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Zwölf farbige Bilder aus den Tagen der Kurfürstlichen und Königlich Sächsischen Post 1770 bis 1865 (5)

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Dresden – Hier nun Folge 5 unserer postgeschichtlichen Dokumentation aus dem Jahre 1925 nach Gemälden von Gustav Otto Müller (1827-1922). Abermals vermittelt der Geheime Postrat Karl Thieme einen atmosphärischen Eindruck jener Ära, als Sachsen noch ein Königreich war, wo uniformierte Postbeamte auf Kutschböcken das Land durchmaßen. Die ersten Briefkästen gab es an der Elbe seit 1824 und auch die Briefmarke mußte (1840 in England) noch erfunden werden. Bis zum eigenen sächsischen Postwertzeichen, dem legendären „Sachsendreier“, waren es (1830) noch 20 Jahre Zeit. Lesen wir also, wie man sich im Sachsenland dennoch zu behelfen wußte:

„Noch bis 1830 gab es, auch in den größeren Städten unseres sächsischen Vaterlandes, je nur eine Postanstalt. Und da man in jenen Tagen noch keine Freimarken kannte, mußte jedermann, der sein Briefe frankieren wollte, solche am Postschalter einliefern. Die Sächsische Oberpostbehörde kam daher dem Publikum hilfreich entgegen, als sie zunächst in Leipzig und Dresden sogenannte ‚Briefsammlungen‘ einrichtete, wo man seine Briefe abgeben und das Porto bezahlen konnte. Diese Briefsammlungen waren meist in bequem gelegenen Kolonialwarenhandlungen der Stadt untergebracht, wo sie durch Postbedienstete, die mit der neugeschaffenen Würde als ‚Stadtpostboten‘ bekleidet waren, täglich fünfmal abgeholt und zum Postamt befördert wurden.

Unser Bildchen stellt uns einen solchen Unterbeamten in seinem mit langen Schwalbenschwanzflügeln prangenden gelben Fracke vor die Augen. Der Mann hat seine Dienstgeschäfte erledigt, aber der ‚Commis‘ (der Handlungsgehilfe), der auf der Schwelle des mit allerlei guten Sachen garnierten Ladens behaglich eine Zigarre pafft, hält ihn noch mit irgendeiner wichtigen Disputation fest. Die wohlbeleibte Frau Prinzipalin hinter dem Ladentisch macht kein zufriedenes Gesicht bei dieser Unterhaltung und wird vermutlich bald Gelegenheit nehmen, den Herrn Commis zu seinen Pflichten beim Syrupfasse und den Heringstonnen herein zu rufen.“

(Fortsetzung folgt)

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