehemaliger Dynamo-Fußballspieler, ein Gastwirt, eine Tankstellenbetreiberin und – Susanne Dagen.
Die ambitionierte Loschwitzer Buchhändlerin ist sozusagen zum Enfant terrible der Landeshauptstadt geworden und hat, als prämierte Vertreterin des städtischen Kulturbetriebs, in ihrem Einsatz für Meinungsfreiheit und andere bürgerliche Tugenden häufig gegen Gebote politischer Korrektheit verstoßen. Was ihr in manchen Kreisen verübelt wird, spekulieren die Freien Wähler offensichtlich, könnte doch das Wahlvolk interessieren.
„Einen neuen Politikstil“, verspricht Steffen Große (51), FW-Landesvorsitzender in Sachsen, wo allein 10 000 Mitglieder in 996 Wahlvereinigungen organisiert sind. Unideologisch will man nach Problemlösungen „vor Ort“ suchen, Sachverstand und mehr Bürgerbeteiligung seien wichtig. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Eine aktuelle INSA-Umfrage sieht die Wählergemeinschaft in Dresden bei einem Stimmenpotential von 18 Prozent.
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