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Zwölf farbige Bilder aus den Tagen der Kurfürstlichen und Königlich Sächsischen Post 1770 bis 1865 (10)

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Sächsischer Landbriefträger 1859

Dresden - 1925 erschien unter obigem Titel die zweite Auflage einer kleinen Sammlung von 12 Farbreproduktionen nach Bildern, die einst im Auftrag des Geh. Postrats Karl Thieme (+ 1917 Großgraupa) entstanden waren. Im Laufe von fünfzig Dienstjahren hatte jener auch posthistorische Darstellungen zusammengetragen, wonach Gustav Otto Müller (1827-1922) dann seine Dokumentation erschuf. In den Erläuterungstexten führt uns Thieme stimmungsvoll zurück in jene Ära, als noch uniformierte Landbriefträger zu Fuß bei Wind und Wetter das Königreich durchmaßen, um auch die Dorfbewohner zuverlässig mit Briefen und Paketen zu versorgen. Die treuen Boten waren eine Institution und genossen das Vertrauen der Landbevölkerung, an deren Schicksal sie sozusagen „dienstlich“ Anteil zu nehmen wußten:

„Die postalische Vorsehung hatte unsern Landbriefträger im Gegensatz zu seinen städtischen Kollegen mit einem unscheinbaren, dunkelfarbigen Röcklein bekleidet. In den heißen Sommermonaten wird er damit, zumal wenn er neben der schweren Landbriefträgertasche auch noch mit einer hübschen Ladung von Paketen belastet war, gehörig geschwitzt haben. Aber er war ein unverdrossener Bote, der bei jeder Unbill des Wetters ohne Murren seine vier Meilen (= 30 Kilometer) ablief. Alle Dofbewohner hatten den gefälligen Mann gern. Auf dem Rittergute fand er in der ‚Leutestube‘ sein Mittagbrot bereit und im Pfarrhause sorgte die gute Frau Pastorin für ein paar Täßchen Kaffee. Das war besser als die mancherlei ‚Schnäpschen‘, die ihm hier und da als Zeichen der Erkenntlichkeit aufgenötigt wurden.

Denn der Landbriefträger, der damals Jahr aus Jahr ein dieselben Ortschaften zu belaufen hatte, während heutzutage praktischerweise periodisch mit den bestellenden Boten gewechselt wird, war der postalische Vertrauensmann des ganzen Dorfes bis in die ‚höchsten Kreise‘ hinein. - Das feingekleidete Fräulein auf unserem Bildchen, das den Landboten unterwegs abgelauert hat und ängstlich nach seinen Briefen späht, ist gewiß das Töchterlein des Herrn Rittergutsbesitzers, das eine heimliche Liebeskorrespondenz führt. Der höchste Festtag des Landbriefträgers war die Kirmes in dem großen Kirchdorf. Am Morgen steckte der vorsichtige Mann zwei blaue Schnuptücher zu sich, um die reichlichen Kuchenspenden einzubinden. Bei Regenwetter hatte freilich diese Art des Transportes ihre Schattenseiten ...“ (Fortsetzung folgt)

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